Der Tod steht ihm gut: Radcliffe als Leiche in „Swiss Army Man“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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In der skurrilen Tragikomödie „Swiss Army Man“ mimt „Harry Potter“-Star Daniel Redcliffe eine agile Leiche, die dem lebensmüden Paul Dano den Weg zurück ins Leben weist.

„Harry-Potter“-Star Daniel Radcliffe hat einiges unternommen, um den Ruf des braven Zauberlehrlings wieder loszuwerden. Immerhin verkörperte er den er seit seinem zehnten Lebensjahr. Aber weder in dem romantischen Schauermärchen „Die Frau in Schwarz“ noch im Generationenporträt „Kill Your Darlings – Junge Wilde“ und auch nicht in dem an den Kinokassen gefloppten „Victor Frankenstein“ konnte der 1989 in London geborene Schauspieler wirklich Eindruck hinterlassen.
 
In der absurd-skurrilen Tragikomödie „Swiss Army Man“ geht Radcliffe nun aufs Ganze und spielt paradoxerweise sehr überzeugend und anrührend eine an den Strand gespülte Leiche – die sich als quietschlebendiger Nothelfer und humorvoller Kumpel für einen lebensmüden Sonderling entpuppt. Der Tod steht ihm gut: Radcliffe entwickelt sich zur Allzweckwaffe mit vielen menschlichen, allzumenschlichen Regungen.

Er furzt und spuckt Wasserfontänen, speit Feuer, hat wegweisende Erektionen und auch sonst ganz große Gefühle. Um die geht es dann auch in dem pathetisch-verspielten Film der beiden Regisseure Dan Kwan und Daniel Scheinert, die sich auch das Drehbuch für dieses unkonventionelle Abenteuer ausgedacht haben. Beim diesjährigen Sundance Festival wurden beide bereits mit dem Regiepreis ausgezeichnet.
 
Der lebensmüde Hank (Paul Dano), der gerade im Begriff ist, sich aufzuhängen, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, als auf seiner einsamen Insel ein Körper (Radcliffe) angespült wird, dem nichts Menschliches fremd zu sein scheint. Hank nennt seinen neuen Freund liebevoll Manny. Der grunzt und stammelt zum Dank ein paar Wortfetzen, und verdreht dann wieder die Augen. Aber dieser scheintote Manny hat mehr Power als gedacht. Als Jet-Ski ist er auch ganz gut zu gebrauchen. Zum Dank schleppt Hank seinen neuen Freund in seine Höhle und päppelt ihn auf.
 
Sehr schnell wird klar, dass diese Leiche keine ganz reale sein kann, sondern eher eine gar nicht prüde Verkörperung von Hanks geheimen Träumen und unterdrückten Wünschen. Die Fieberfantasien des Schiffbrüchigen und Isolierten. Aber der Film belässt dies klug in der Schwebe. So hofft man als Zuschauer auch immer wieder, dass dieser wunderbare Manny, der so menschlich und voller Liebe agiert, wirklich lebendig wird.
 

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Eine gleißend-irreale Stimmung zieht sich durch diesen außergewöhnlichen Film. Das Licht zwischen den Bäumen glänzt fast überirdisch, wir scheinen auf einer Traumreise zu sein. Und der euphorische, groß orchestrierte Indie-Rock-Soundtrack von Andy Hull und Robert McDowell hebt „Swiss Army Man“ ganz mühelos in höhere Sphären. Natürlich geht es auch um die große Liebe, die in Gestalt von Hanks Angebeteter Sarah den irren Höhenflug der beiden Außenseiter schließlich auf den Boden zurückholt.
 
In einigen Sequenzen scheinen die beiden Filmemacher ein wenig zu verliebt in ihre Ideen zu sein: Hurra, wir machen mal etwas ganz Verrücktes, so scheint das Motto zu lauten. Dann klingt die Emphase etwas hohl. Trotzdem ist Dan Kwan und Daniel Scheinert ein wunderbarer Geniestreich gelungen, ein herrlich abgedrehtes Abenteuer, das einem lange nicht aus den Kopf geht.Kinokritiken im Überblick
[Johannes von der Gathen/buhl]

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