Nach vier erfolgreichen Filmen bekommt „Paranormal Activity“ mit „Die Gezeichneten“ nun einen neuen Ableger. Dabei gerät eine Gruppe von Highschool-Abgängern in den Bann finsterer Kräfte, die die Nachbarin offenbar hervorgerufen hat. Doch bei allem Kult birgt das Spin-Off auch Schwächen.
Dem israelisch-amerikanischen Regisseur Oren Peli gelang 2009 ein veritabler Hit: 15 000 US-Dollar nur betrug das Budget seines Debüts, „Paranormal Activity“. Insgesamt aber sollte die Low Budget-Produktion über ein junges Paar aus San Diego, das von einer dämonischen Kraft heimgesucht wird, weltweit annähernd 200 Millionen Dollar einspielen. Die einfache und sehr authentisch anmutende Machart mit ihrer „Found Footage“-Ästhetik trug maßgeblich zum Erfolg des Films und seiner Nachfolger bei – drei Sequels, die ebenfalls mit großem Erfolg in den Kinos liefen. Bei dem nun startenden Werk handelt es sich um ein sogenanntes Spin-off, einen Ableger, keine offizielle Fortsetzung der Serie. In Szene gesetzt hat „Die Gezeichneten“ Christopher Landon, der als Autor bereits bei drei der „Paranormal“-Filmen dabei war. Oren Peli fungiert als Produzent.
Oxnard, Kalifornien, das große Los Angeles ist nicht weit. Jesse (überzeugend in seiner ersten Kinorolle: Andrew Jacobs) ist stolz wie Bolle: Eben hat er das Abschlusszeugnis der High School entgegennehmen dürfen, und am Abend wird das kräftig gefeiert, mit Alkohol und Musik. Jesse gehört zur Latino-Community des Ortes, genauso wie seine besten Freunde. Man merkt den jungen Leuten ihre Lebensfreude an, und auch in Sachen Humor kann man Hector, Ali und den anderen nichts vormachen. Was dann aber passiert, darauf sind die unbedarften Kids nicht vorbereitet: Zunächst nur wundert man sich über unheimliche Geräusche, die über den Lüftungsschacht aus der Wohnung der Nachbarin herüberkriechen. Dann wird diese ermordet und Jesse hat plötzlich eine rote, kreisrunde Bisswunde am Arm.
Im völlig heruntergekommenen Apartment der Ermordeten stoßen die Kids auf seltsame Gegenstände, eine Babykrippe und Unmengen an Blut. Offensichtlich stand die merkwürdige Dame mit unguten Kräften im Bunde. Der Zustand von Jesse derweil verschlechtert sich zunehmend: Fand er es eingangs noch toll, über ihm plötzlich zugewachsene Superkräfte zu verfügen, mit denen er selbst die übelsten Gangster locker durch die Luft fliegen lässt, so ängstigt sich Jesse nun immer mehr angesichts all der unerklärlichen Vorgänge. Schließlich machen sich seine Freunde daran, ihn von den Dämonen zu befreien, die sich anscheinend seiner bemächtigt haben. Das Austreibungs-Ritual aber geht ordentlich schief.
Auch bei den „Gezeichneten“ ist man zunächst dankbar für die durch einfachste, per Handkamera eingefangene, körnige Bilder erzeugte authentische Anmutung, die denkbar weit entfernt ist vom üblichen Hochglanz Hollywoods. Viele der Motive indes sind wohlbekannt aus anderen Horror-Streifen: von der quietschenden Kellerklappe bis zum mysteriösen Buch. Bisweilen ist das Geschehen von einer gewollten – oder unfreiwilligen? – Komik, mehr skurril denn unheimlich. Spätestens ab der Hälfte aber des nicht einmal 90 Minuten zählenden Werks, fällt es einem im Kinosessel in zunehmendem Maße schwer, den wackeligen, schwankenden Bildern der Handkamera zu folgen. So dass man geradezu erleichtert ist, wenn diese shaky cam (Wackelkamera) einmal innehält.
Die eigentliche Stärke der „Paranormal Activity“-Reihe, ihre fast schon dokumentarische Methode, wird hier zur Schwäche. Was schade ist – echte Fans aber nicht vom Genuss des Films abhalten sollte. Zumal diese mit Bezügen, etwa zum ersten Teil der Serie oder auch Anleihen bei Grusel-Klassikern wie „Der Exorzist“ entschädigt werden. Fans weltweit dürfen sich zudem nach diesem Appetitanreger auf mehr freuen: Für den Herbst 2014 nämlich ist bereits der reguläre fünfte Teil dieser so erfolgreichen wie für das Genre relevanten Reihe angekündigt.Kinokritiken im Überblick
[Matthias von Viereck/fm]
Bildquelle:
- Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com