Wird es diesmal klappen? Seit mittlerweile über 20 Jahren wartet Leonardo DiCaprio auf den Oscar, genug oscar-würdige Filme hat er allemal gedreht. 2016 stehen die Zeichen nun besser als je zuvor, dass er den Goldjungen endlich bekommt.
Mit wem wird Leonardo DiCaprio an diesem Sonntag über den roten Teppich laufen? Tritt der 41-jährige Oscar-Anwärter mit seiner deutschen Mutter Irmelin ins Rampenlicht? Bringt er seinen Vater George mit, wie zuletzt bei der Golden-Globes-Gala im Januar? Oder schmückt sich der unverheiratete Star mit einer seiner schönen Ex-Freundinnen, zu denen auch die Hamburgerin Toni Garrn (23) zählt? Immerhin scheint festzustehen, dass der Schauspieler am Ende der Oscar-Nacht einen Goldjungen mit nach Hause nehmen wird.
Das ist zumindest die Prognose in Hollywood, nachdem DiCaprio in dieser Preis-Saison praktisch jede Trophäe als bester Hauptdarsteller abgeräumt hat. „Die härtesten Dreharbeiten seines Lebens“, wie der Star betont, könnten nun seine lange Durststrecke bei den Oscars beenden. In dem Survival-Thriller „The Revenant – Der Rückkehrer“ muss DiCaprio nicht viel sagen, aber umso mehr ertragen. Er spielt den Pelztierjäger Hugh Glass Anfang des 19. Jahrhunderts, von einem Bären halb tot gebissen, von seinen Kumpels in der Wildnis zurückgelassen, der sich durch eisige Flüsse und verschneite Berge schlägt.
Zerschunden, mit wildem Bart und zerfetzter Kleidung – was für ein Gegensatz zu DiCaprios aalglattem und überheblichem Finanzjongleur, den er in „The Wolf of Wall Street“ mimte. Dieser Film unter der Regie von Martin Scorsese hatte dem Star 2014 zwei Oscar-Nominierungen als Hauptdarsteller und Produzent eingebracht. Doch am Ende triumphierte sein Kollege Matthew McConaughey, der in „Dallas Buyers Club“ einen Aidskranken spielte.
Seit über 20 Jahren wartet Leo auf den Oscar. Die erste der jetzt sechs Nominierungen holte er als 19-Jähriger mit seiner Nebenrolle als geistig behinderter Junge in dem Familiendrama „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ (1994). Die nächste Chance kam mit dem Scorsese-Film „Aviator“ (2005), in dem DiCaprio als exzentrischer Millionär und Flugpionier Howard Hughes glänzte. 2007 überzeugte er die Oscar-Wähler als Diamanten-Schmuggler in dem Thriller „Blood Diamond“, doch in der Oscar-Nacht war er immer der Verlierer.
Schon als Teenager wollte er Schauspieler werden. Kein einfaches Unterfangen für einen Jungen früh geschiedener Eltern, der in ärmlichen Verhältnissen groß wird. Er verdanke es vor allem seiner Mutter, sagte Einzelkind Leo in einer rührenden Ansprache Mitte Februar bei der Vergabe der Bafta-Preise in London. „Ich bin in einer sehr rauen Nachbarschaft im Osten von Los Angeles aufgewachsen. Diese Frau hat mich drei Stunden am Tag zu einer anderen Schule gefahren, um mir eine andere Möglichkeit zu bieten“, erklärte der Hollywood-Star und schickte noch ein „Ich liebe dich sehr“ hinterher.
Mutter Irmelin war in den 50er Jahren aus ihrer Heimat Oer-Erkenschwick in Nordrhein-Westfalen in die USA gezogen. Die Ehe mit dem italienischstämmigen George DiCaprio ging schnell in die Brüche, doch beiden Eltern schreibt der Sohn seinen Erfolg zu. Mit 14 Jahren, als er Werbung für Matchbox-Autos und Kaugummis machte, habe sein Vater ihm einen Film mit Robert De Niro gezeigt und gesagt: „Sohn, schau dir das genau an, das ist großartiges Schauspielen.“ So erzählte es DiCaprio im November bei einer Preisverleihung des Schauspielverbands SAG.
Wenige Jahre danach drehte er tatsächlich mit De Niro einen seiner ersten Spielfilme. Der Star hatte das Nachwuchstalent aus einer Gruppe junger Anwärter für das Familiendrama „This Boy’s Life“ (1993) ausgewählt. Schließlich war es die Rolle des mittellosen, verliebten Jack Dawson auf der untergehenden „Titanic“, die den Schauspieler 1997 selbst zum Star machte, gerade 23 Jahre alt.
Seither zeigt DiCaprio auf der Leinwand die ganze Bandbreite seines Könnens, von romantisch bis berechnend. Regisseur Clint Eastwood machte ihn in „J. Edgar“ zu dem skrupellosen und gefürchteten FBI-Chef J. Edgar Hoover. In „Der große Gatsby“ wird er mit pomadiger Haartolle und einem Killerlächeln zu dem neureichen Millionär Jay Gatsby. Fünfmal schon drehte er mit Scorsese, ihr nächster Film „The Devil in the White City“ mit DiCaprio als Serienkiller ist bereits in Planung.
Seine Vorliebe für schöne Models bringt DiCaprio häufig in die Schlagzeilen, ebenso ist er als „grüner“ Hollywood-Star bekannt. 1998 rief der engagierte Umweltschützer die „Leonardo DiCaprio Foundation“ ins Leben, die mit anderen Verbänden vor allem in den Bereichen Erderwärmung, erneuerbare Energien, sauberes Trinkwasser und Schutz von Ökosystemen arbeitet. Als Produzent brachte er 2007 den Dokumentarfilm „The 11th Hour“ über die Klimaerwärmung in die Kinos. Er lebt nach eigenen Angaben schon lange umweltbewusst, fährt Hybridautos und nutzt Solarenergie.
In seiner Rolle als Friedensbotschafter der Vereinten Nationen stand er 2014 beim UN-Klimagipfel auf der politischen Bühne. Der Klimawandel sei die „größte Herausforderung der Menschheit“, sagte DiCaprio damals in New York. „Ich spreche nicht als Schauspieler, sondern als besorgter Bürger.“
Auf der Golden-Globes-Bühne im Januar nutzte er seine Dankesrede für einen Appell zur Erhaltung der Natur. Er wolle diesen Preis mit den Ureinwohnern Kanadas und allen indigenen Gruppen in der Welt teilen. Es sei an der Zeit, ihr Land vor der Ausbeutung zu schützen und diesen Planeten für die nächsten Generationen zu erhalten. „The Revenant“ wurde hauptsächlich in der kanadischen Wildnis gedreht. Man darf gespannt sein, was der Schauspieler auf der Oscar-Bühne zu sagen hat. [Barbara Munker/fs]
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