Ironischer Höhepunkt des Vampir-Booms: Depp in „Dark Shadows“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Dass Hollywood-Superstar Johnny Depp ein echtes Händchen für skurile Figuren hat, hat der Schauspieler schon mehrfach eindrucksvoll bewiesen. In seinem neuesten Projekt mimt nun einen durchaus eigensinnigen Vampir, der nach 200 Jahren Totenruhe ausgrechnet in den 70er Jahren wieder in die Zivilisation tritt. „Dark Shadows“ kam am 10. Mai in die deutschen Kinos.

Spätestens seit dem Hype um die „Twilight“-Saga erfahren die blutsaugenden Untoten eine wahre Hochkonjuktur in der Filmbranche. Doch Johnny Depps Vampir ist alles andere als der geheimnissvolle Klischee-Schönling, wie ihn „Twilight“ oder auch die TV-Serien „Vampire Diaries“ und „True Blood“ hervorgebracht haben. In seiner eleganten Art ungemein komisch, hat der Held aus Tim Burtons neuem Film zumindest das Potential, den ironischen Höhepunkt des Vampirfilm-Booms markieren.

Das Unheil nimmt seinen Anfang im Jahr 1752, als der kleine Barnabas mit seinen Eltern von England in die USA übersiedelt, um dort ein neues Leben zu beginnen. Zwei Jahrzehnte später scheint das geglückt zu sein: Barnabas ist reich und mächtig – bis der Frauenheld der sexy Hexe Angelique (Eva Green) das Herz bricht. Aus Rache verwandelt sie Barnabas in einen Vampir und begräbt ihn lebendig.

200 Jahre später machen die Arbeiter einer Autobahnbaustelle an der US-Ostküste einen seltsamen Fund. Als sie den im Erdreich gefundenen, mit dicken Ketten gesicherten Sarg öffnen, findet das Leben der Männer ein schnelles Ende. Doch Barnabas ist endlich wieder frei. Allerdings findet er sich im Jahr 1972 erstmal überhaupt nicht zurecht.

Vier von Barnabas‘ Nachfahren, darunter die von Michelle Pfeiffer gespielte Lady Elizabeth, leben noch in seinem mittlerweile völlig heruntergekommenen Schloss. Und der Vampir ist entschlossen, seine Familie und ihr marodes Fischerei-Unternehmen vor dem endgültigen Ruin zu retten. Was Barnabas nicht bedacht hat: auch Hexe Angelique ist unsterblich – und in allem Hass immer noch unsterblich in ihn verliebt.

Was folgt, ist die ganz große Johnny-Depp-Show. Sein herrlich hohlwangiger Vampir blickt aus dunkel umschatteten Augen und mit kreidebleichem Teint auf das seltsame Treiben seiner Verwandtschaft. Seine in schwarzen Strähnen ins Gesicht gekämmten Haare, die langen Krallenfinger, seine eleganten Umhänge und seine schwülstige Ausdrucksweise machen ihn zu einem höchst noblen Vertreter seiner Art.

Barnabas‘ antiquierte Vampir-Attitüden prallen auf die zwischen Spießigkeit und skurriler Lässigkeit pendelnden 70er-Jahre-Gewohnheiten seiner neuen alten Familie. Wunderbar, wenn sich der Vampir zum Schlafen senkrecht an die Gardinen hängt und sich nach dem Aufwachen fein säuberlich die spitzen Beißerchen putzt.

Regisseur Tim Burton („Alice im Wunderland“, „Mars Attacks!“, „Batman“) arbeitete bereits mehrfach mit Depp zusammen. Der 48-jährige Schauspieler ist Hollywoods Spezialist für Fantasy-Gestalten jeglicher Couleur: Er ist Captain Jack Sparrow in den „Fluch der Karibik“-Filmen, der verrückte Hutmacher in „Alice im Wunderland“, „Edward mit den Scherenhänden“ und Willy Wonka aus „Charlie und die Schokoladenfabrik“.

Burtons Film beruht auf einer in den späten 60er Jahre in den USA legendären TV-Serie. „Damals gab es nichts, was sich mit dieser Gothic-Seifenoper vergleichen lässt“, sagte der Regisseur der Zeitschrift „TV Movie“. „Als Kinder rannten wir nach Hause, um bloß keine Folge zu verpassen.“ Heute werden nicht nur die Kids ins Kino rennen, um den neusten Coup von Burton und Depp zu sehen.Kinokritiken im Überblick
[Elke Vogel/fm]

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