Lukas Ammann spielte in den 60ern und 70ern „Graf Yoster“ – es war die Rolle seines Lebens. Noch heute halten ihn wildfremde Leute im Supermarkt halten für einen Adeligen. Nun wird der Mann hinter dem Grafen 100 Jahre alt.
Lukas Ammann hat dem TV-Adeligen Graf Yoster viel zu verdanken. Vor 45 Jahren startete im deutschem Fernsehen die Serie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“ mit Ammann in der Titelrolle. Die Reihe wurde Kult, Ammann zum Star der 60er und 70er Jahre. Ein Comeback hatte er knapp 20 Jahre später in der Serie „Die Fallers“ als Familienoberhaupt einer Schwarzwälder Bauernfamilie. „Ich bin dankbar für das, was ich erleben durfte“, sagt Ammann. Heute (29. September) wird er 100 Jahre alt.
Ammann ist in Basel geboren, er lebt seit Jahrzehnten in München. Eineenge Verbindung hat er mit Baden-Baden und dem Schwarzwald. Hier hat erhäufig gedreht, hat noch Kontakt mit Kollegen, schaut gelegentlich inden Studios des Südwestrundfunks (SWR) vorbei. „Ich habe nie so gelebt,dass ich 100 werden könnte“, sagt Ammann im Gespräch. „Arbeit bestimmtemein Leben.“ Sport und gesundes Ernährung waren für ihn nie ein Thema.Einzig: Mit über 80 hat er aufgehört zu rauchen. Sein hohes Alter istihm nicht anzumerken. Und klagen darüber mag er auch nicht.
Den „Graf Yoster“ trägt Ammann immer noch in sich. Dunkler Anzug, edleKrawatte, Einstecktuch, ein weißer Sonnenhut und ein vornehmerSpazierstock: Amann liebt den gepflegten Auftritt. „Mir war stilsicheres Auftreten immer wichtig“, sagt er.
Gut gekleidet, vornehm und mit ausgezeichneten Manieren präsentierte er sich auch als Serien-Adeliger. Er bildete mit Wolfgang Völz (heute 82) ein einzigartiges Duo, spielte einen aristokratischen Amateurdetektiv und Krimiautor. Völz war der Chauffeur mit krimineller Vergangenheit.
Die Serie in der ARD verschaffte Ammann große Popularität. „Graf Yoster gibt sich die Ehre“ lief von 1967 bis 1976. Gedreht wurden 76 Folgen – die ersten 24 Episoden noch schwarz-weiß, dann in Farbe.
„Graf Yoster begleitet mich bis heute“, sagt Ammann. „Ich werde häufigals Graf angesprochen. Sogar an der Bushaltestelle und im Supermarkt, woAristokraten ja eher selten anzutreffen sind.“ Auf einen Chauffeur kannAmmann allerdings gut verzichten: Auch mit knapp 100 Jahren fährt ernoch leidenschaftlich gerne Auto.
„Ich habe außer den Serien mehr als 500 Rollen auf der Bühne und mehr als 200 Fernsehrollen gespielt“, sagt Ammann. Doch „Graf Yoster“ veränderte sein Leben. Die Serie hatte für ihn auch Nachteile. „Wolfgang Völz hat schnell auch andere Rollen bekommen. Ich war auf den Graf festgelegt und wurde für andere Filme daher kaum noch besetzt.“ Völz und Ammann sind noch immer befreundet, gemeinsam vor der Kamera standen sie seit „Graf Yoster“ nicht mehr. Ein Comeback, wie es sich Ammann zu seinem Geburtstag wünschte, kam nicht zustande. „Die Serie passt nicht mehr in die heutige Zeit“, sagt er.
Noch einmal in einer Serie war Ammann von 1994 bis 2000 bei den „Fallers“, einer Dauerserie im SWR Fernsehen. Ammann war der erste Schauspieler der Serie, er war von Beginn an dabei. In 249 Episoden spielte er den Landwirt Wilhelm Faller. Den falschen Schnurrbart, der er sich für die Rolle ankleben musste, hat er noch heute. Zuletzt vor der Kamera stand er in der Hauptrolle für den beim Filmfestival von Locarno ausgezeichneten Schweizer Kurzfilm „Herr Goldstein“.
Seine TV-Erfolge allzu ernst nehmen mag Ammann bis heute nicht. „Für einen Schauspieler sind Fernsehserien Konfektion. Ich habe versucht, daraus etwas Maßkonfektion zu machen.“
Seinen Geburtstag feiert Ammann im Kreise von Freunden. „Ich wollte eigentlich Ruhe, doch daraus wird wohl nichts“, sagt er: „Ich habe letztes Jahr vorsorglich schon einmal den 99. Geburtstag groß gefeiert, weil ich nicht wusste, ob ich die 100 schaffe. Nun sieht es wohl so aus, dass das Fest zum 99. nur die Generalprobe war.“
Nach dem Tod seiner dritten Ehefrau vor drei Jahren wohnt Ammann allein. Seine Familie lebt in Uruguay. Dort hat Ammann zwei Söhne, vier Enkel und drei Urenkel.Archiv
[Jürgen Ruf/hjv]
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