Am vorletzten Tag der 20. Filmkunstmesse wurde einmal mehr der alljährliche Gilde Filmpreis verliehen. Die deutschen Filmkunsttheater vergeben den traditionsreichen Preis bereits seit 1977. Folgende Filme haben gewonnen:
Die Jury aus Vorstand und Mitgliedern der AG Kino – Gilde kürte als besten nationalen Spielfilm Christian Petzolds „Undine“. Die Romanze holt den Mythos der Wassernixe Undine auf unheimliche Weise in das Berlin der Gegenwart und passt dabei auch noch ausgezeichnet in aktuelle Umwelt-Diskurse (hier geht es zur DF-Kritik).
Der Preis für den besten internationalen Spielfilm geht, ebenfalls völlig verdient, an „Niemals Selten Manchmal Immer“. In dem bewegenden Drama erzählt die amerikanische Regisseurin Eliza Hittman von der Odyssee einer Teenagerin, die ihre ungewollte Schwangerschaft beenden möchte und dabei um ihr Recht auf Selbstbestimmung kämpfen muss. Bei der Berlinale gab es dafür in diesem Jahr bereits einen Silbernen Bären. Ab dem 1. Oktober ist der Film auch regulär in den deutschen Kinos zu sehen.
Junges deutsches Kino ausgezeichnet
Bester Dokumentarfilm ist laut Jury „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ von Bettina Böhler. Die Editorin und Regisseurin montiert darin ausschließlich Archivmaterial, um ein umfangreiches Portrait des vor zehn Jahren verstorbenen Ausnahmekünstlers Christoph Schlingensief zu zeichnen. Der Gilde Filmpreis für den besten Kinderfilm geht währenddessen an den Zeichentrickfilm „Meine Freundin Conni – Geheimnis um Kater Mau“, der im Juli als einer der ersten Filmstarts nach den Kinoschließungen veröffentlicht wurde.
Den Gilde Filmpreis im Bereich junges Kino erhält „Futur Drei“. In dem Coming-of-Age-Film erzählt Faraz Shariat auf authentische Weise vom Alltag eines jungen homosexuellen Mannes, der als Kind iranischer Einwanderer in der deutschen Provinz aufwächst. Bereits nach der Premiere auf der Berlinale wurde der Film als Vertreter eines neuen deutschen Kinos gefeiert. Starttermin ist schon in der kommenden Woche am 24. September.
Gleich zwei Publikumspreisträger
Neben der Jury kürte auch in diesem Jahr wieder das Leipziger Publikum ihren Favoriten. Gewonnen haben dabei allerdings gleich zwei Filme. Einer davon ist das Dokumentarfilmprojekt „Woman“. In der filmischen Collage erzählen zahlreiche Frauen aus unterschiedlichen Regionen der Welt von ihren alltäglichen Erfahrungen. Dabei werden auch Tabuthemen wie Sexualität, Menstruation und Missbrauch thematisiert.
Der zweite Publikumspreis geht an die Tragikomödie „Contra“ mit Christoph Maria Herbst. Der Film über das Duell zwischen einem rassistischen Professor und einer jungen Studentin durfte die Messe in diesem Jahr bereits eröffnen und stieß auf äußerst positive Resonanz (DF berichtete).
Die Publikumspreisträger werden am Abschlussabend der Filmkunstmesse noch einmal gezeigt.
Bildquelle:
- gildefilmpreis: AG Kino