Kinokritik: Steven Spielbergs Pferde-Epos „Gefährten“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Steven Spielberg hat das Pferde-Epos für sich entdeckt und heimste mit demdramatischen Familienfilm „Gefährten“ gleich sechs Oscar-Nominierungen ein.Darin wird die Geschichte des Bauernsohns Albert und seines treuen Wallachs Joey erzählt, welche durch die Schrecken des Ersten Weltkriegs voneinander getrennt werden.

US-Regisseur Steven Spielberg ist so umtriebig wie selten zuvor. Seine spektakuläre „Tim und Struppi“-Adaption feierte erst im Herbst Premiere, die Dreharbeiten zum Präsidenten-Biopic „Lincoln“ mit Daniel Day-Lewis in der Titelrolle sind bereits abgeschlossen. Da kommt nun auch noch das Pferde-Epos „Gefährten“ in die deutschen Kinos.
 
Der dramatische Familienfilm mit dem etwas handlungsspezifischerem Originaltitel „War Horse“, der vom Schicksal eines Pferdes inmitten der Wirren des Ersten Weltkriegs erzählt, ist für sechs Oscars nominiert, darunter auch in der Königskategorie Bester Film.
 
In gewisser Hinsicht ist „Gefährten“ ein typischer Spielberg-Film geworden. Ohne Scheu vor Sentimentalität und großen Gefühlen, mit stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen, hochkarätigen Darstellern und einer dramatischen Story über Freundschaft und Verlust. Jüngere Zuschauer ab 12 Jahren dürften hier mitfiebern, aber auch als Erwachsener kann man sich dem Sog der Geschichte trotz etlicher Klischees kaum entziehen.
 
Die Geschichte des Pferdes Joey, das in den mörderischen Strudel desErsten Weltkriegs gerät, basiert auf einem in Großbritannien sehrbeliebten Roman des Jugendbuchautors Michael Morpurgo von 1982. KeineFrage, die Briten lieben ihre Pferde. Die Londoner Premiere von“Gefährten“ Anfang Januar wurde gar geadelt durch die Anwesenheit vonPrinz William und seiner Frau Kate am Vorabend des 30. Geburtstags vonHerzogin Kate.

Inmitten saftiger Wiesen und idyllischer Hügel in Dartmoor beginnt die Saga vom Wallach Joey, der vom Bauernsohn Albert (Jeremy Irvine) aufgezogen wird. Aber die Zeiten sind hart, der Acker steinig, der Pächter unbarmherzig, und so müssen Alberts Eltern, die fleißige Bäuerin Rose (Emily Watson) und ihr trinkfreudiger Gatte Ned (Peter Mullan), den treuen Gaul an die britische Kavallerie verkaufen.
 
Joey zieht als Schlachtross mit den Engländern in den Krieg auf den Kontinent, der smarte Pferdeversteher Albert meldet sich freiwillig zum Kriegsdienst. Bald fällt Joey in die Hände der Deutschen, später findet er Unterschlupf bei einem Großvater und seiner elternlosen Enkelin. Die leben auf einem Bilderbuch-Bauerhof mit Windmühle – manchmal ist der Film so süßlich wie die Marmelade, die der herzensgute Großvater in seinem Regalen hortet.

Aber Spielberg zeigt auch durchaus deutlich die Schrecken des Krieges. Junge Deutsche, welchedesertieren, werden als Fahnenflüchtige erschossen. David Kross („Der Vorleser“), Leonard Carow und Maximilian Brückner vermitteln dabei sehr überzeugend die pure Angst vor dem anonymen Tod in der Schlacht und sind alles anders als reine Klischee-„Krauts“ in Uniformen.
 
Im Krieg sind alle Opfer, Mensch und Tier. So das Fazit von Spielbergs fast zweieinhalbstündigem Drama.Zwischen den Schützengräben am Ende des Krieges verheddert sich der wackere Wallach Joey schließlich im Stacheldraht und wird von einem Engländer und einem Deutschen in wundersamer Eintracht gemeinsam befreit. So kommt das Pferd zurück nach England und erlebt den Tag, als alle Glocken der Insel feierlich das Ende des wahnwitzigen Schlachtens verkünden.Kinokritiken im Überblick
[Johannes von der Gathen]

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