Jolies „Unbroken“: Kriegsdrama mit zu wenig Emotionen

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Mit „Unbroken“ bringt Angelina Jolie ihr zweites Regiewerk ins Kino, in dem sie die Geschichte eines US-Amerikaners erzählt, der im Zweiten Weltkrieg in japanische Gefangenschaft gerät. Dabei liefert Jolie ein ambitioniertes Kriegsdrama ab, dem jedoch ausreicht Emotionen fehlen.

Ein Ehepaar tritt gegeneinander an. Gerade startete in den Kinos „Herz aus Stahl“ mit Brad Pitt (51) als gegen die Nazis kämpfendem US-Panzerkommandanten. Jetzt bringt seine Frau Angelina Jolie (39) ihre zweite Regiearbeit „Unbroken“ auf die Leinwand – die wahre Geschichte des US-Amerikaners Louis „Louie“ Zamperini (1917- 2014), der im Zweiten Weltkrieg den Absturz seines Kampfflugzeugs überlebt, 47 Tage auf offener See in einem Schlauchboot ausharrt und schließlich von den Japanern gefangen genommen und gefoltert wird.
 
Der Film hat eigentlich alles, was ein großes Hollywood-Epos braucht: Die tragische Lebensgeschichte von Zamperini. Ein ausgeklügeltes Drehbuch der legendären Regie-Brüder Joel und Ethan Coen („No Country for Old Men“, „Fargo“). Dramatische Filmmusik von Alexandre Desplat („Philomena“, „The King’s Speech“). Solide Darsteller wie Jack O’Connell („’71“, „300: Rise of an Empire“) als Louie und den japanischen Popstar Miyavi als seinen brutalen Peiniger. Als Regisseurin die weltberühmte, hinter der Kamera extrem ambitionierte Oscar-Preisträgerin Angelina Jolie. Und: Nach 137 Minuten voller Gewalt und Todesangst ein versöhnliches Ende.

Doch der aufwendigen Produktion fehlt eine entscheidende Zutat: Emotionale Anteilnahme und Wärme, wie sie differenzierter gezeichnete, auch mit Grautönen ausgestattete Charaktere hätten vermitteln können. So bleibt „Unbroken“ letztlich perfektes, aber allzu glattes „Überwältigungs-Kino“. Jolie will das Publikum im Strudel der dramatischen Ereignisse mitreißen – lässt es am Ende aber eher mit einem distanzierten, fast sachlichen Gefühl zurück.
 
Vor allem die ausufernden, blutigen Gewaltszenen bleiben im Gedächtnis und hinterlassen ein merkwürdig schales Gefühl beim Zuschauer. Zamperini macht in japanischen Kriegsgefangenenlagern Furchtbares durch. Mit seinem Aushalten und Durchhalten gibt er den Mitgefangenen Kraft. Die Demütigungen und Folterungen gipfeln in einer symbolischen Szene auf einem Kohle-Abladeplatz, in der Louie minutenlang einen schweren Balken an den ausgestreckten Armen in die Luft halten muss – und dabei an den gekreuzigten Christus erinnert.
 

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Vor der detailreichen Darstellung dessen, was Menschen sich gegenseitig antun können, war Jolie schon in ihrem zur Zeit des Bosnien-Krieges spielenden Drama „In the Land of Blood and Honey“ nicht zurückgeschreckt – was wiederum viele Zuschauer abschreckte.
 
In Rückblenden erzählt „Unbroken“ (basierend auf dem Roman von Laura Hillenbrand) auch von Zamperinis schwieriger Jugend bis zu seiner Teilnahme als Läufer bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin und illustriert damit pathetisch den Amerikanischen Traum, durch eigene Kraft und mit Ehrgeiz etwas Großes zu schaffen.
 
Jolie will mehr sein als der glamouröse Part von „Brangelina“. Sie will als Regisseurin und politisch denkende, kritische Zeitgenossin ernst genommen werden. Dabei hat sie das mit ihren humanitären Einsätzen als UN-Sonderbotschafterin bereits erreicht. Nach zwei Filmen über Krieg und gewalttätige Konflikte will Jolie demnächst dann auch wieder leichtere Kost ins Kino bringen: Für den Beziehungsfilm „By the Sea“ hat sie ihren Ehemann engagiert und steht auch selbst wieder vor Kamera. Es geht um die Ehe, so Jolie. „Das ist eine andere Art von Konflikt.“Kinokritiken im Überblick
[Elke Vogel/fm]

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