Plattitüden im Primatenkäfig: Das Wissenschaftsdrama „Planet der Affen: Prevolution“ verliert sich in Effekthascherei. Die fade Vorgeschichte zu den gleichnamigen Science-Fiction-Filmen aus den 60er und 70er Jahren ist vorhersehbar und unglaubwürdig geraten.
Das Know-how aus der Trilogie „Der Herr der Ringe“ ist kein Erfolgsgarant. Diesen Gedanken legt jedenfalls der Film „Planet der Affen: Prevolution“ nahe. Beteiligt an dem Wissenschaftsdrama sind nämlich sowohl der mit einem Oscar prämierte Kameramann der Tolkien-Reihe Andrew Lesnie als auch mehrere Effekte-Spezialisten des Fantasy-Spektakels „Der Herr der Ringe“.
Dennoch sind die Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans so sehr Kinder der digitalen Retorte, dass man sich fühlt, als müsste man gleich zum Joystick greifen, um bei ihren ausufernden „Jump-and-Run“-Spielen mitzumischen.Erwartungsgemäßer Plot
Selbst Zuschauer, die sich am Look des Films nicht stören, werden es schwer haben, dem Plot auch nur ein Quentchen Spannung abzuringen. Alles verläuft erwartungsgemäß: Der Wissenschaftler Will Rodman hat eigentlich gute Absichten. Ziel seiner Gen-Versuche an Primaten ist es, ein Medikament gegen Alzheimer zu finden. Doch der Boss seiner Pharmafirma Gen-Sys – dieser Name ist wohl eine Anspielung darauf, dass sich die Gentechniker wie in einer menschengemachten Genesis zu Göttern erheben – interessiert sich nur für Profite. Als die Experimente nicht die Erfolge bringen, die sich Wills Chef verspricht, lässt er zunächst einfach alle Versuchsaffen töten.
In der zweiten Forschungsreihe gerät dann erst recht alles aus dem Ruder. Die Menschen verlieren komplett die Kontrolle über ihren wissenschaftlichen Wahn. Die vor Intelligenz strotzenden Tiere befreien sich und schlagen zurück.Evolution wird zur Revolution – oder auch nicht
„Evolution wird zur Revolution“, wie die Werbung des Films vollmundig verkündet – aber außer einer unglaublichen Menge splitternden Glases sowie einiger Hundertschaften lächerlich hilfloser Polizisten, denen es nicht im geringsten gelingt, den superschlauen Affen zu trotzen, hat nicht mal der Showdown besonders viel zu bieten und wird trotz einer episch überfrachteten Schlacht auf der Golden Gate Bridge vermutlich nur den Puls der wenigsten Zuschauer höher schlagen lassen.
Durch den unerträglich vorhersehbaren Verlauf der Geschichte führen drei Hauptdarsteller: der Forscher Will (James Franco), seine Freundin Caroline (Freida Pinto) und der Schimpanse Caesar (Andy Serkis), den Will als neugeborenes Junges vor dem Tötungswahn seiner Firma rettet.Künstliche Kulleraugen
Die klugen Kulleraugen von Caesar, der sich zum Anführer der Primaten erhebt, wecken keine Rührung. Sie wirken schlechterdings zu künstlich.
Anders als im Fall der Figur Gollum in den Tolkien-Filmen passen die linkischen Bewegungsabläufe des Motion-Capture-Darstellers Andy Serkis, der auch Caesar verkörpert, einfach nicht zu einem Schimpansen. Die Gebärden von Affen sind unseren Sehgewohnheiten wohl zu gut bekannt und stellen augenscheinlich eine andere Herausforderung dar als ein nicht in der Wirklichkeit existierendes Fantasie-Wesen. Der verfehlte Film
Und dann sind da noch die bösen Jungs der Geschichte – allen voran der gewalttätige Affenwärter Dodge (Tom Felton, bekannt als Harry Potters Erzrivale Draco Malfoy) -, denen man ihre abfällige, tierfeindliche Haltung nun wirklich nicht abkauft.
Dass das Kino ein ähnliches Thema atemraubend spannend erzählen kann, hat Terry Gilliam mit seinem apokalyptischen Thriller „12 Monkeys“ gezeigt. Wie dort verbreitet sich schlussendlich auch im Drama „Planet der Affen: Prevolution“ das bei den Gen-Manipulationen freigesetzte Virus durch einen infizierten Flugpiloten auf der ganzen Welt. Die Pandemie ist unvermeidbar.
Das gilt hoffentlich nicht für eine Fortsetzung dieses verfehlten Films. Mit der künstlerischen Tragweite der gleichnamigen Science-Fiction-Satire aus dem Jahr 1968 kann dieser digitale Affentanz schließlich keinesfalls mithalten.
Kinokritiken der Woche – Archiv
[Franziska Bossy, dpa]
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