Never change a winnig team: Die Fortsetzung des Überraschungshits „Fack Ju Göhte“ erzählt die gleiche Geschichte wie der erste Teil – diesmal aber vor einer Traumkulisse. Dabei schlägt sich Elyas M’Barek als Lehrer auf Diamantensuche mit seiner Chaosklasse herum.
Einer der größten deutschen Kinoerfolge der vergangenen Jahre geht in die zweite Runde: An diesem Donnerstag kommt die mit Spannung erwartete Fortsetzung der Schulkomödie „Fack Ju Göhte“ ins Kino. Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin tut darin, was er auch schon in der Kinoversion seiner Erfolgsserie „Türkisch für Anfänger“ gemacht hat: Er erzählt eine ganz ähnliche Geschichte nochmal – nur diesmal vor exotischer Kulisse.
Ein nach den ersten pädagogischen Erfolgen etwas amtsmüde gewordener Gesamtschullehrer Zeki Müller (Elyas M’Barek) fährt darin mit seinen Schülern auf Klassenfahrt nach Thailand. „Schnauze jetzt, oder wir fahren nach Föhr“, fährt er seine Schüler an. Chantals (Jella Haase) Reaktion: „Spanien, auch geil.“
Die Fahrt macht er allerdings nicht ganz freiwillig, sondern weil Diamanten, die aus seiner ersten Karriere als Kleinkrimineller übriggeblieben sind, durch eine Verkettung unglücklicher Umstände blöderweise den Weg nach Südostasien angetreten haben.
Die Schüler, die ihm im ersten Teil noch so ans Herz gewachsen waren, sind im zweiten Teil erstmal nur Mittel zum Zweck. Zeki will die Diamanten finden, den Lehrer-Job hinschmeißen und dann eine Bar eröffnen, eine „geile Bar, n paar Nutten – oder was Anspruchsvolleres: Go-Gos“. Dann müsste er wenigstens nicht mehr so früh aufstehen.
So gibt er vor, dem konkurrierenden Schiller-Gymnasium mit dem überengagierten Bio-Lehrer Hauke Wölki (Volker Bruch) die thailändische Partnerschule abluchsen zu wollen – und trifft damit genau den Geschmack von Schulleiterin Gudrun Gerster (toll wie im ersten Teil: Katja Riemann). Ihr bester Satz: „Humanistische Bildung ist out, Erika. Veni, vidi, sorry.“
Weil Zekis Freundin und Kollegin Elisabeth Schnabelstedt (Karoline Herfurth) aber eine Wasserflasche in Handgranaten-Form in der Tasche hatte, unter Terrorverdacht steht und darum nicht ausreisen darf, findet Zeki sich mit einer Gruppe wildgewordener Pubertierender zuerst mitten in Bangkok und schließlich in einem improvisierten Camp irgendwo an einem thailändischen Traumstrand wieder. Der sonst so coole Herr Müller fühlt sich langsam aber sicher überfordert: „Was ist, wenn einer stirbt?“
Er muss sich nicht nur mit einer Chantal herumschlagen, die nach dem Vorbild der zwielichtigen Ping-Pong-Bars von Bangkok einen Tischtennisball zweckentfremdet hat und nicht weiß, wie sie ihn wieder loswerden soll, sondern auch mit angriffslustigen Affen und vor allem den Strebern vom Schiller-Gymnasium.
Zekis Schüler tun sich derweil mit der klassischen Bildung immer noch genau so schwer wie in Teil eins – und genau so schwer wie Zeki selbst. „Wir haben den Roman gelesen mit der Faust. – Aber der war verrückt, dieser Reclam.“ Dialoge wie diese gehören zu den stärksten in dem Film, der durch die Verlagerung aus der Gesamtschule ins Paradies leider eine entscheidende Stärke einbüßt: Konnte sich mit Teil eins noch jeder identifizieren, der einmal eine Schule von innen gesehen hat – Lehrer, aktuelle Schüler und die, die vor langer Zeit mal die Schulbank drückten -, richtet sich der neue Film sehr viel stärker an die allerjüngste Zielgruppe.
Es geht weniger um den Schweigefuchs, der die Kindheit von Generationen geprägt hat, als um Handys und Youtube-Videos, die die Generation von heute prägen. Seit Chantal gemerkt hat, dass sie doch nicht hochbegabt ist und darum glücklicherweise doch nicht studieren muss, strebt sie eine „richtige Karriere“ als Youtube-Star an. Wie sagte die Schulleiterin höchstselbst noch? Humanistische Bildung ist schließlich out.
Die Fußstapfen, in die der zweite Teil treten musste, waren natürlich riesig. Schließlich haben mehr als sieben Millionen Menschen sich im Kino angeschaut, wie Aushilfslehrer Herr Müller Schülerin Chantal anbrüllt: „Heul leise!“ „Fack Ju Göhte“ genießt längst Kultstatus. Diesen wird Teil zwei wahrscheinlich noch weiter vertiefen – zumindest beim jungen Publikum.
Zwar sind alle bekannten Schauspieler aus dem ersten Teil wieder dabei: Uschi Glas als frustrierte ältere Kollegin zum Beispiel, Max von der Groeben als Danger oder die neue Dresdner „Tatort“-Kommissarin Alwara Höfels in einer bedauerlicherweise deutlich kleineren Rolle als noch in Teil eins. Trotz toller Schauspieler, zahlreicher unterhaltsamer Einfälle und einiger wirklich rührender Szenen kommt der Film an den ersten Teil nicht ganz heran, füllt die großen Fußstapfen nicht ganz aus. Dazu ähneln sich die beiden Geschichten auch einfach zu sehr: Wie in Teil eins droht Zeki Müller wieder, auf die schiefe Bahn zu geraten, entscheidet sich aber natürlich zum Schluss für den richtigen Weg.
Über die wenig überraschende Geschichte tröstet allerdings etwas hinweg: Frauenschwarm Elyas M’Barek, der sich seinen rund zweieinhalb Millionen Facebook-Fans ohnehin schon gerne leicht bekleidet zeigt, hat am Schluss des Films sogar noch weniger an. Kinokritiken im Überblick
[Britta Schultejans/buhl]
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