Obwohl Steven Spielberg mit seinem Historien-Drama „Lincoln“ als großer Favorit der Golden Globes galt, hat Ben Affleck überraschend die meisten Preise bei der Preisverleihung am Sonntag abräumen können. Auch Christoph Waltz wurde ausgezeichnet.
Mit seinem Politthriller „Argo“ hat Ben Affleck dem großen Hollywoodveteranen Steven Spielberg die Golden Globes weggeschnappt. Spielberg war mit dem historischen Drama „Lincoln“ über den ehemaligen US-Präsidenten mit sieben Nominierungen als Favorit ins Rennen um die Goldenen Weltkugeln gegangen. Doch bei der Preisgala in der Nacht zum Montag gab es dann nur eine Trophäe für Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis. Großer Gewinner war dagegen Schauspieler und Regisseur Affleck. Der 40-Jährige wurde für seine erst dritte Regiearbeit „Argo“ als bester Regisseur geehrt, der Film gewann außerdem den Globe-Hauptpreis.
„Argo“ basiert auf wahren Begebenheiten. Der Politthriller, in dem Affleck auch selbst mitspielt, handelt von einer aberwitzigen CIA-Befreiungsaktion von US-Geiseln im Iran. Der US-Amerikaner Affleck, der mit der Schauspielerin Jennifer Garner verheiratet ist, arbeitet erst seit einigen Jahren als Regisseur. Ende der 90er Jahre feierte er mit „Good Will Hunting“ seinen Durchbruch. Dafür bekam er damals auch zusammen mit Matt Damon einen Oscar für das Drehbuch.
Der Österreicher Michael Haneke (70) setzte bei den Globes mit dem Altersdrama „Liebe“ seinen Erfolgszug fort. Nach der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen in Cannes und vier Auszeichnungen beim Europäischen Filmpreis gewann Haneke jetzt den Globe in der Sparte „Fremdsprachiger Film“.
Auch Christoph Waltz (56) konnte sich erneut über einen Golden Globe freuen. Der Oscarpreisträger wurde für seine Nebenrolle in „Django Unchained“ von Regisseur Quentin Tarantino geehrt. „Lasst mich erst mal Luft schnappen“, sagte der Schauspieler sichtlich überrascht beim Empfang der Trophäe. Der gebürtige Wiener hatte 2010 seinen ersten Nebenrollen-Globe mit „Inglourious Basterds“ gewonnen.
Die Serie „Homeland“, die in Kürze auch im deutschen Fernsehen zu sehen sein wird, hat bei den Golden Globes drei Preise gewonnen. Sie wurde zum zweiten Mal in Folge in der Kategorie „Drama“ als beste Serie ausgezeichnet. Die beiden Hauptdarsteller Claire Danes und Damian Lewis wurden mit je einem Golden Globe geehrt. „Homeland“ erzählt von einem US-Soldaten (Lewis), der nach jahrelanger Gefangenschaft im Irak in die USA zurückkehrt. Während er als Held gefeiert wird, zweifelt CIA-Agentin Carrie (Danes) an seiner Unschuld. Sie vermutet, dass er mittlerweile ein Terrorist ist, der einen Anschlag in den USA plant. Die Serie läuft seit 2011 in den USA. In Deutschland soll sie ab 3. Februar bei Sat.1 gezeigt werden.
Maggie Smith (78), die Grande Dame des britischen Kinos und Fernsehens, erhielt einen Globe als beste Nebendarstellerin. Sie wurde damit für ihre Leistung in der Historien-Serie „Downton Abbey“ geehrt. Die erste Staffel war im Dezember im ZDF zu sehen.
Schauspieler Kevin Costner (57) bekam einen Preis für seine Rolle in der TV-Serie „Hatfields & McCoys“. Die historische Miniserie spielt nach dem Bürgerkrieg in den USA. Sie erzählt von der Feindschaft zweier Großfamilien in den Bundesstaaten West Virginia und Kentucky. Neben Costner spielen Bill Paxton und Matt Barr mit. Die Serie lief im vergangenen Jahr in den USA.
Für jede Menge Wirbel sorgte auch Jodie Foster. Als die 50-Jährige den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk und ihre Verdienste um die Filmkunst annahm, hielt sie eine lange Dankesrede – in der sie auch offen über ihre Homosexualität sprach und ihrer langjährigen Ex-Lebensgefährtin für deren Unterstützung dankte. Beim Kurznachrichtendienst Twitter löste Foster damit innerhalb kürzester Zeit eine Flut von Kommentaren aus. Viele Nutzer sprachen dem Hollywoodstar ihre Anerkennung aus. Einige erklärten gar, dass Foster sie zu Tränen gerührt habe.
Anders als bei den Oscars gibt es bei den Globes einen Hauptpreis sowohl für das beste Drama als auch in der Sparte Musical/Komödie. In diesem Jahr gingen an Tom Hoopers Filmmusical „Les Misérables“ drei Trophäen: für das beste Musical, für Hauptdarsteller Hugh Jackman und seinen Co-Star Anne Hathaway in einer Nebenrolle.
Die Trophäen vom Verband der Auslandspresse (HFPA) wurden zum 70. Mal verliehen. Die Komikerinnen Tina Fey und Amy Poehler moderierten die Gala. Das freche Frauen-Duo, das die Zuschauer mit zahlreichen bissigen Witzen amüsierte, löste damit den Briten Ricky Gervais ab. Er hatte die Gala drei Mal moderiert.
Die Preis-Show, bei der reichlich Champagner floss, lockte die gesamte Hollywoodprominenz an. Unter anderem George Clooney, Julia Roberts, Robert Pattinson, Robert Downey Jr. und Arnold Schwarzenegger händigten Trophäen aus. Der frühere US-Präsident Bill Clinton, der den Film „Lincoln“ vorstellte, erhielt stürmischen Applaus. [Barbara Munker/Aliki Nassoufis/hjv]
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