Was tun, wenn man mit gerade mal 16 erfährt, dass man in wenigen Monaten sterben wird? – Das Leben feiern und auskosten, beschließt Steffi. Mit dem Zirkusartisten Steve bricht sie zu einem Abenteuertrip nach Paris auf. Eine turbulente, aber auch sehr emotionale Reise.
Eigentlich ist es nicht zu verstehen. Gerade hat Steffi ihren Schulabschluss geschafft. Sie ist verliebt, träumt von einem wunderschönen Sommer und ihrem ersten Job. Und dann das: Diagnose Krebs. Nicht mehr heilbar. Für Steffi und ihre Familie bricht eine Welt zusammen. Doch während ihre Eltern noch um Fassung ringen, will die 16-Jährige in den wenigen Monate, die ihr bleiben, ihr Leben noch einmal auskosten. Mit dem Zirkuskünstler Steve haut sie ab auf eine abenteuerliche Reise nach Paris – in die Stadt der Liebe. „Gott, du kannst ein Arsch sein“ ist eine Mischung aus Drama, Komödie, Roadmovie und Coming-of-Age-Film mit Sinje Irslinger, Max Hubacher, Heike Makatsch, Til Schweiger, Jürgen Vogel und Jasmin Gerat.
Anders als in Filmen wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist hier von Krankheit nicht viel zu spüren. Noch geht es Steffi gut, sie fühlt sich gesund. Die schlimme Diagnose erscheint deshalb umso monströser. Doch das Wissen, dass dies vielleicht die letzten Tage oder Wochen sind, in denen es ihr noch so gut geht, schwingt immer mit und zieht sich als bittere Note durch den Film.
André Erkau verzichtet darauf, bei den Zuschauern mit aller Macht auf die Tränendrüse zu drücken. Dem Regisseur geht es um den Mut und den starken Willen, mit dem Steffi dem Krebs noch einmal ein paar unbeschwerte Tage abtrotzt, solange sie von der Krankheit noch nichts spürt. Sinje Irslinger spielt diese 16-Jährige unglaublich gut. Trotz, Wut, Verzweiflung, aber auch einen unbändigen Lebenswillen legt sie in diese Rolle. Ihr zur Seite steht Max Hubacher als Steve, der an irgendeinem geheimen Kummer nagt und diese verrückte Autofahrt ebenfalls bitter nötig hat.
Sehenswert sind auch Heike Makatsch und Til Schweiger. Einfühlsam und emotionsgeladen spielen sie den schwierigen Part der Eltern. Makatsch ist die Mutter, eine Tierärztin, die schmerzhaft lernen muss, dass es für ihre Tochter in der kurzen Zeit, die ihr noch bleibt, wichtigere Dinge gibt als die sofortige Chemotherapie. Und Schweiger ist als Vater zu sehen, der seine beiden Töchter über alles liebt und mit seinem Gott hadert, weil er eine von ihnen nun verlieren wird. Er hat eine reale Vorlage: Frank Pape hat in dem Buch „Gott, du kannst ein Arsch sein“ die Geschichte seiner Tochter Stefanie aufgeschrieben, die mit 15 die Diagnose Krebs erhält und 296 Tage später stirbt.
Zwischendurch gerät „Gott, du kannst ein Arsch sein“ ein bisschen aus der Spur. Als Steffi und Steve in ihrem alten Pick-up unterwegs sind, jagt eine turbulente Szene die andere, manchmal mit einer Holzhammer-Komik, die der Film eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte. So flacht die Geschichte mittendrin ein klein bisschen ab und es wirkt, als hätten Erkau und sein Team Angst gehabt, sonst in der Schmachtecke zu landen.
Die Stärke des Films liegt eindeutig in den Szenen, in denen er das Leben feiert, leicht und humorvoll. Wenn Steffi unbekümmert und lauthals lacht und man nicht verstehen kann, dass es nicht einfach so weitergehen kann. Und es gibt noch die emotionale Seite, wenn Steffi realisiert, dass ihr kaum noch Zeit bleibt, wenn sie über verpasste Chancen und einzigartige Momente sinniert und darüber, dass sie Manches gerade zum ersten und gleichzeitig letzten Mal erlebt.
Vor allem gegen Ende entwickelt der Film eine große emotionale Wucht. Nicht kitschig, sondern einfach sehr berührend und mit Steffis tröstlichem Rat: „Es geht nicht darum, wie lang euer Leben ist, sondern wie schön es ist“, sagt sie im Film. „Liebe dein Leben, nicht erst morgen oder in einem Monat, sondern sofort.“[Cordula Dieckmann]