Was kann man nicht alles für die Umwelt tun? Man kann Bäume pflanzen, Müll sammeln oder Kröten über die Straße helfen. Oder man verbindet das Nützliche mit dem Angenehmen und hat Sex – für den Regenwald. Ein neuer Film porträtiert die Umweltorganisation „Fuck for Forest“.
Sex haben für eine bessere Welt: Die Umweltorganisation „Fuck for Forest“ sammelt mit Pornos Geld für den Naturschutz. An allen möglichen und unmöglichen Orten drehen die Mitglieder der Organisation kleine Pornofilmchen, die sie – ähnlich wie manchem vielleicht von der Plattform „YouPorn“ bekannt – ins Netz stellen. Der Unterschied: Wer die Filme sehen will, muss entweder selbst einen Film hochladen – oder für den Umweltschutz spenden.
Der Dokumentarfilmer Michal Marczak hat die Umweltaktivisten bei ihrer ungewöhnlichen Arbeit begleitet und einen bemerkenswerten Film darüber gemacht. Weil es wohl keinen besseren Titel gibt, heißt die Doku so wie die Organisation: „Fuck for Forest – Ficken für den Regenwald“. „Wir haben beim Dreh einige der abgefucktesten Dinge unseres Lebens gesehen“, sagte der gebürtige Pole Marczak, der rund zwei Jahre lang an der Dokumentation gearbeitet hat, im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Die Organisation, die 2004 gegründet wurde, habe ihn neugierig gemacht – darum der Film.
Und der beginnt in Norwegen, in einer Familie, die man als gutbürgerlich beschreiben könnte, als gesittet. Aus dieser Familie stammt Danny, der, so viel wird gleich in den ersten Einstellungen klar, ein Außenseiter ist, der sich ungeliebt fühlt und unverstanden. Später wird er bei Demonstrationen zu sehen sein, beim Nackt-Yoga im Regenwald, beim Sex mit Männern und Frauen, in Eifersuchtsszenen.
Danny ist laut Homepage seit 2011 bei „FFF“ und er gehört zur Hauptgruppe der Aktivisten – genau wie der Norweger Tommy Hol Ellingsen, der sie mitbegründete und den Leuten, wie er im Film sagt, die Angst nehmen will vor Blut und Sperma. „Sex ist Natur. Doch die Menschen haben die Verbindung zu ihr verloren. Sie haben sich und ihren Körper aus der Natur herausgenommen, anstatt zu erkennen, dass sie selbst ein Teil davon sind“, sagte er jüngst im Interview mit „Süddeutsche Online“.
Ellingsen stand wegen seines Engagements sogar schon vor Gericht und wurde 2005 für „öffentliches, unanständiges Verhalten“ verurteilt, nachdem er bei einem Musikfestival Sex auf der Bühne hatte. Im Gerichtssaal ließ er die Hosen runter, um „die Schönheit der Nacktheit“ zu zeigen, wie es auf der FFF-Homepage heißt.
Marczak aber zeigt in seinem Film nicht nur die Schönheit von Nacktheit und ökologischem Engagement. Er zeigt Menschen, die trotz aller Bekenntnisse zur freien Liebe eifersüchtig sind – und trotz aller betonten Gemeinschaft auch einsam. Der Film hat einen eher poetischen und auch melancholischen Grundton. Ohne sich über seine Protagonisten lustig zu machen oder den Respekt zu verlieren, geht er deutlich auf Distanz zu ihnen. „Ich wollte alle Höhen und Tiefen zeigen“, sagte Regisseur Marczak.Kinokritiken im Überblick
[Britta Schultejans/hjv]
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