Kim Novak – Hitchcock-Starlet mit Sexappeal

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Als Kim Novak 1958 in Hitchcocks Klassiker „Vertigo“ glänzte, galt sie in Hollywood längst als Sexsymbol. Mittlerweile hat sich die Amerikanerin komplett aus dem Filmgeschäft zurückgezogen.

Ihre verführerisch-rauchige Stimme hat sie noch: Sie sei stolz darauf, in Hollywood Spuren zu hinterlassen, säuselte Kim Novak im vorigen April – gerade 79 Jahre alt – vor dem Grauman’s Chinese Theatre in Los Angeles. Dort machte sich die Schauspielerin bereitwillig Hände und Schuhe schmutzig, als sie auf dem Vorplatz des historischen Kinos ihre Abdrücke in den feuchten Zement setzte. Neben Kollegen wie Charlie Chaplin, Frank Sinatra, Clark Gable und Marilyn Monroe.
 
Novak, die an diesem Mittwoch (13. Februar) 80 Jahre alt wird, hatte kurz vor ihrem seltenen Hollywoodauftritt schon für Schlagzeilen gesorgt. Vor der Oscar-Verleihung wetterte sie über den französischen Regisseur Michel Hazanavicius, weil er in seinem Stummfilm „The Artist“ Musik aus Alfred Hitchcocks „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ (1958) verwendet hatte. In einer ganzseitigen Mitteilung im Branchenblatt „Variety“ schimpfte Novak, sie fühle sich, als ob „mein gesamtes Werk von dem Film verletzt wurde“.

Novak war gerade 24 Jahre alt, als sie in dem düsteren Thriller eine mysteriöse Doppelgängerin spielte. Neben James Stewart jagte sie einem Millionenpublikum eine Gänsehaut ein. Sexy, blond und kühl – das war das Erfolgsrezept von Kim Novak, der „Sharon Stone der 50er Jahre“. Mächtige Hollywoodbosse hatten das junge Fotomodell zur Sexgöttin hochstilisiert, Alfred Hitchcock machte sie unvergesslich. Doch Novak grenzte sich schon früh von der Traumfabrik ab. „Sie wollten mich komplett verändern“, erinnerte sich die Schauspielerin später an ihre Hollywood-Jahre: „Es war immer so, als müsste ich darum kämpfen, etwas von meinem wirklichen Ich zu zeigen.“
 
Aus Protest gegen die Vereinnahmung durch die Studios flüchtete sie schon früh in die abgelegene Aussteiger-Gegend um Big Sur, dann weiter nördlich in den Nachbarstaat Oregon. Mit ihrem zweiten Ehemann, einem Tierarzt, und Pferden und Lamas lebt sie seit den 1980er Jahren auf einer Ranch. Für den Thriller „Liebestraum“ war sie 1991 zum letzten Mal vor die Kamera getreten.

Als Marilyn Pauline Novak kam die Tochter tschechischer Eltern 1933 in Chicago zur Welt. Ihr Show-Talent stellte sie erstmals als „Miss Deep Freeze“ auf einer Eisschrank-Werbetour quer durch die USA unter Beweis. In Hollywood jobbte sie kurz als Fotomodell und erhielt 1953 ihre erste Rolle in dem Streifen „Die lockende Venus“ an der Seite von Jane Russell.
 
Harry Cohn, der Boss des Columbia Studios, entdeckte die talentierte Blondine und baute sie mit Erfolg zum neuen Star auf. Novak sollte die schwierige Rita Hayworth ablösen, was ihr auch prompt gelang. Nach wenigen Filmen wie „Schachmatt“ (1954) und „Eine glückliche Scheidung“ (1954) wurde sie durch die Kinohits „Der Mann mit dem goldenen Arm“ und „Picknick“ schnell zum internationalen Star. Bei den Filmfestspielen in Cannes ließ sich Novak 1956 als „Neuentdeckung“ feiern. Ihre 12 Columbia-Filme brachten dem Studio Millionengewinne und Novak den Ruf als Sexgöttin ein.
 
Für Schlagzeilen sorgten auch ihre Beziehungen zu Stars wie Frank Sinatra, Cary Grant, Sammy Davis Jr. und Ali Khan. Ihre Kurz-Ehe mit dem britischen Schauspieler Richard Johnson, ihrem Mitspieler aus „Die amourösen Abenteuer der Moll Flanders“, ging nach dem Kinostart 1965 schnell auseinander. Für Billy Wilder trat sie in der Komödie „Küß mich Dummkopf“ vor die Kamera. 1978 reiste sie für Dreharbeiten zu dem Streifen „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ nach Berlin.
 
Nach einem Auftritt in der Fernsehserie „Falcon Crest“ erhielt die Schauspielerin Ende der 80er Jahre noch einmal einige Filmrollen. An der Seite von Oscar-Gewinner Ben Kingsley wirkte sie 1990 in dem Drama „Die Kinder“ mit. 1997 kam Kim Novak erneut zur Berlinale, um den Goldenen Bären für ihr Lebenswerk zu erhalten. Damals schrieb sie auf der Ranch in Oregon bereits an ihren Memoiren. Doch dieses Projekt nahm im Sommer 2000 ein plötzliches Ende, als ihr Farmhaus samt Hollywood-Memorabilien bis auf die Grundmauern abbrannte.Archiv
[Barbara Munker/ps]

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