Das 64. Internationale Filmfestival von Locarno signalisiert schon mit dem auf Action und Abenteuer setzenden Eröffnungsfilm „Super 8“ von J. J. Abrams (USA) einen Wandel: Das Augenmerk gilt mehr als bisher dem attraktiven, publikumswirksamen Film.
Beim 64. Internationalen Filmfestival von Locarno, das am Mittwoch (3. August) beginnt, soll der rote Teppich eine größere Rolle spielen als bisher. Stars wie Gérard Depardieu, Isabelle Huppert, Harrison Ford, Daniel Craig, Bruno Ganz, Daniel Brühl und Leslie Caron sollen für Glamour sorgen. Olivier Père, der das Festival erst zum zweiten Mal leitet, will der Filmschau am Lago Maggiore in der Schweiz offenkundig ein neues Image verpassen. Mehr Show ohne Verlust an Gehalt, so die Devise.
Im wichtigsten Wettbewerb, dem „Concorso Internazionale“, wird jedoch weiterhin vor allem auf Entdeckung von neuen Talenten und neuen Filmsprachen besonderer Wert gelegt. Drei mit deutschem Geld produzierte Beiträge bewerben sich hier um den Hauptpreis, den Goldenen Leoparden. In diesem Wettbewerb konkurrieren 20 lange Spiel- und Dokumentarfilme. Insgesamt zeigt das Festival bis zum 13. August fast 300 Filme.
Um den begehrten Goldenen Leoparden bewerben sich die mit deutschen Produzenten entstandenen internationalen Gemeinschaftsproduktionen „Tanathur (Last Days in Jerusalem)“ des in Israel lebenden Palästinensers Tawfik Abu Wael, „The Loneliest Planet“ der aus Russland stammenden US-Amerikanerin Julia Loktev und „Un Amour de Jeunesse“ von der Französin Mia Hansen-Løve.
Auch in diesem Jahr gelten die abendlichen Freiluftaufführungen auf der Piazza Grande als Publikumsmagnet. Von den 18 Filmen, die hier laufen werden, wurden sechs mit finanziellem Engagement aus Deutschland realisiert. Dazu gehört „4 Tage im Mai“ von Regisseur Achim von Borries. Der Film verspricht auf zugleich spektakuläre und sensible Weise einen Rückblick in die deutsche Geschichte am Ende des Zweiten Weltkriegs. Er gilt damit als beispielgebend für das von Festivalleiter Olivier Père besonders geschätzte Kino, das Anspruch und Unterhaltung klug verbindet.
Als glamouröse Höhepunkte gelten schon jetzt die Piazza – Präsentationen der Hollywoodfilme „Cowboys und Aliens“ durch die Hauptdarsteller Harrison Ford und Daniel Craig und „Ein Amerikaner in Paris“ durch die legendäre Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin Leslie Caron. Der vor 60 Jahren uraufgeführte Musical-Film läuft im Rahmen der Retrospektive mit Filmen von Vincente Minnelli. Der Vater von Liza Minnelli war einer der Star-Regisseure Hollywoods in den 1940-er und 1950-er Jahren.
Präsident der Jury für den internationalen Wettbewerb um den Goldenen Leoparden ist der portugiesische Produzent Paulo Branco. Er ist einer der prägenden Partner vieler Regisseure des europäischen Autorenkinos, zum Beispiel der Deutschen Wim Wenders und Werner Schroeter. Mit ihm in der Jury ist auch die durch Erfolge wie „Requiem“ und „Henri 4“ international bekannte deutsche Schauspielerin Sandra Hüller. Der Goldene Leopard und die anderen Preise werden am 13. August während einer Gala auf der Piazza Grande von Locarno vergeben. [rh]
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