„Das Dschungelbuch“: So gut ist Disneys Neuauflage

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Mit dem Zeichentrickfilm „Das Dschungelbuch“ hat Disney Geschichte geschrieben. Nun bekam der Stoff als Realverfilmung eine Neuauflage, die die Geschichte deutlich ernster erzählt. So überzeugt der Film zwar mit spektakulären Bildern, den Charme des Klassikers hat er aber verloren.

Neuauflagen und Fortsetzungen alter Filme liegen im Trend. „Star Wars“, „Spiderman“ oder „Ghostbusters“ – alles schon mal da gewesen. Auch Disney setzt auf Altbewährtes wie „Cinderella“, der 2015 ein Hit an den Kinokassen war. Nun kehrt ein weiterer Klassiker auf die Leinwand zurück: „The Jungle Book – Das Dschungelbuch“. Disney legt seinen berühmten Zeichentrickfilm von 1967 neu auf, als visuell beeindruckende Mischung aus real gedrehtem Film und Computertechnik.
 
Inhaltlich ist es „Iron Man“-Regisseur Jon Favreau allerdings leider nicht gelungen, sich von dem alten Kultfilm zu lösen und Rudyard Kiplings Werk eigenständig zu interpretieren. So ist das neue „Dschungelbuch“ zwar technisch hervorragend umgesetzt, letztlich aber doch nur eine Nacherzählung eines längst bekannten Stoffs. Auch die Leichtigkeit und den Charme der fast 50 Jahre alte Zeichentrick-Vorlage kann der neue Film über weite Strecken nicht erreichen.

Ein paar starke Akzente setzt Favreau dennoch. So ist Moglis Welt dieses Mal nicht so süßlich und gemütlich, wie in Disneys altem Film. Die Geschichte, wie der bei den Wölfen aufgewachsene Menschenjunge gegen den Tiger Shir Khan kämpft, ist wesentlich düsterer und aufregender erzählt – und rückt damit näher an Kiplings Bücher heran. Elefanten-Colonel Hathi ist auch kein trotteliger Anführer. Wenn er mit seiner grauen Herde anrückt, verneigen sich die Urwald-Bewohner ehrfürchtig.
 
Außerdem ist Moglis Verhältnis zu seinen Freunden in der neuen Fassung weniger sorglos. Balu (deutsche Stimme: Armin Rohde) etwa ist nicht nur der nette Onkel, mit dem er Spaß hat. Der Bär ist widersprüchlicher; unter seiner Freundlichkeit verbirgt sich einiges an Opportunismus. Auch mit dabei: die Schlange Kaa (Jessica Schwarz), der Panther Baghira (Joachim Król), der böse Shir Khan (Ben Becker) und der Affenkönig Louie (Christian Berkel).
 

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Ein wichtiges Element im neuen „Dschungelbuch“ ist die Spannung. Immer wieder gerät Mogli im Urwald in Gefahr, dramatische Szenen spielen sich ab, für jüngere Kinder vielleicht etwas beängstigend. Einige komische Momente lockern die Stimmung dennoch auf, ebenso wie die altbekannten Lieder, die durch den Zeichentrickfilm zu Kultsongs wurden. Angesichts der oft düsteren Tonalität des Films wirken sie allerdings eher aufgesetzt und fast fehl am Platz.
 
Wenn Balu im alten Zeichentrickfilm unbekümmert durch den Urwald trampelt, Ameisen unter Steinen aufleckt und sich mit Mogli amüsiert, kann er gar nicht anders, als vor Lebensfreude loszusingen: „Probiers mal mit Gemütlichkeit“. In der Neuauflage ist das nicht so. Zwar freunden sich Mogli und Balu hier auch an, doch innig wirkt ihre Beziehung nicht. Balu ist ohnehin kein Ausbund an Frohsinn, dem man diesen Freudenausbruch so ohne Weiteres abnimmt. Authentischer wirkt Affenkönig Louie, wenn er neidvoll singt: „Ich wäre gern wie du“. Hörenswert im englischen Original ist übrigens Scarlett Johansson als die Sinne verwirrende Riesenwürgeschlange Kaa, die Mogli einwickeln will. Leider verschwindet ihr wunderbar verführerisch gesungener Song im Abspann: „Trust in me – Vertraue mir!“.
 
Das Spektakulärste aber sind die Bilder, geschaffen von einem Team, das schon bei visuell überwältigenden Filmen wie „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ oder „Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ dabei war. Real gedrehte Filmszenen mischen sich mit digitalen Dschungel-Welten und am Computer geschaffenen Tieren, die so lebensecht wirken, dass die Grenzen für die Zuschauer verschwimmen. Künstler in Indien schossen außerdem 100 000 Fotos, die als Vorlage für die Gestaltung des üppigen Urwalds dienten.
 
Normal gedreht wurden dagegen die Szenen mit Mogli-Darsteller Neel Sethi. Keine leichte Aufgabe für den Schüler, dessen Spiel dann auch etwas distanziert wirkt. Da die Tiere nachträglich eingefügt wurden, hatte er keine echten Spielpartner am Set. Favreau engagierte deshalb Puppenspieler, die die Rolle der Tiere übernahmen, im Film aber nicht zu sehen sind.
 
Der Zeichentrickfilm von 1967 hatte in Deutschland Kultstatus. Ob der neue Film an diesen Erfolg anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. Doch nicht zu lange. Denn bereits 2017 soll die nächste Neuverfilmung ins Kino kommen, dieses Mal aus den Studios Warner Bros. und inszeniert von Andy Serkis, der mit der Rolle als Schimpanse Caesar im „Planet der Affen – Revolution“ selbst schon einschlägige Erfahrungen sammeln konnte.Kinokritiken im Überblick
[Cordula Dieckmann/fs]

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15 Kommentare im Forum
  1. es ist doch meistens so, dass das remake zwar technisch das original weit übertrifft, aber alles andere bleibt auf der strecke.
  2. Warum wird eigendlich jede neue Dschungelbuch-Verfilmung mit diesem Zeichentrickfilm verglichen. Der neue Dschungelbuch-Film ist keine Neuauflage des Zeichentrick-"Musicals", sondern eine Neuverfilmung des Romans von Rudyard Kipling. Beide Filme miteinander zu vergleichen finde ich irgendwie unpassend, denn sie zielen in ganz verschiedene Richtungen. Im Zeichentrickfilm wurde die Vorlage zu einer "Schöne-Heile-Welt-Show" verarbeitet während sich die Neuverfilmung anscheinend genauer an die Romanvorlage hält. Es gibt auch noch andere Dschungelbuch-Verfilmungen. Wenn ich mich nicht irre auch welche, die vor dem Zeichentrickfilm erschienen sind - soviel zum Thema Original.
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