„Creed – Rocky’s Legacy“: Stallone trainiert seinen Erben

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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In sechs Filmen kämpfte Sylvester Stallone als Rocky Balboa um Ruhm, Ehre und die Liebe. Jetzt kehrt der Schauspieler in seiner Paraderolle zurück, um als Trainer Michael B. Jordan auf den Thron zu führen.

Vier Jahrzehnte sind bereits vergangen, seit 1976 der erste Teil einer der legendärsten Film-Sagas in den Vereinigten Staaten in die Kinos kam: Mit „Rocky“ startete eine Reihe, die längst nicht nur zu den Klassikern des Box-Films gehört, sondern auch wie kaum ein zweiter Film gleichsam exemplarisch die Geschichte eines Underdogs erzählt, der sich seinen Weg nach oben erkämpft. Auf „Rocky“ folgten fünf Sequels; zuletzt war 2007 „Rocky Balboa“ veröffentlicht worden.
 
Diesmal nun steigt Stallone nicht selbst als Boxer, sondern als Trainer eines jungen, vom Newcomer Michael B. Jordan verkörperten Talents in den Ring. Erstmals zeichnet Stallone zudem nicht wie bei allen bisherigen „Rocky“-Teilen fürs Drehbuch verantwortlich. Die Regie kommt von US-Regisseur Ryan Coogler, der bisher mit „Fruitvale Station“ erst einen Langfilm veröffentlicht hat.

Adonis Johnson (Jordan), Hauptfigur des Films, hat seinen berühmten Vater, den Boxer Apollo Creed, nie kennengelernt. Der starb bei einem Kampf im Ring (zu sehen in „Rocky 4“). Adonis aber hat von seinem Dad einiges an Talent mitbekommen. Zu Beginn des Films gibt er den Job bei einem Finanzunternehmen auf, um sich dem Boxen zu widmen.
 
Johnson reist nach Philadelphia, um sich dort von Rocky (Stallone), dem einstigen Gegner und späteren Freund seines Vaters, zu einem richtigen Fighter ausbilden zu lassen. Balboa hat mit dem Boxsport abgeschlossen und weigert sich zunächst, dem jungen Kämpfer zu helfen. Zwischen Rocky aber, dessen eigener Filius weit entfernt lebt, und Adonis entwickelt sich so etwas wie eine Vater-Sohn-Beziehung.
 
Schließlich wird Rocky doch zu seinem Trainer. Einer steilen Karriere des immer besser boxenden Adonis steht nichts mehr im Weg, da erkrankt Rocky an Krebs. Einer Chemotherapie aber möchte sich der vormalige Starboxer, der schon seine Frau an die Krankheit verloren hat, nicht mehr unterziehen.
 
Für Fans der „Rocky“-Filme hält auch „Creed“ einige schöne Reminiszenzen und Gänsehaut-Momente parat. Da sind, einmal ganz kurz, schwarze Chucks zu sehen, so wie sie Balboa schon im ersten Teil von 1976 trug; der gealterte Rocky trägt sie freilich nicht mehr, so wie einst, zum Joggen. Da ist die immer noch recht bescheidene Wohnung Balboas, zu dessen Interieur wie damals auch eine Schildkröte gehört, da ist der kleine Ball, den Balboa so gern mit sich führt.
 
Viele dieser Erinnerungen kommen ganz unaufdringlich daher, hier beweist Regisseur Coogler, der erst 29 Jahre zählt, sein Talent. Auch die längst in die Filmgeschichte eingegangene Treppe zu Füßen des Philadelphia Museum of Art (auch bekannt als „Rocky Steps“) kommt wieder zu Ehren. Bei all diesen Anspielungen muss man dem Regisseur zugutehalten, dass es nie zu pathetisch wird.
 

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Selbst die Erkrankung Balboas, immerhin lebensbedrohlich, spielt mehr am Rande eine Rolle. Was nicht zuletzt auch dem altersweisen und trockenen Humor Balboas, respektive Stallones, zu verdanken ist. Im Juli wird Sylvester Stallone, von seinen Fans liebevoll „Sly“ genannt, 70 Jahre alt. Man sieht dem Schauspieler, der von der Kritik ob seiner darstellerischen Fähigkeiten nicht immer gänzlich ernst genommen wurde, auch ein jedes dieser Jahre an. Wenigen Darstellern allerdings ist ein derart entspannter und selbstironischer Umgang mit der eigenen Hinfälligkeit gegeben wie Stallone.
 
Auch diesem Film kommt das sehr zugute – Balboa trägt zwar die ihm seit jeher eigene Aura von Melancholie mit sich herum, larmoyant oder gar weinerlich aber ist er zu keiner Zeit. Schön zu sehen ist das etwa in der wunderbaren Szene, die Balboa Zeitung lesend vor den Gräbern seiner geliebten Frau Adrian und seines Kumpels Paulie zeigt.
 
Es ist erstaunlich, mit welch großer Selbstverständlichkeit ein so junger Regisseur wie Coogler mit einer von so vielen verehrten Reihe wie „Rocky“ umgeht. Ein stets zwar respektvoller, aber doch auch erfrischender Umgang mit einer in die Jahre gekommenen Legende. Statt Bill Contis teils melancholischer Musik von 1976 etwa gibt es diesmal viel Rap zu hören; überhaupt ist „Creed“ recht stark in der afroamerikanischen Kultur verwurzelt, auch der Regisseur selbst ist Afroamerikaner.
 
Der sehr gelungene „Creed“ zwar wird wohl keinen Oscar holen in der Kategorie „Bester Film“ (dafür hat der Jahrgang zu viele starke Filme), Stallone aber kann sich allem Anschein nach durchaus Chancen ausrechnen in der Nebendarsteller-Kategorie. Verdient hätte der Haudegen die Auszeichnung ob seiner so lässigen wie anrührenden Performance als Rocky Balboa in „Creed“.Kinokritiken im Überblick
[Matthias von Viereck/buhl]

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