Keanu Reeves: Klassischer Film schon in wenigen Jahren tot

Hollywoodstar Keanu Reeves befürchtet, dass der klassische Zelluloid-Film schon in wenigen Jahren ausgedient haben wird, denn die digitale Technologie sei unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Der analoge Film sei bald tot, so Reeves.

Analoger Film werde sich allenfalls noch in Nischen halten können, meinte der „Matrix“-Star am Rande der Berlinale. Er bedauere dies sehr, denn man verliere dadurch ein Medium, welches hundert Jahre Filmgeschichte geschrieben hat. Der 47-Jährige hatte am Mittwoch bei der Berlinale seinen Dokumentarfilm „Side by Side“ vorgestellt. Als Produzent und Interviewer geht er darin der Frage nach, welche Auswirkungen die digitale Revolution auf den herkömmlichen Film hat.
 
Als Gesprächspartner holte Reeves Regielegenden wie Martin Scorsese, David Lynch, George Lucas, Steven Soderbergh und Lars von Trier vor die Kamera. Das Fazit: Bisher gibt es vielleicht noch ein „Side by Side“, ein Nebeneinander der beiden Technologien, aber das wird nicht von Dauer sein. Für sein eigenes Regie-Debüt „Man of Tai Chi“, eine Kung Fu Parabel, ist Reeves selbst bereits auf die digitale Technik umgestiegen.

„Ich habe ein sehr ehrgeiziges Drehbuch mit Aufnahmen an zwanzig Drehorten in China“, sagte der gebürtige Kanadier. „Der Produzent dachte, dass wir so mehr Dinge auf die Leinwand kriegen. Und ich denke, für eine moderne Optik ist das die richtige Entscheidung.“ Der Film soll voraussichtlich im nächsten Jahr in die Kinos kommen.
 
Trotz der Ausflüge ins Regie- und Produzentenfach will der begehrte Hollywood-Liebling jedoch auf die Schauspielerei nicht verzichten – „Auf keinen Fall, ich liebe diesen Beruf“, so Reeves. Noch in diesem Jahr soll das japanische Historiendrama „47 Ronin“ mit ihm in der Hauptrolle veröffentlicht werden. „Ich hoffe nur, dass mein Regie-Debüt mich nicht ganz aus dem Filmgeschäft hinauskatapultiert“, sagt Reeves, einer der höchstbezahlten Schauspieler Hollywoods, mit bescheidenem Lächeln.
 
Welche Bewandtnis es mit seinen abgetragenen beigen Schnürstiefeln auf sich hat, lässt sich der Beau unterdes nicht so recht entlocken. Die schrägen Schuhe begleiten ihn bei jedem der insgesamt 140 Interviews für „Side by Side“ und auch zur Premiere bei der Berlinale. „Ich glaube, ich bin einfach ein Ein-Stiefel-Mensch“, sagt er. Ob er auch ein Ein-Partner-Mensch ist, will er erst recht nicht wirklich verraten: „Ja. Nein. Ja. Nein. Ja…“, meinte er dazu. [Gespräch: Nada Weigelt]