Darauf haben Fans lange gewartet: Die „Ghostbusters“ sind wieder da. Doch statt Bill Murray und Dan Aykroyd gehen diesmal vier Frauen auf Geisterjagd. Die machen das zwar nicht unbedingt schlecht, doch an den Charme der Kultfilme kommen sie nicht heran.
Gut 30 Jahren nach dem ersten Einsatz der Geisterjäger schlagen die „Ghostbusters“ wieder zu. Allerdings nicht mit grauen Haaren und mehr Falten im Gesicht. Anders als bei Hit-Fortsetzungen wie „Stirb Langsam“, „Mission: Impossible“ oder „The Expendables“ kommen die gealterten Jäger um Bill Murray und Dan Aykroyd dieses Mal nicht zum Zug. Denn mit dem Tod von Hauptdarsteller und Drehbuchautor Harold Ramis im Februar 2014 mussten „Ghostbusters“-Fans ihre Hoffnungen auf die Rückkehr der bewährten Truppe mit einem Riecher für paranormale Phänomene begraben.
Frei Fahrt also für ein völlig neues Team – ohne Testosteron, mit reiner Frauenpower. Eine geniale Idee, dachten sich die Macher in Hollywood, wo gewöhnlich ein Mangel an guten Frauenrollen lamentiert wird. Doch bei Fans kam das nicht immer gut an: Mit der Frauenbesetzung handelten sich Komödien-Regisseur Paul Feig („Taffe Mädels“, „Brautalarm“) und seine Stars wie Kristen Wiig und Melissa McCarthy in den sozialen Medien Hasstiraden und eine regelrechte Hetze gegen den Film ein.
Dabei macht das Frauenteam seine Sache gar nicht schlecht. McCarthy ist Abby, eine zupackende Expertin für paranormale Phänomene. Wiig mimt ihre frühere Schulfreundin Erin, die sich als ernstzunehmende Physikerin versucht. Kate McKinnon, alias Holtzmann, ist die Tüftlerin, die das Team mit Strahlenkanonen, Protonenpacks und Geisterfallen versorgt – das blonde Pendant zum Waffenbastler „Q“ von James Bond. Vierte im Bund ist die schwarze Komikerin Leslie Jones als Bahnangestellte Patty, die in einem U-Bahnschacht Geister sieht und sich kurzentschlossen dem Trio anschließt.
Ganz im Stil der Kammerjäger für Gespenster in den Kultfilmen von 1984 und 1989 (unter der Regie von Ivan Reitman) trägt nun die weibliche Spezialtruppe den Kampfanzug, schnallt die Protonenrucksäcke an, wird von Geistern grün beschleimt und jagt die Dämonen durch New York. Sogar die Stelle an der Rezeption der Privatfirma für Geisterbekämpfung wird wieder besetzt. Die einst von Annie Potts gespielte „Ghostbusters“-Sekretärin ist nun männlich, blond und etwas dumm – „Thor“-Darsteller Chris Hemsworth hat in dem Reboot mit der Frauenpower seinen Spaß.
Allerdings bleibt der coole Charme von damals weitgehend auf der Strecke. Bill Murray & Co. waren einfach witziger, wenn sie sich mit flapsigen Sprüchen Mut machten und die Spukgeisterjagd als ganz alltäglichen Job ansahen. Sicher, die neuen „Ghostbusters“ sind lauter und überdrehter. Regisseur Feig legt aber einfach mehr Tempo, Lautstärke und Spezialeffekte vor, statt die kultige Horrorparodie mit seiner Damenriege von Grund auf neu zu erfinden.
„Ghostbusters“ 2016 mag keinen Kultstatus erreichen, aber witzige Unterhaltung ist es allemal. Ganz bestimmt verdienen die Geisterjägerinnen auch nicht die Kritik in den sozialen Netzwerken, dass Männer für die Rollen besser gewesen wären. Neben Feig wies auch McCarthy die Anfeindungen zurück. „Ich dachte nur: Ernsthaft? Ist das immer noch ein Thema? Es ist ein Film.“ Hauptdarstellerin Jones schloss wegen rassistischer und beleidigender Kommentare sogar kurzzeitig ihr Twitter-Konto.
Von dem Original-Team gab es jedenfalls volle Schützenhilfe. „Ich mag diese Mädels wirklich sehr“, verriet Bill Murray dem Entertainment-Portal „Vulture.com“. Der 65-Jährige spielt in einem Cameo-Auftritt mit, ausgerechnet als Skeptiker, der nicht an Geister glaubt. Dan Aykroyd (64) rast als Taxifahrer durch New York, auch Annie Potts und Sigourney Weaver mischen mit. Am Ende ziehen die Geister ab – dank Frauenpower.Kinokritiken im Überblick
[Barbara Munker/fs]
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