Das „Sketch History“-Team wagt sich an seinen ersten Kinofilm. Alles was in der Szene Rang und Namen hat, wird dafür aufgeboten. Das hilft aber alles nichts, wenn die Witze schlecht sind.
Am Ende des Films machen alle Darsteller zur Sicherheit nochmal unmissverständlich deutlich, dass zumindest sie auf der richtigen Seite der Geschichte stehen. Gemeinsam singen sie den Song „Die Party ist vorbei“ und bekennen: „Jeder jeden Tag drei Mal ’n Fleischgericht – wir haben nie genug gekriegt von diesem nicen Schitt! Wer konnte ahnen, dass die Menschheit so schnell pleite ist, dass die Idee vom „immer weiter wachsen“ Scheiße ist?“
Ungefähr auf diesem Level bewegt sich der gesamte Film „Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt„, der am 16. Juni ins Kino kommt. Hinter dem Geschichtsklamauk steht im Wesentlichen das Team, das für die ZDF-Comedy-Reihe „Sketch History“ verantwortlich zeichnete. Regie führt Erik Haffner, es spielen Comedians wie Bastian Pastewka, Max Giermann, Matthias Matschke, Holger Stockhaus und Alexander Schubert. In Gastrollen sind aber auch renommierte Schauspieler wie Ulrich Tukur als Erik der Rote, Axel Prahl als Sokrates und Tom Schilling als Graf von Stauffenberg zu sehen.
Dazu kommt wie schon bei „Sketch History“ eine äußerst aufwendige Ausstattung bei Kostümen, Masken und Kulissen. Was das betrifft, ist der Film ohne Zweifel mit viel Liebe zum Detail gemacht worden. Das Ergebnis ist gleichwohl enttäuschend. Zum einen bleibt es bei der typischen Abfolge von „Sketch History“-Episoden, es fehlt eine durchlaufende Spielfilmhandlung. Allenfalls kann man von einer notdürftigen Rahmenhandlung sprechen: 1977 schickt die Nasa die Raumsonde „Voyager“ ins All. Für den Fall einer Begegnung mit Außerirdischen bestückt das Team um Forscher Dr. Gerhard Friedle (Christoph Maria Herbst) die Sonde mit einer goldenen Scheibe, auf der die zentralen Begebenheiten der Menschheitsgeschichte abgespeichert sind. Eben diese Infos sind der Inhalt des Films.
Typisch-deutscher Steinzeithumor
Es ließe sich darüber hinwegsehen, wenn wenigstens die Witze gut wären. Aber das sind sie nicht. Mit deutschem Steinzeithumor kalauern sich die Comedians durch die Menschheitsgeschichte. Der Erste Weltkrieg wird zum Beispiel abgedeckt mit einem Junggesellinnen-Abschied im Niemandsland zwischen den Schützengräben. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Vertreterinnen der „Patriarchat unterwandernden Freifrauen“ (PUFF), die ihre Gegner mit vergifteten Schnäpsen aus dem Weg räumen. Im Presseheft heißt es dazu: „Die Mädels verfolgen einen gewitzten Plan (…) und nehmen mit moderner Kriegsführung den Kampf gegen die Feinde selbst in die Hand. Verführung antäuschen, vergiftete Schnäpse reichen, weiterziehen. Frauen bahnen sich ihren Weg eben deutlich subtiler durch den Kampf.“
Die Episode ist nicht nur vollkommen unlustig, sie zeugt letztlich auch von mangelnder Empathie mit jener Generation junger Männer, die von 1914 bis 1918 millionenfach in den Tod geschickt wurden. Mittlerweile muss jede Tragödie zur Belustigung herhalten. Der große Loriot (1923-2011) – der den Sprung vom Fernsehen ins Kino durchaus glänzend bewerkstelligte – vertrat die heute geradezu altmodisch wirkende Auffassung, dass es generell ein «furchtbarer Irrtum» sei, selbst aus jemandem wie Hitler eine komische Figur machen zu wollen. Man müsse wohl sehr jung sein, um das tun zu wollen, sagte der Humorist, der den Zweiten Weltkrieg noch als Soldat miterlebt hatte und im nächsten Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.
Heutige Komiker sind in diesem Punkt sicherlich anderer Meinung. Und ja, man wird wohl sagen können, dass es durchaus erlaubt ist, auch Witze über Menschheitskatastrophen wie Weltkriege zu machen. Eines wird man in diesem Zusammenhang allerdings auch festhalten dürfen: Wenn man sich an ein solches Megathema heranwagt, hat das schon eine gewisse Fallhöhe. Will heißen: Die Pointe muss dann einfach ziemlich gut sein, damit das Ganze bestehen kann. Nach Möglichkeit sollte ein aufklärerischer Ansatz vorhanden sein, idealerweise sollte einem das Lachen im Halse stecken bleiben. Dies ist bei „Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt“ an keiner Stelle gegeben. Der Film ist von vorne bis hinten eine geistlose Blödelei.
[Christoph Driessen]