Ab dem 26. Januar ist die französische Tragikomödie „The Artist“ mit Jean Dujardin auch in den deutschen Kinos zu sehen. Dujardin verkörpert darin den Stummfilmstar George Valentine, dem es nicht gelingt, mit dem Wechsel hin zum Tonfilm zurechtzukommen.
Nahezu keinen wichtigen Filmpreis hat das Stummfilmdrama von Regisseur Michel Hazanavicius bisher ausgelassen. Zuletzt räumte „The Artist“ drei Golden Globes in den Kategorien Bester Film (Komödie oder Musicla), Bester Hauptdarsteller (Komödie oder Musical) und beste Filmmusik ab. „The Artist“ überzeugt! Nun fehlt nur noch der wichtigste Filmpreis überhaupt: der Oscar, für den sich die französische Produktion immer mehr in die Favoritenrolle schiebt. Eine durchaus erstaunliche Bilanz für einen Film, den anfänglich keiner drehen wollte.
Die Zukunft des Kinos leuchtet eigentlich in 3D. Doch statt Hightech triumphiert nun ein Film ohne Dialoge und ganz in Schwarzweiß. „The Artist“ mutet anachronistisch an. Dennoch wird er mit Auszeichnungen und Nominierungen überschüttet. Drei Nominierungen bei den SAG-Awards, zwölf Nominierungen für die British Academy Film Awards – die wichtigste britische Filmauszeichnung -, eine Goldene Palme in Cannes für Jean Dujardin als bester Schauspieler. Und nicht zu vergessen: den Palm Dog Award für Uggie.
Michel Hazanavicius schwimmt mit seinem Stummfilmstar George Valentin, dessen Karriere durch den Tonfilm ein abruptes Ende findet, völlig gegen den Strom. Wen erstaunt es, das den Film anfänglich keiner drehen wollte. „Alle lachten mich aus, als ich von meinem Projekt erzählte, alle, Freunde, Schauspieler und Produzenten“, gestand der Filmemacher und Drehbuchautor.
Auch Dujardin, der mit dem französischen Filmemacher bereits zwei James-Bond-Parodien, „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ und „Lost in Rio“, drehte, sagte zunächst „Nein“. „Ich habe Michel eine Abfuhr erteilt, das habe ich aber sofort bereut“, gestand der Schauspieler in einem Interview.
Die Rolle fiel Dujardin schwer. „Er war zunächst etwas verloren. Denn er ist ein Schauspieler, der durch den Charakter der Stimme in eine Rolle schlüpft“, bestätigte Hazanavicius.
Statt Dialogen gibt es erstklassige Mimik. Dujardin spielt George Valentin als zuerst selbstverliebten Charmeur, der sich in seinem Erfolg sonnt. Das Publikum liegt ihm zu Füssen und die Frauen himmeln ihn an. Eines Tages begegnet ihm Peppy Miller, ein Starlet, das ihr Glück in Hollywood zu finden hofft. Von ihrem Lächeln verzaubert, verhilft er ihr zu einer Nebenrolle, nichtsahnend, dass die junge Frau im Charlestonlook ihm als zukünftiger Star des Tonfilms die Schau stellen wird.
Valentin zerbricht am schnellen Ende seiner Karriere, fällt in Depressionen und sucht seinen Kummer im Alkohol zu vergessen. Viel Musik und der kleine treue Hund Jack begleiten ihn in seinem inneren Drama. Dujardin überzeugt auch ohne Worte, nur durch Mimik und Handlungen macht er die tiefsten menschlichen Gefühle sichtbar.
Auch wenn Hazanavicius rein formal einige originelle Überraschungseffekte eingebaut hat, wie das Glas, das plötzlich klingt, als er es abstellt, so als wäre mit dem Tonfilm unsere Hörfähigkeit geboren, ist sein Film durch und durch klassisch. Der 44-Jährige wollte bewusst keinen avantgardistischen Stummfilm im Stil des Kanadiers Guy Maddin drehen. Er wollte einen charmanten Mainstreamfilm, wie er sagte. Mehr nicht.
Vielleicht klingt bei dem verdienten Erfolg des Films aber auch eine gewisse Nostalgie nach einer Zeit an, in der die Welt weniger laut und Dezibel geschädigt war. Hazanavicius hat auf Unterhaltung, Witz und Emotionen gesetzt – und gewonnen.Kinokritiken im Überblick
[Sabine Glaubitz/fm]
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