Die Kandidaten, die die Briten in den vergangenen Jahren zum Eurovision Song Contest geschickt haben, waren alles andere als erfolgreich. Daher setzt das Inselvolk nun auf Altbewährtes: Schnulzen-Sänger Engelbert solls mit 76 Jahren in Baku richten.
In den 60er Jahren hat Engelbert Humpendinck schon einmal das scheinbar Unmögliche geschafft: er hat Stars wie John Lennon und Co. alt aussehen lassen. Mit elf Singles landeten die Beatles hintereinander auf Platz eins der britischen Charts – und dann kam Engelbert, ein komischer Kerl mit einem ziemlich deutsch klingenden Namen.
2012 soll der 76-jährige Schnulzen-Veteran ein solches Wunderwerk nun auch in Baku vollbringen. Das erhoffen sich zumindest die britischen Strategen, die für den Auftritt ihrer Nation beim Songcontest verantwortlich sind.
„Ich bin aufgeregt und bereit loszulegen“, sagte der in Indien geborene Brite, nachdem er von der BBC bei einem internen Entscheid ausgewählt worden war. Eine öffentliche Abstimmung wie in früheren Jahren hat es diesmal nicht gegeben. Engelbert ist der Nachfolger der Boyband Blue, die im vergangenen Jahr für Großbritannien Platz elf belegt hatte. Er wird der älteste Teilnehmer sein, der jemals in einem Grand-Prix-Finale stand.
Das Lied, das Engelbert am 26. Mai in der aserbaidschanischen Hauptstadt singen wird, ist noch nicht bekannt. Öffentlich wurde lediglich der Komponist: Es ist Sacha Skarbek, der auch schon erfolgreich mit James Blunt zusammengearbeitet hat.
Engelbert Humperdinck heißt mit bürgerlichem Namen Arnold Dorsey. Er hat den Namen des berühmten deutschen Komponisten der Spätromantik in den 60er Jahren angenommen, weil er fand, dass er lustig klingt. In Deutschland, wo er nur unter „Engelbert“ auftritt, darf er ihn offiziell nicht führen. Der für seine Koteletten bekannte Sänger feierte bis in die 70er Jahre Welterfolge.
Obwohl sein letzter Top-Ten-Hit in Großbritannien 42 Jahre zurückliegt, hat Engelbert seine Karriere nie beendet. Dass der Vater von vier Kindern und Opa von neun Enkeln im hohen Alter von dann 76 Jahren sich noch einmal in einen Wettbewerb stürzt, wurde in Großbritannien dennoch als große Überraschung gewertet. Der deutsche Vertreter Roman Lob etwa ist satte 55 Jahre jünger.
Aber gegen die Jugend hat Engelbert jede Menge Erfahrung aufzubieten. In seinem Trophäenschrank stehen mehr als 63 goldene und über 24 Platin-Schallplatten sowie ein Golden Globe. Er hat über die Jahre mehr als 150 Millionen Platten verkauft. Allein sein Superhit „Release Me“ – die Easy-Listening-Version eines alten Country-Songs – verkaufte sich zu besten Zeiten 85 000 Mal am Tag. Dass er durchaus noch up to date sein kann, bewies er mit dem Stück „Lesbian Seagull“ – als Titellied für den Film der Comic-Kultserie „Beavis and Butt-Head“. Auch dafür erhielt er Platin. [Michael Donhauser/fm]
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