Entgegen dem allgemeinen Trend zur verstärkten medialen Abschottung nach Außen können sich chinesische Kinobesucher künftig mehr Hollywood-Produktionen in den heimischen Lichtspielhäusern anschauen. Im Fernsehen jedoch wird noch mehr national produzierter Inhalt zu sehen sein als zuvor.
Nach den erst kürzlich erneut verstärkten Restriktionen im chinesischen Fernsehen hatChinas Vizepräsident Xi Jinping im Rahmen seiner USA-Tour am Freitag einigermaßen überraschend einer Erhöhung der jährlichen Quote für Hollywoodfilme in chinesischen Kinos zugestimmt. Die Vereinbarung traf Jinping mit dem US-amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden in Los Angeles, wie die britische Tageszeitung „The Guardian“ am Montag berichtete.
Die neue Übereinkunft erhöht das bisherige Limit von 20 großen ausländischen Studio-Filmen im Jahr auf 34 Filme. Allerdings müssen die 14 Extra-Filme entweder im Imax- oder 3D-Format vorliegen. Gleichzeitig dürfen ausländische Filmproduzenten einen größeren Anteil des Kinoumsatzes in China behalten. Statt bisher 13 Prozent können diese nun ein Viertel der Einnahmen für sich beanspruchen.
Chris Dodd, Vorsitzender der Motion Picture Association of America(MPAA), sieht in der Vereinbarung einen sehr wichtigen Schritt hin zueiner Öffnung des chinesischen Marktes. Die Industrie habe seit 20Jahren mit diesen Restriktionen zu kämpfen und es sei an der Zeit gewesen,diese zu ändern, so Dodd. Hollywood-Filme sind in chinesischenKinos zwar nur in geringer Zahl zu sehen, tragen allerdings etwa 40 Prozent zu den gesamten Kinoumsätzen des Landes bei.
Hollywood profitiert stark vom rapide wachsenden chinesischen Kinomarkt und rettete damit im vergangenen Jahr auch die eigenen Umsatzahlen. 2011 belief sich der Gesamtumsatz des chinesischen Kinomarktes auf über 13Milliarden Yuan (etwa 1,5 Milliarden Euro), wovon etwa 6 Milliarden Yuandurch ausländische Filme eingespielt wurden. Analysten zufolge könnte sich der Gesamtumsatz bis 2015 bereits mehr als verdoppeln. Allein 2011 wurden in China803 neue Lichtspielhäuser eröffnet, viele davon Imax- und 3D-Kinos.
Innerhalb Chinas fielen die Reaktionen auf das Abkommen zurückhaltend aus. Beobachter befürchten, dass der zusätzliche Anteil ausländischer Filme die nationalen Filmschaffenden verstärkt unter Druck setzt, da diese nun mit ausländischen Großproduktionen konkurrieren. Allerdings lasse sich dadurch auch die Qualität im Allgemeinen verbessern. Im Bereich Zeichentrick setzt man dafür auf eine andere Strategie und verstärkt den nationalen Fokus (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
Ein weiterer Ansatz für die Erweiterung des Kinomarktes ist die Beteilung chinesischer Investoren an Hollywood-Studios, wodurch deren Filme von den Regelungen ausgenommen wären. Momentan steht ein chinesisches Konsortium bereits in Verhandlungen mit Miramax und anderen Hollywood-Studios. Umgekehrt schauen sich auch die US-Majors nach chinesischen Partnern um. So will etwa Dreamworks ein Gemeinschaftsunternehmen in China gründen.
Im Rahmen der neuen Kino-Regelung können nun auchIndependent-Produzenten feste Lizenzgebühren zuähnlichen Prozentsätzenwie in anderen Ländern verhandeln, statt der bisher typischen zweibis drei Prozent. Neben denRestriktionen für 20 große Studiofilmewerden in China jährlich etwa 40ausländische Independent-Filmeveröffentlicht. Das Abkommen kann in fünf Jahren erneut verhandelt werden.
Währenddessen werden die Beschränkungen im chinesischen Fernsehen stetig verstärkt. Nachdem die Regierung zunächst die Auflagen für Unterhaltungssendungen erhöhte, wurden nun ausländische Formate komplett aus dem Primetime-Programm gestrichen. Als Nebeneffekt boomt dadurch der Markt für Online-Video-Portale, da immer mehr junge Chinesen Serien und Filme anstatt im Fernsehen einfach online schauen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
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