Politiker der rechtspopulistischen AfD haben eine Einladung von Berlinale-Direktor Dieter Kosslick zum Dokumentarfilm „Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto“ von Roberta Grossman weitgehend ausgeschlagen.
Bis kurz vor Vorstellungsbeginn am Sonntagabend waren nach Angaben der Berlinale nur sechs Tickets angemeldet oder abgeholt worden. Vor dem Kino International in Berlin gab es bis zur Vorstellung keine besonderen Vorkommnisse.
Kosslick hatte den Film noch kurzfristig ins Programm genommen und dazu AfD-Politiker eingeladen. „Alle AfD-Mitglieder, alle Abgeordneten im Bundestag der AfD, werden kostenlos ins Kino dürfen. Von mir persönlich eingeladen. Ich bezahle jedes Ticket.“
Er hatte von der Hoffnung gesprochen, dass möglichst viele den Film sehen werden. „Und wenn sie dann noch sagen, das ist ein Fliegenschiss, dann muss ich sagen, sollte vielleicht jemand anderes einschreiten als die Filmemacher.“ Damit spielte er auf eine umstrittene Äußerung von AfD-Chef Alexander Gauland an, der die NS-Vergangenheit als „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte bezeichnet hatte.
Der Film schildert die Geschichte des 1941 gegründeten Untergrund-Archivs im Warschauer Ghetto. Es sollte dokumentieren, wie die Juden im Ghetto lebten und wie sie ermordet wurden.
Dass die Berlinale den Film zeigt, begründete Kosslick auch mit einem Eklat im bayerischen Landtag bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus. AfD-Abgeordnete verließen demonstrativ den Plenarsaal, nachdem die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, gesagt hatte, die AfD stehe „nicht nur für mich nicht auf dem Boden unserer demokratischen Verfassung“. [dpa]
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