Eine seemännische Personalie bewegt ganz Deutschland. Florian Silbereisen wird der neue „Traumschiff“-Kapitän. Wie wird man das eigentlich im echten Leben? Und warum denkt man immer an alte Männer?
Schlagersänger Florian Silbereisen hat auf Deutschlands beliebtestem ZDF-Kreuzfahrer MS „Amadea“ künftig das Sagen. Kapitänin Runa Jörgens hat der Deutschen Presse-Agentur erzählt, wie nah an der Realität ein so junger Chef auf der Brücke ist.
Frage: Frau Jörgens, Florian Silbereisen ist der neue Kapitän des Traumschiffs – was halten Sie von der Besetzung?
Antwort: Zunächst möchte ich Florian Silbereisen natürlich gratulieren zu diesem Karrieresprung als Seiteneinsteiger in die Seeschifffahrt und finde das sehr schön, dass es auch mal so gemacht wird, weil Seiteneinstiege in der Seeschifffahrt nicht ungewöhnlich sind.
Frage: Florian Silbereisen ist gerade einmal 37 Jahre alt. Wie realistisch ist das? Ein Kapitän eines großen Kreuzfahrtschiffes mit 37 Jahren?
Antwort: Es ist sehr realistisch und auch gerade in der Kreuzfahrt haben wir auch eine etwas berühmtere Dame, Frau Nicole Langosch, die ist gerade Kapitän bei Aida Cruises geworden mit 34 Jahren.
Frage: Warum haben wir immer das Bild von dem alten Seebär vor Augen?
Antwort: Ich glaube, da sind wir sehr durch Historie geprägt, weil man sich das auch durch alte Filme wie „Titanic“ vorstellt, dass das ein grauhaariger, sehr seriös aussehender alter Herr sein muss. Meistens mit Uniform und goldenen Knöpfen und vier Streifen auf der Schulter, damit auch jeder erkennt, dass er Kapitän ist. Und das prägt uns doch wesentlich. Mehr als das heute doch realistische Bild von jungen, dynamischen Menschen, die diese Aufgabe wahrnehmen.
Frage: Sie sind selbst Kapitänin und auch Ansprechpartnerin zum Thema Ausbildung. Wie wird man denn Kapitän?
Antwort: Also, in der Regel wird man Kapitän, indem man eine Ausbildung als Schiffsmechaniker von drei Jahren absolviert und einen Facharbeiter-Brief damit erwirbt und danach zu einer Fach- oder Fachhochschule seiner Wahl geht. Da schließt man dann ab mit dem nautischen Befähigungszeugnis und dann fährt man das Befähigungszeugnis aus. Und bis man dann Kapitän wird, dauert das so zwischen 10 und 15 Jahren – vom Schiffsmechaniker bis zu einem Kommando über ein Schiff.
Frage: Was muss man können? Welche Eigenschaften muss man mitbringen?
Antwort: Als Kapitän muss man dynamisch sein. Man muss kommunikativ sein. Man muss durchaus ein Verständnis für naturwissenschaftliche Fächer haben. Ich sag immer: Man muss eigentlich Mama, Papa, Psychologe, Arzt, Wirtschaftsboss und Mädchen für alles sein. Also: Man muss sehr offen sein, aber durchaus auch sehr eloquent in seinen Entscheidungen.
Frage: Muss man denn auch, wie Florian Silbereisen, für den Galaabend singen können?
Antwort: Also, singen muss man nicht unbedingt für den Galaabend. Aber wenn man kommunikativ ist und auch mal mit seiner Mannschaft zum Beispiel singt – Filipinos zum Beispiel singen sehr gerne Karaoke – und wenn man sich da mal mit seiner Mannschaft zusammen hinsetzt und ein Karaoke-Lied mitsingt, dann ist das durchaus eine sehr gute Eigenschaft. Weil man so auch mal erfährt, was neben dem täglichen Job an Bord mit seiner Mannschaft los ist. Singen und kontaktfreudig zu sein, ist nicht verkehrt. [Jennifer Weese]
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