Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung gewann US-Schauspielerin Maryl Streep für ihre Darstellung von Margaret Thatcher die begehrte Goldstatue als beste Hauptdarstellerin. Seit dem 1. März läuft „Die Eiserne Lady“ auch in den deutschen Kinos.
Obwohl die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher bereits seit über 20 Jahren nicht mehr im Amt ist, ist sie im Bewusstsein der Briten noch immer fest verankert. Egal ob abgöttische Verehrung oder blanker Hass – eine Meinung über die ehemalige Politikerin hat nahezu jeder auf der brittischen Insel. Dementsprechend sorgte auch die Ankündung für die Verfilmung von Thatchers Leben schon früh für Wirbel, zumal es sich dabei nicht wirklich um eine politische Biographie handelt. Vielmehr beleuchtet „Die Eiserne Lady“ die frühere Politikerin unter einem ganz anderen Blickwinkel.
Bereits Monate vor dem Kinostart wurde im Vereinigten Königreich über „Die Eiserne Lady“ diskutiert. Die Urteile reichten schließlich von „flach“ über „respektlos“ bis hin zu „brillant“. Einig waren sich die meisten Kritiker nur in einem: Meryl Streep legt eine atemberaubende Darstellung hin. Nur folgerichtig, dass sie dafür den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann. Nun läuft der Film auch in Deutschland an.
Die Macher dürften erwartet haben, Kontroversen auszulösen – und das nicht nur wegen der generell gespaltenen Meinung zu der konservativen Tory-Politikerin. Denn statt eine vor allem politische Biografie zu erzählen, die den Fokus auf die Zeitgeschichte lenkt, haben sie sich für einen sehr persönlichen Ansatz entschieden. Ausgangspunkt ist Thatchers Demenzerkrankung, über die ihre Tochter Carol 2009 ein Buch herausbrachte. Darin berichtete sie, dass ihre Mutter an schlechten Tagen manchmal denke, sie sei weiterhin Premierministerin und ihr 2003 gestorbener Ehemann Denis lebe noch.
Szenen über die heutige Zerbrechlichkeit der einst für ihren scharfen Verstand und stählernen Willen bekannten Politikerin sind Ausgangspunkt für Rückblicke, in denen die politische Karriere der Kaufmanns-Tochter dargestellt wird.
Als junge Frau sieht sie ihren eigenen Vater über die Vorteile einer freien Marktwirtschaft und die Eigenverantwortung jedes Einzelnen sprechen. Sie erlebt den Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach, arbeitet selber im Geschäft mit. Ihr fleißiges Lernen bringt ihr einen Studienplatz in Oxford. Und mit wahrlich eisernem Durchhaltevermögen klettert sie in der Männerwelt der Politik für die Konservativen immer weiter nach oben. Parallel dazu heiratet sie und zieht zwei Kinder groß.
Nicht immer in historisch korrekter Reihenfolge wird ihre Zeit in Downing Street Nummer 10 nachgezeichnet – die Straßenschlachten, die sie mit ihrer harten Sparpolitik auslöst, ihr Kampf gegen die Gewerkschaften, der Falklandkrieg. Am Ende klammert sie sich an die Macht, wird aber von Parteikollegen gestürzt.
Die wichtigsten Ereignisse aus Thatchers politischem Leben sind alle da in „Die Eiserne Lady“. Dennoch hat man am Ende des Films nicht unbedingt das Gefühl, besonders viel über die Politikerin Thatcher erfahren zu haben. Wo lag ihr Antrieb? Wie fühlte es sich an, als die Menschen auf der Straße starben und ihr Hassparolen entgegenschlugen? Warum tat sie das, was sie tat? Und wie vereinbarte sie ihren Beruf und ihr Privatleben, den Frust ihrer Kinder und ihres Mannes?
Aus der Vielfalt der Erzählstränge steht vor allem das einfühlsame Porträt der Demenzkranken hervor, die die Verbindung mit sich und der Welt verliert. Der schleppende Gang der alten Dame, ihre Selbstgespräche, die trotz aller Verwirrung auf den scharfen Verstand schließen lassen, die Mimik, wenn sie die Welt nicht mehr versteht – Streep erfasst jede Nuance. Dabei hat auch die Maske, die unter anderem ihre Nase so modellierte, dass sie Thatcher ähnlicher sah, wahre Wunder gewirkt. Kritiker monieren allerdings, dass der Fokus auf die Demenz Thatchers Lebensgeschichte zu sehr eingeschränkt.
Thatchers Familie lehnte eine Einladung zur Vorführung des Films ab, sagte Regisseurin Phyllida Lloyd („Mamma Mia!“). Sie habe weder vor noch nach den Dreharbeiten mit jemandem von den Thatchers sprechen können. Wirklich erwartet habe sie das aber eigentlich auch nicht, erklärte sie: Sie könne verstehen, warum sich die Familie von einem Film über die „Eiserne Lady“ distanziert habe.Kinokritiken im Überblick
[Britta Gürke/fm]
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