Vor vier Jahren teilte Denzel Washington in „Equalizer“ als brutaler Rächer aus. Nun holt Regisseur Antoine Fuqua in der Fortsetzung des Actions-Films den Oscar-Preisträger erneut vor die Kamera.
Denzel Washington schlägt auch mit 63 Jahren noch kräftig zu. Mit einer Teekanne, bloßen Fäusten und einem Messer macht er im Handumdrehen vier bullige Angreifer in einem Zugabteil in der Türkei kalt. Die brutale Szene zum Auftakt für „Equalizer 2“ stimmt auf ein blutiges Kino-Gemetzel ein. Vier Jahre nach dem Original-Action-Kracher spielt sich der zweifache Oscar-Preisträger erneut unter der Regie von Antoine Fuqua als rachsüchtiger Todesengel auf.
In „Equalizer“ (2014) war er Robert McCall, ein scheinbar biederer Baumarkt-Angestellter, mit einer Vergangenheit als CIA-Agent, der einen Rachefeldzug gegen die russische Mafia führt. Nie gesehen oder die Story längst vergessen? Nicht schlimm, denn auch in der Fortsetzung kommt es auf den Plot nicht wirklich an. McCall ist der nette Mann von nebenan, der jetzt als Fahrer jobbt. Mal befreit er ein kleines Mädchen, das von seinem Vater entführt wurde, mal rächt er sich an den Vergewaltigern einer jungen Frau.
„Du hast heute an die falsche Tür geklopft Opa“, flachst einer seiner Widersacher – und schon schlägt McCall treffsicher zu. Wie Clint Eastwood und Liam Neeson nimmt man dem Leinwand-Veteranen den Auftritt als edler und brutaler Rächer ab. Nach gefeierten Drama-Rollen wie „Glory“, „Malcolm X“ und „Philadelphia“ brachte ihm schon die erste Zusammenarbeit mit Fuqua den Imagewechsel und einen Oscar ein. Mit der Darstellung eines korrupten Polizisten in „Training Day“ – der ersten Schurkenrolle seiner Karriere – holte Washington 2002 den Oscar als bester Hauptdarsteller. Nach „Equalizer“ und dem Action-Western „The Magnificent Seven“ ist es nun ihr vierter gemeinsamer Film.
„Equalizer 2“ ist wahrlich kein Oscar-Material, aber als Killer-Maschine mit einer Prise Tiefgang (er liest Marcel Proust und trauert um seine gestorbene Ehefrau) macht Washington den teils absurden Plot und überzogene Actionszenen wett. An seiner Seite lässt man sich bereitwillig auf den Nervenkitzel ein. Dabei müssen Zuschauer beim blutigen Showdown in einem Orkan allerdings herausquellende Eingeweide und zerquetschte Augen seiner Widersacher in Kauf nehmen.
Zwischen unappetitlichen Gewaltszenen – der Film ist in Deutschland ab 16 Jahren freigegeben – ist reichlich Platz für Nebenschauplätze. Als Retter der Hilflosen kümmert sich McCall um einen einsamen Holocaust-Überlebenden, er hilft seiner muslimischen Nachbarin und nimmt einen jungen Schwarzen (Ashton Sanders aus „Moonlight“ und „Straight Outta Compton“) unter seine Fittiche, damit der nicht in schlechte Kreise gerät.
Doch dann nimmt die Story eine persönliche Wende. Als seine frühere Geheimdienst-Chefin und gute Freundin Susan Plummer (Melissa Leo) bei der Aufklärung eines Mordfalls in Brüssel brutal ums Leben kommt, ist McCall nicht mehr zu bremsen. Ein Ex-Kollege, gespielt von Pedro Pascal aus „Narcos“ und „Game of Thrones“, wird zum undurchsichtigen Gegenspieler.
„Equalizer 2“ strotzt von Klischees und auch das blutige „Happy End“ ist vorhersehbar, natürlich bleibt McCall am Leben. Doch unter Fuquas Regie fesselt Washington als aufrichtiger Todesengel wieder an den Sitz. Zum ersten Mal in seiner Karriere ließ sich der Schauspieler damit auf eine Fortsetzung ein. Auf „Equalizer 3“ sollte sich der Oscar-Preisträger aber besser nicht einlassen. [Barbara Munker]
Bildquelle:
- Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com