Neuer Film und Memoiren: Jean-Paul Belmondo macht noch immer von sich reden. Dabei gibt Frankreichs Filmikone überraschende Einblicke in sein Liebesleben. Ein Porträt zum 85. Geburtstag.
Claudia Cardinale, Gina Lollobrigida, Brigitte Bardot und Jeanne Moreau: Jean-Paul Belmondo hat im Film die schönsten Frauen bezaubert, umarmt und geküsst. Doch nur mit wenigen hatte er auch im wahren Leben ein Verhältnis. Man habe ihn verdächtigt, der Geliebte aller Schauspielerinnen gewesen zu sein. Das habe nie gestimmt, sagte er in einem Interview. Bis auf eine Ausnahme, wie er einräumte. Und das sei Ursula Andress gewesen.
Er gibt Interviews, er tritt im TV auf, er schreibt seine Memoiren und dreht einen neuen Film – außer Atem ist Frankreichs Filmikone, die am 9. April 85 Jahre wird, immer noch nicht. Regelmäßig macht er von sich reden. Dabei geht es auch häufig um das Privatleben des Schauspielers, der aus seiner Bewunderung für schöne Frauen nie ein Geheimnis gemacht hat.
Andress sei eine hyperdynamische Schweizer Tigerin gewesen, führte er in dem Interview mit der Frauenzeitschrift „Madame Figaro“ aus. Kennengelernt hatte er die heute 82-Jährige auf den Dreharbeiten zu „Die tollen Abenteuer des Monsieur L.“ von Philippe de Broca aus dem Jahr 1965. Die Beziehung mit dem ersten Bondgirl habe sieben Jahre gedauert, erklärte Belmondo, der zweimal verheiratet war. Die Beziehung zu ihr sei sehr intensiv gewesen.
Zu jenen, die dem charmanten Draufgänger mit dem breiten Grinsen widerstanden haben, gehört Brigitte Bardot, Ex-Leinwandstar und Sex-Symbol der 50er- und 60er-Jahre. Dabei hat sich Belmondo nicht unbedingt als galant und originell bewiesen. Er habe ihr bei den Dreharbeiten zu „Die Wahrheit“ aus dem Jahr 1960 mehrmals an den Busen gegrapscht, wie er Anfang letzten Jahres der mittlerweile eingestellten Fernsehsendung „Le Grand Journal“ ungeniert erzählte. Einmal, zweimal, dreimal, viermal, aber es habe nicht geklappt.
Etwas poetischer wirkt seine Offensive gegenüber Bardot in seinen in Frankreich 2016 veröffentlichten Memoiren. Sie habe seinen überzeugenden und glühenden Verführungskünsten widerstanden, schreibt er in dem Buch, das vor wenigen Wochen auch in Deutschland unter dem Titel „Meine tausend Leben“ erschienen ist. In dem Werk blickt Bébel, wie er von den Franzosen liebevoll genannt wird, auf seine Karriere und sein Leben zurück.
In wenigen Monaten wird Belmondo auch wieder vor der Kamera stehen. Wie er der Tageszeitung „Le Parisien“ nach wochenlangen Gerüchten erst Anfang Februar bestätigt hat, sollen die Dreharbeiten zu dem Film „Le coup de chapeau“ von Fabien Onteniente im Sommer starten. In der Komödie soll Belmondo die Hauptrolle spielen.
Zuletzt war Belmondo 2008 in „Ein Mann und sein Hund“ im Kino zu sehen. In dem Film von Francis Huster spielt er einen alten vereinsamten Mann. Das war sieben Jahre nach seinem schweren Schlaganfall auf der französischen Insel Korsika. Seine Wiedergeburt habe er seinem Kampfgeist zu verdanken, sagte er der Zeitschrift „Madame Figaro“. Er habe zwei Jahre gebraucht, um wieder reden zu können. Belmondos Überzeugung lautet: Der Wille mache viele Dinge möglich. Nicht nur im Kino.
Lässig, männlich und immer mit einem gaunerhaften Lächeln auf den Lippen: So hat sich Belmondo in die Riege der beliebtesten Darsteller gespielt. Regisseure wie François Truffaut, Louis Malle und Claude Sautet rissen sich um den jugendlichen, unerschrockenen Typ in engen Jeans und knapper Jacke. Neben Alain Delon profilierte er sich zu einem der wandlungsfähigsten Darstellern in allen Genres.
Der Altstar kann auf eine atemlose Karriere mit knapp 100 Kinofilmen und mehr als 40 Theaterrollen zurückblicken. Filme wie „Und dennoch leben sie“ mit Sophia Loren, „Eine Frau ist eine Frau“, „Die Millionen eines Gehetzten“ und „Angst über der Stadt“ ließen ihn zu einer Kultfigur des französischen Kinos werden.
Belmondo trat in Abenteuerfilmen wie „Cartouche“ (1962) oder „Abenteuer in Rio“ (1964) ebenso überzeugend auf wie in Actionfilmen, wobei er bei den meisten auch ohne Double auskam. Denn waghalsig war er schon immer. In seinen Interviews erzählte er gerne, dass er bereits als 15-Jähriger auf Dächer geklettert und vom fünften Stock der Wohnung seiner Eltern vom Balkon heruntergehangen sei.
Herzensbrecher, Draufgänger, Rebell: Damit begann Belmondos Filmkarriere. Im Jahr 1959 gab Jean-Luc Godard dem damals 26-Jährigen die Hauptrolle in „Außer Atem“. Der Film ging als Meisterwerk der Nouvelle Vague in die Filmgeschichte ein und Belmondo, der den Kleinkriminellen Michel spielt, wurde auf einen Schlag zum Leinwandstar.
[Sabine Glaubitz]
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