Esa-Chef Wörner: Manchmal geschockt über nationale Kräfte

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Internationale Zusammenarbeit wird unter dem Druck populistischer Regierungen schwieriger. Das dürfe sich nicht auf die Weltraum-Forschung auswirken, fordert der deutsche Chef der Europäischen Weltraumorganisation.

Die internationale Weltraum-Forschung sollte politischem Nationalismus einzelner Länder nach Ansicht des Chefs der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), Jan Wörner, entschieden entgegentreten. „Ich bin da auch manchmal geschockt, wir haben weltweit doch sehr starke nationale Kräfte“, sagte Wörner der Deutschen Presse-Agentur am Rande einer Weltraum-Konferenz in Brüssel. Er bemühe sich darum, weltweit zu kooperieren. Ähnlich hatte sich zuletzt der Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskomos geäußert.

Wörner betonte, dass Nationalismus – wie er derzeit etwa von der US-Regierung praktiziert werde – in der Weltraum-Forschung nicht besonders verbreitet sei. Die Bereitschaft zur Kooperation gebe es überall. „Es gibt niemanden, der nicht will“, sagte Wörner. Die Esa arbeite nicht nur mit den USA zusammen, sondern etwa auch mit Russland, China, Japan und Australien. „Für uns gibt es kein No. Überall sind die Türen offen.“
 
Auch der Roskomos-Chef Dmitri Rogosin hatte die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa, der Esa und den Agenturen anderer Staaten zuletzt beschworen. Sie solle gefestigt werden und dem Druck einer „launenhaften politischen Konjunktur widerstehen“, sagte Rogosin russischen Medien zufolge am Montag. „Das ist zumindest das Ziel der Führung von Roskomos.“
 
Man dürfe sich nicht nur auf einen Transportweg ins All verlassen, sagte Rogosin. Auch Hilfe unter Kollegen sollte immer möglich sein. „Ich wünsche allen, dass unsere Träume von einer Ausweitung der internationalen Zusammenarbeit im Kosmos wahr werden.“
 
Wörner begrüßte diese Äußerung: „Das bedeutet was für mich, weil ich es gut finde“, sagte er. „Seit 1975 existiert die Esa und seit 1975 kooperieren wir. Und es funktioniert.“ Es sei gut, dass die Agenturen zum Teil dazu gezwungen seien, zusammenzuarbeiten. „Wenn im Moment nicht die Notwendigkeit bestünde, wäre die Frage, ob man das machen würde. Aber es ist doch toll, dass wir das machen.“ Ein amerikanisches Apollo-Raumschiff und eine russische Sojus hätten 1975 – mitten im Kalten Krieg – aneinander angekoppelt. „Das war damals irre.“ Die Esa ist derzeit am Bau des Nasa-Raumschiffs Orion beteiligt, mit dem in einigen Jahren erstmals seit Jahrzehnten wieder Menschen den Mond umrunden sollen.
 
Den Vorwurf von Kritikern, manche Partner hielten sich nicht an die Menschenrechte, kann Wörner nachvollziehen. „Aber wenn wir dann aufhören wegen dieses Grundes zu kooperieren, dann isolieren wir, und Isolation ist politisch, glaube ich, nicht gut.“ Stattdessen müsse man weiter zusammenarbeiten – ohne die eigenen Werte aufzugeben. „Im Gegenteil: um unsere Werte zu stärken.“
 [dpa]

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