Machtmissbrauch, Intrigen und pädophile Priester: Ein umstrittener Kinofilm über die Missstände in der katholischen Kirche bricht im konservativen Polen die Zuschauerrekorde
Rund drei Millionen Menschen lockte Wojciech Smarzowskis heftig diskutierter Spielfilm „Kler“ (übersetzt: Klerus) binnen zwei Wochen in die Kinos, wie aus Angaben der polnischen Branchenseite Box Office hervorgeht. Es sei der erfolgreichste Kinostart seit Jahrzehnten, berichteten polnische Medien. Nun wird der Hit aus Polen in Originalversion mit englischen Untertiteln auch in einigen deutschen Kinos gezeigt.
In Polen, dessen Einwohner zu mehr als 90 Prozent Katholiken sind, spaltet das kontroverse Werk die Gemüter. Der Film sei nicht objektiv und verteufle die Kirche, kritisierte Kulturminister Piotr Glinski, dessen nationalkonservative Regierungspartei PiS der Kirche nahesteht. Auch viele polnische Priester reagierten empört.
Filmemacher Smarzowski wehrt sich gegen die Kritik: Sein Film, der von den Schicksalen dreier Priester erzählt, solle auf unbequeme und meist verschwiegene Themen wie den Missbrauch in der Kirche aufmerksam machen. Dafür sollte Polens Kirche endlich Verantwortung übernehmen, forderte er in polnischen Medien. Kritikern zufolge wird sexueller Missbrauch in der Kirche in Polen oft vertuscht.
Neben aller Kritik erntet Smarzowskis Film bei vielen Polen, darunter auch Geistlichen, Lob. „Kler“ könne zum Nachdenken anregen, meinte der ehemalige Sprecher der polnischen Bischofskonferenz, Jozef Kloch, im Sender TVN24. «Wenn ein Geistlicher sich in dem Film wiedererkennen sollte und dadurch sein Leben ändert, ist das ein positiver Effekt», sagte Kloch. [dpa]
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