Die zweifache Oscarpreisträgerin Meryl Streep wurde auf der Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Laudator Jake Gyllenhaal plauderte aus gegebenem Anlass ein bisschen aus dem Nähkästchen und teilte seine Kindheitserinnerungen mit dem begeisterten Publikum.
Am Dienstagabend wurde die 62-Jährige auf der Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Das Publikum feierte Streep bei der Gala-Vorstellung ihres neuen Films „Die Eiserne Lady“ im Festivalpalast. Ihr Laudator, Jurymitglied Jake Gyllenhaal, hielt dazu eine launige Rede.
Noch als Kind und Freund von Streeps Sohn Henry habe er mächtig Angst vor ihr gehabt, verriet der 31-Jährige unter dem Gelächter des Publikums. Der Film „Der Teufel trägt Prada“, in dem Streep eine herrische Magazinchefin spielt, habe schreckliche Erinnerungen ausgelöst.
Etwas ernster erklärte Gyllenhaal darauf, dass man es Streep in ihren Filmen immer anmerke, dass sie Freude daran habe. Selbst die schlechten Werke würden durch ihre Präsenz aufgewertet. Am meisten sei er jedoch davon beeindruckt, wie gut sie als Mutter gewesen sei. „Sie ist eine außergewöhnliche Mutter und genauso eine außergewöhnliche Schauspielerin“, so Gyllenhaal. Dass Streep beide Rollen so gut gemeistert habe, mache sie aus seiner Sicht zur Ikone.
Streep konterte auf die Frotzeleien Gyllenhaals: „Er hatte einen schlechten Einfluss auf meinen Sohn!“ Über den Ehrenbären freute sie sich sichtlich. In ihrer Rede würdigte sie verstorbene Künstlerkollegen, darunter Robert Altman, William Styron und Sydney Pollack. „Ich vergesse nie, wie dankbar ich ihnen bin.“
Einen Sonderapplaus holte Streep für ihren langjährigen Maskenbildner J. Roy Helland. Dieser sorgte mit dafür, dass die Amerikanerin in ihrem neuen Film als „Eiserne Lady“ der mittlerweile an Demenz erkrankten Margaret Thatcher verblüffend ähnelt. Die Rolle der ehemaligen britischen Premierministerin brachte Streep ihre 17. Oscarnominierung ein, ein Rekord.
Als eher links orientierte Schauspielerin habe sie im Zuge der Dreharbeiten auch viel Überraschendes über die konservative englische Politikerin erfahren, so Streep. Zum Beispiel, dass Thatcher nicht wie erwartet Abtreibungsgegnerin gewesen sei, erzählte der Hollywoodstar auf der Berlinale-Pressekonferenz. Und ob es der Politikerin gefalle oder nicht, laut Streep sei sie ganz klar eine Feministin gewesen.
Die in England kontrovers diskutierte Filmbiografie von Phyllida Lloyd startet am 1. März auch in den deutschen Kinos. Bei den Filmfestspielen läuft sie im Berlinale Special-Programm, also außer Konkurrenz. Zudem ehrt die 62. Berlinale Meryl Streep, welche durch Filme wie „Jenseits von Afrika“, „Silkwood“ und „Kramer gegen Kramer“ Kinogeschichte schrieb, mit einer Hommage aus ausgewählten Werken.
Generell fühlt sich dieSchauspielerin bei Preisverleihungen besonders auf dem roten Teppich eher unwohl, wie sie im Hinblick auf die Oscar-Verleihung in einem Interview mitder „Zeit“ sagte. Sie fühle sich dort zu alt, zu dick, zu fremd. Aber sie sei kein Hasenfuß, derkneift. Vorrangig gehe es bei diesen Veranstaltungen um Kleider und jeder denke nur daran, was er oder sie anziehen wird. Obwohl sie nicht der Typ sei, der über so etwas nachdenkt, würde selbst sie sich schon jetzt damit beschäftigen.
Denn komplett uneitel sei auch sie nicht. Als Schauspielerin sei sie sich natürlich immer bewusst, wie sehr ihr Aussehen beurteilt wird. Allerdings habe sie abeinem bestimmten Punkt in ihrer Karriere gedacht, dass es nun endlich um das gehe, was sie ist und tut, so Streep. Schließlich habesie auch immer weniger an ihr Aussehen gedacht. Man werde sich mehr undmehr darüber bewusst, wie wenig es mit dem zu tun hat, was man ist. [dpa/sv]
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