In der DDR war die Olsenbande Kult. Vor 50 Jahren lief der erste Film mit dem dänischen Gaunertrio. Vieles bleibt bis heute im Ohr. Der berühmteste Satz allerdings kommt im Original gar nicht vor.
Egon hat stets einen „genialen Plan“ – und landet am Ende doch im Knast. Eigentlich sind die Geschichten der dänischen Olsenbande schnell erzählt. Doch genau das – gepaart mit pfiffigen Ideen und schrägem Witz – macht sie zum Kult, auch 50 Jahre nach dem ersten Film. Für die Dänen sei die Olsenbande eine Herzenssache, meint Benny-Darsteller Morten Grunwald. Deutschland dagegen ist gespalten: Im Westen floppte das tollpatschige Gaunertrio – in der DDR war es ein Straßenfeger. Ende Juni strahlt das RBB Fernsehen zum Jubiläum 11 der 14 Krimikomödien erneut aus.
Der riesige Erfolg der vor allem in den 70er Jahren gedrehten Ganoven-Klamotten beim DDR-Publikum hatte die dänischen Schauspieler anfangs überrascht. Heute erläutert der 83-jährige Grunwald, die Filme seien soziale Satire gewesen. Der kleine Mann gegen die Reichen und Mächtigen. Dazu viel Improvisation und Einfallsreichtum, der dafür sorgte, dass sich so mancher Trabbi-Bastler in den Gaunern Egon (Ove Sprogøe), Benny (Morten Grunwald) und Kjeld (Poul Bundgaard) wiederfand.
Natürlich habe es in der DDR einfach viel weniger Filme im Fernsehen gegeben, sagt Grunwald, der als einziger der drei Hauptdarsteller noch am Leben ist. „Aber es war auch der Traum von Freiheit und einem anderen Dasein für dieses unterdrückte Volk.“ Wie viele Ostdeutsche träumen Kjeld und vor allem seine Frau Yvonne in den Filmen immer von Mallorca – und schaffen es doch nie hin.
Das Gaunertrio wird angeführt vom kleinen Egon, einem Tresorknacker mit Nadelstreifenanzug, Melone und Zigarre, der bei jedem Knast-Aufenthalt einen neuen „todsicheren“ und „genialen“ Plan ausheckt. Ein Stehaufmännchen, denn jeder seiner sicheren Pläne geht mit ebenso großer Sicherheit am Ende in die Grütze.
Benny ist der Fahrer, mit kariertem Sakko, immer zu kurzen Hosen und einem sehr charakteristischen tänzelnden Gang. Kjeld, der dritte im Bunde, steht völlig unter dem Pantoffel seiner Frau Yvonne. Der untersetzte und ängstliche Mann bekommt schnell ein schlechtes Gewissen, kann aber alles besorgen, was die drei Gauner für ihren Coup brauchen.
In Dänemark, meint Grunwald, sei die Olsenbande auch deshalb so gut angekommen, weil sie trotz aller Satire die Liebe zum Land zeige. In einer Jubiläums-Ausstellung mit Filmrequisiten ließ sich eine 67-Jährige kürzlich so sehr mitreißen, dass sie Egons genialen Plan einfach einsteckte. Als sie sah, dass sie beim Diebstahl gefilmt wurde, meldete sich die Frau bei der Polizei. Anders als Egon Olsen landete sie wegen ihres missglückten Coups jedoch nicht im Gefängnis.
Auch die dänischen Behörden beweisen bei der Olsenbande Humor. Die Straße, die auf den berühmten Knast etwas außerhalb von Kopenhagen zuführt, heißt inzwischen Egon-Olsens-Vej – jedenfalls zum Teil, denn das Gefängnis selbst wollte dann doch lieber seine alte Adresse („Gefängnisweg“) behalten. Nicht, dass der Name die Gefangenen zu sehr zu „genialen Plänen“ inspiriert.
Egons „genialen Plan“ gibt es auch in den deutschen Olsenbanden-Filmen. Doch nicht in allen Details entspricht die Defa-Synchronisation dem dänischen Original. Ein Dialog, in dem Nato-Geheiminformationen auftauchen, wurde (vermeintlich) entschärft. In der DDR-Fassung ist stattdessen die Rede von Informationen, „die so geheim sind, dass niemand weiß, ob man überhaupt wissen darf, dass man das gar nicht wissen darf“ – was das Ostpublikum prompt als Anspielung auf die Stasi verstehen konnte.
Und auch der wohl berühmteste Olsenbanden-Ausruf ist eine Erfindung der ostdeutschen Synchronsprecher. „Mächtig gewaltig“ gibt es im Original so nicht. Im dänischen ruft Gauner Benny „Skidegodt!“ – was so viel heißt wie „Scheißgut“ und den Übersetzern wohl zu unflätig war.
[Theresa Münch]
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