Von der Kritik verrissen, vom Publikum geliebt: Rowan Atkinsons brachialhumorige Agentenkomödie „Johnny English“ war eindeutig Geschmackssache. Jetzt legt Mr. Bean mit einer Fortsetzung nach.
Acht lange Jahre hat sich Johnny English alias Mr. Bean alias Rowan Atkinson mit seiner Rückkehr Zeit gelassen. Nun bringt der 56-jährige britische Komiker die Fortsetzung seiner James-Bond-Persiflage ins Kino: „Johnny English – Jetzt erst recht“ ist der etwas einfallslose deutsche Titel der Agentenkomödie.
Dafür strapazieren Atkinson und Regisseur Oliver Parker („Das Bildnis des Dorian Gray“) das Publikum dieses Mal mit deutlich weniger Brachial- und Fäkalhumor und bieten eine bessere Story. Besonders witzig wird es, wenn English seinem smarten Vorbild James Bond nacheifert und sich als Frauenheld versucht. Der erste „Johnny English“-Teil war von der Kritik verrissen worden, aber dennoch ein Publikumsrenner – die Zahl der Mr. Bean-Fans ist riesig.
Nur im Notfall würde der britische Geheimdienst MI7 seinen Agenten Johnny English noch einsetzen, dieser Mann ist einfach zu trottelig und versiebt jede Mission. Doch dann tritt genau so eine Notlage ein und English wird von seiner Chefin Pegasus (Gillian Anderson aus „Akte X“) aus seinem tibetischen Mönchs-Trainingslager zurück nach London geholt. Ihr Auftrag für English: Ein auf britischem Boden geplantes Attentat auf den chinesischen Premierminister Ping muss verhindert werden.
Von asiatischer Kampfkunst gestählt und mit neuem Selbstbewusstsein tritt English seinen Job an – und tritt sofort ins erste Fettnäpfchen, als er versehentlich die Bürokatze der MI7- Chefin aus dem Fenster des Hochhauses stößt. Doch bei der actionreichen Jagd auf die Bösewichte von London über Hongkong bis in die Schweizer Alpen zeigt sich Johnny English dann überraschend cool und mit britischem Understatement – denn warum sollte man bei der Verfolgung des Gangsters über stacheldrahtbewehrte Zäune klettern, wenn man auch einfach ganz lässig die im Hindernis versteckte Tür öffnen und durchspazieren kann?
Mit dem Nachwuchsagenten Tucker (Daniel Kaluuya) an seiner Seite, steuert English auch ohne große Erfahrung einen Helikopter locker ans Ziel – kurz mal runter zum Straßenschild fliegen, sich dann auf der Landstraße in die Reihe der Autos einreihen, die entsetzten Blicke der Fahrer einfach ignorieren. Fein persifliert wird auch der Büroalltag im inzwischen von einem asiatischen Elektronikkonzern gesponserten britischen Geheimdienst.
Da zeigen die kleinsten Gags die größte Wirkung, wie zum Beispiel der vertrackte Bürostuhl, der den mit todernster Mine Haltung bewahrenden English in der entscheidenden Sitzung mit dem britischen Premierminister abwechselnd langsam zum Zwerg schrumpfen und dann wieder zum Sitzriesen macht. Toll auch der vom MI7-Chefentwickler erfundene Super-Rollstuhl, der vor der Kulisse des Buckingham Palastes jeden Verfolger abschüttelt. Ganz nah am James-Bond-Vorbild
ist „Johnny English“ dann beim Showdown in den verschneiten Alpen inklusive Seilbahn-Turnerei.
Frei nach den aktuellen Bond-Filmen mit Daniel Craig ist schließlich auch English auf dem Weg, die echte Liebe zu finden: Die MI7-Verhaltenspsychologin Kate, gespielt von Ex-Bondgirl Rosamund
Pike, verknallt sich nämlich ernsthaft in den irren Agenten. „Johnny English 2“ ist kein Meilenstein der Agentenkomödien-Geschichte, aber durchaus solide Unterhaltung – und wie schon Mr. Bean gehört auch bei Johnny English ein Treffen mit der Queen zweifellos zu den Höhepunkten seines Lebens.Kinokritiken der Woche – Archiv
[Elke Vogel]
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