Wie toppt man einen Überraschungserfolg wie „Guardians of the Galaxy“? Die Fortsetzung der Marvel-Weltraum-Oper setzt auf starke Charaktere, ein umfangreiches Star-Aufgebot und auf einen erneut schrägen Humor.
Filme mit Superhelden gibt es seit einiger Zeit häufig. Meist sind es gut aussehende und vor allem bestens trainierte Protagonisten, die die Welt vor dem Bösen retten. Auch deswegen war der Erfolg von „Guardians of the Galaxy“ vor rund drei Jahren so überraschend – auf den ersten Blick schienen die Hauptfiguren wenig Heldenhaftes an sich zu haben: der sprechende, so vorlaute wie knuddelige Waschbär Rocket. Frauenheld und Ex-Erdbewohner Peter Quill alias Star-Lord, gespielt von Chris Pratt. Gamora (Zoe Saldana), die grünhäutige Kämpferin und ihre Schwester, die blauhäutige Killerin Nebula. Und Groot, der einsilbige und gutherzige humanoide Baum.
Zusammen bewahrten sie als „Guardians of the Galaxy“ nicht nur unsere Galaxie vor dem Untergang. Sie feierten auch weltweit enorme Erfolge an den Kinokassen und spielten fast 800 Millionen US-Dollar ein. Die Beschützer der Milchstraße hielten sich zudem als erstes Werk aus dem Hause Marvel vier Wochen lang auf Platz eins der US-Kinocharts. Nun kommt, erneut unter der Regie von James Gunn, die von Fans heiß erwartete Fortsetzung des Weltraumabenteuers in die Kinos.
Durch ihren heldenhaften Einsatz im Vorgängerfilm haben sich Peter Quill und sein Team galaxienweit einen Namen gemacht. Auch diesmal sind die Außenseiter als Beschützer unterwegs. Quill aber muss sich noch einer ganz anderen Art von Herausforderung stellen: Da taucht plötzlich ein graumelierter, bärtiger Mann namens Ego auf, der behauptet, sein Vater zu sein. Als Kind war Quill nach dem Tod seiner Mutter von der Erde entführt worden, um unter Außerirdischen aufzuwachsen. Und dieser Ego nun will ihm weismachen, dass er nicht nur übermenschliche Kräfte hat, sondern auch unsterblich ist.
Auch Gamora muss sich ihrer familiären Vergangenheit stellen: Tief in ihrem, hinter cooler Fassade versteckten Herzen wünscht sie sich nichts sehnlicher als eine Versöhnung mit ihrer Schwester Nebula.
Neben allen familiären Dingen aber geht’s bei den „Guardians“ auch diesmal um nicht weniger als die Rettung des Universums. Dabei handelt es sich zwar um Science-Fiction, immer wieder fühlt man sich an Klassiker wie „Star Wars“ oder „Star Trek“ erinnert. Chris Pratt etwa hat seinen Peter so angelegt, dass man an den jungen Luke Skywalker denken muss. Figuren wie die grünhäutige Gamora kann man sich gut um Umfeld des Raumschiff Enterprise vorstellen.
Allerdings widersetzt sich das Weltraumabenteuer erneut eindeutigen Zuschreibungen – das machte schon den ersten „Guardians“-Film so reizvoll. Einen sprechenden Waschbären hat man in den, sich recht ernst nehmenden Weltraum-Sagas schließlich noch nicht erlebt. Der Humor der „Guardians“ ist neu und erfrischend. Zudem gibt es viele Momente, die eher an Superheldenverfilmungen à la „Avengers“ denken lassen; selbst den Einfluss von TV-Serien wie „Game of Thrones“ kann man hie und da erkennen.
Für Abwechslung sorgen Überraschungsauftritte von Größen wie Kurt Russell, der Peters Vater gibt und als Gott-ähnliches, auf einem paradiesischen Planeten lebendes Wesen ein böses Geheimnis birgt. Der 66-Jährige („The Hateful Eight“) erlebt im Kino gerade einen zweiten Frühling, ist auch im jüngst gestarteten achten Teil der „Fast & Furious“-Reihe zu sehen. Freuen dürfen sich auch Fans von Sylvester Stallone, der als Mitglied der gefürchteten Ravagers-Bande so frisch daherkommt wie schon lange nicht mehr.
Niemand aber in diesem an Figuren so reichen Film nimmt so sehr für sich ein wie Groot, der diesmal als Reinkarnation namens Baby Groot in Erscheinung tritt. Das winzige, baumartige Wesen (im Original mit der Stimme von Vin Diesel) ist ungemein liebenswürdig und wunderbar animiert. Und dass Groot tanzen kann, das stellt er in der Eröffnungssequenz, einer famosen Kampfszene rund um ein krakenartiges Monstrum, unter Beweis.
Neben Action hält der zweite Teil der „Guardians“ allerdings auch manch kontemplativen Moment parat. Dazu gehören etwa Versöhnungsszenen zum Ende des Films hin, die gehörig unter die Haut gehen – was nicht zuletzt an der flankierenden Musik liegt. Zum Finale ertönt „Father and Son“ von Cat Stevens, ein Stück, das hervorragend passt zum großen Thema des Films: Familie.
Schon im ersten Teil spielte die Musik der 60er- und 70er-Jahre eine wichtige Rolle, diesmal umfasst der Soundtrack Popperlen von Fleetwood Mac und anderen. Die Musik gehört zu den vielen Ingredienzien, die „Guardians of the Galaxy 2“ zu einem großen Weltraumabenteuer machen: wunderbare, teils atemberaubende Bilder, unvergessliche Kostüme, mit Humor gespickte Dialoge. Vor allem aber: tolle Schauspieler und Charaktere, die schlichtweg über mehr als 130 Minuten hinweg Freude bereiten.Kinokritiken im Überblick
[Matthias von Viereck/buhl]
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