Eine scheinbar einfache Aufgabe einer Hilfseinrichtung im Balkankrieg 1995 wird für Oscarpreisträger Benicio del Toro in der Romanverfilmung „A Perfect Day“ zu einer tragikomischen Odyssee.
In „A Perfect Day“ ist überhaupt nichts perfekt. Zuerst weigert sich der örtliche Gemischtwarenhändler dem Entwicklungshelferteam ein Seil zu verkaufen, da diese für die Vollstreckung von Todesurteilen durch den Strick reserviert sind. Danach erschweren UN-Blauhelme die Arbeit. Dabei hatte es sich ursprünglich um eine ganz einfache Mission gehandelt: Die Bergung einer Leiche aus einem Brunnen, um die Kontamination des Wassers zu verhindern.
Im Jahr 1995 irgendwo auf im Balkan. Der Krieg ist vorbei, aber der Frieden ist noch nicht eingekehrt. Mambrú, gespielt von Benicio del Toro, arbeitet für die humanitäre Hilfseinrichtung Aid Across Borders. Er und seine Mitarbeiter müssen eine der letzten Trinkwasserquellen vor der Verseuchung durch Leichengift bewahren. Um den schwergewichtigen Kadaver aus dem Brunnen zu ziehen, brauchen sie ein dickes Seil. Womit die Odyssee ihren Lauf nimmt.
Fernando León de Aranoa wirft in seiner Verfilmung des Romans „Dejarse Llover“ der Madrider Autorin und „Ärzte ohne Grenzen“-Mitarbeiterin Paula Farias einen kritischen und zynischen Blick auf die verschiedenen Aspekte des zu Ende gegangenen Balkankriegs: eine vom Leid gezeichnete und misstrauische Bevölkerung, apokalyptische Landschaften und verminte Kuhkadaver, einheimische Kriminelle, die mit der Not Geschäfte machen und bornierte Blauhelm-Sodaten, die den Helfern der nicht-staatlichen Hilfsorganisation mit ihren Vorschriften die Arbeit erschweren. Als weiteres Übel kommt hinzu, dass Mambrús Ex-Geliebte Katya sich den drei Entwicklungshelfern anschließt, um das Team zu evaluieren.
Für sein Casting konnte der spanische Filmemacher eine erstklassige Darstellerriege anheuern. Neben dem puerto-ricanischen Star del Toro spielen Tim Robbins, Mélanie Thierry und Olga Kurylenko mit. Dabei sind dem Regisseur hervorragend die Charaktere der drei Entwicklungshelfer gelungen: Mambrú, der zwischen Job und Heimat hin- und hergerissen ist, sein Kumpel B, der auf die Sinnlosigkeit von Gewalt und Krieg mit Spott und Zynismus reagiert, und die naive Berufsanfängerin Sophie, die noch voller Idealismus bei der Arbeit ist. An Tiefe fehlt es lediglich der Rolle von Katya, über deren Vorgeschichte mit Mambrú man nichts erfährt.
„A Perfect Day“ ist eine Mischung aus Tragikomödie, Road-Movie und Kriegsfilm. Die richtige Dosierung zwischen den Genres ist nicht immer gelungen. Auch wenn manche Szenen etwas zu konstruiert wirken, bleibt diese Regiearbeit von Fernando Léon de Aranoa aber durchaus sehenswertes Kino.
Kinokritiken im Überblick
[Sabine Glaubitz/buhl]
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