Kinos erobern mit Konzerten und 3D-Fußball neue Zielgruppen

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Nur Film war gestern. Das Kino will neues Publikum erobern, mit Oper live aus der MET in New York, Popkonzerten und Fußball in 3D. Die digitale Kinotechnik macht’s möglich. Es gibt aber noch Verbesserungsbedarf.

Eine Dame im Abendkleid rauscht durchs Foyer des „Capitol“-Kinos in Schwerin, auch ein paar schwarze Anzüge fallen auf in der Menge von Jeansträgern. Angekündigt ist große Oper, live übertragen aus der Metropolitan Opera (MET) in New York auf die Kinoleinwand in der ostdeutschen Provinz – in HD-Bildqualität und mit ausbalanciertem Dolby Surround-Klang. Sekt perlt, Popcorngeruch geht mit Parfumduft eine eigenwillige Verbindung ein. Nicht nur in Schwerin: Alle paar Wochen ist Opernabend in mehr als hundert deutschen Kinos zwischen Flensburg und Görlitz, Rostock und Konstanz.

Im Herbst beginnt die sechste Spielzeit, in der ein Münchener Verleiher Live-Übertragungen aus New York anbietet. Am 15. Oktober singt Anna Netrebko in Donizettis „Anna Bolena“, zwei Wochen später dirigiert James Levine Mozarts „Don Giovanni“. Am 21. Januar 2012 tritt Placido Domingo in der MET-Produktion „The Enchanted Island“ mit Musik von Händel, Rameau und Vivaldi auf. Der Schweriner „Capitol“-Kinoleiter Dirk Mattenklott liebt diese Abende, zu denen schon mal einige hundert Opernfans pilgern. „Ich finde das einfach zeitgemäß, ohne Druck, ohne Zwang, alle Altersgruppen treffen sich“, sagt er.

Oper auf der Großleinwand ist einer von diversen Versuchen der Lichtspielhäuser, neue Publikumsschichten zu gewinnen. „Das ist eine Option, die seit der Digitalisierung des Kinos zunehmend genutzt wird“, sagt Andreas Kramer vom Verband HDF Kino in Berlin. Der Verband repräsentiert nach eigenen Angaben drei Viertel aller Leinwände in Deutschland. Kramer berichtet von Überlegungen, Sportereignisse auf der Leinwand zu zeigen. Erste Versuche, Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 live und in 3D ins Kino zu bringen, verliefen aber eher enttäuschend. Die Technik war noch nicht ganz ausgereift.

Die Güstrower Kinoleiterin Brita Verfürth berichtet indes begeistert von der 3D-Liveübertragung eines Popkonzerts der „Fantastischen Vier“ im vorigen Sommer: „Das kam sehr gut an, das Publikum hier hat getanzt und abgerockt.“ Das Ganze in 3D, das sei toll gewesen. „Man dachte, man kann die anfassen“, erzählt sie. „Das zieht natürlich ungemein“. Übertragungsrechte für Popkonzerte bekommt längst nicht jedes Kino – es muss möglichst weit abgelegen sein vom Auftrittsort. Das Güstrower Lichtspielhaus will sich demnächst wieder bemühen.

Ältere Kinos, die noch über eine Bühne verfügen, gehen auch Wege jenseits der Filmleinwand. Im Schweriner „Capitol“, in den 1930er Jahren errichtet, treten an knapp hundert Abenden im Jahr Künstler im größten der fünf Kinosäle auf, der 700 Zuschauer fasst. Bands, Comedy, politisches Kabarett der Spitzenklasse mit Stars wie Georg Schramm oder Urban Priol – Publikum aus ganz Norddeutschland zieht es dann nach Schwerin.

„Warum soll man nicht Nebenstandbeine aufbauen, wenn man die Möglichkeit dazu hat?“ fragt Theaterleiter Mattenklott. Wer zum Kabarett oder wegen der Oper komme, lasse sich vielleicht auch zum Besuch eines Filmes anregen und umgekehrt. „Je mehr Leute hier durchlaufen, umso besser“, sagt Mattenklott. „Ich denke, dass sich das potenziert“. [Iris Leithold]

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