George Clooney machte es als Gauner in der „Ocean’s“-Trilogie vor. Jetzt werden Danny Ocean & Co. durch ein reines Frauenteam um Sandra Bullock ersetzt: Sie wollen Diamanten bei der Met-Gala rauben.
Von dem charmanten Gauner Danny Ocean, gespielt von George Clooney, ist in „Ocean’s 8“ nicht mehr viel übrig. Sein Marmorgrabstein hat die Inschrift 1961 – 2018, seine gerissene Schwester Debbie (Sandra Bullock) gibt nun den Ton an. Doch gleich die erste Szene in der neuen Gangsterkomödie ist eine Hommage an die Hit-Trilogie von Steven Soderbergh, der als Regisseur von 2001 bis 2007 für seine drei „Ocean’s“-Filme Stars wie Clooney, Brad Pitt und Matt Damon für große Diebesfeldzüge vor die Kamera holte.
Genau wie Danny in „Ocean’s Eleven“ sitzt nun Debbie Ocean in Knastkleidung vor einem Bewährungsausschuss und bittet um ihre Entlassung. Sie wolle „ein ganz normales Leben“ führen, säuselt sie, wenig später geht es auf hohen Absätzen in die Freiheit. Clooney stolzierte damals im Smoking aus dem Gefängnis heraus.
Von wegen normales Leben: Fünf Jahre, acht Monate und zwölf Tage hinter Gitter hatte sie Zeit, den perfekten Raubüberfall zu planen. Doch „Ocean’s 8“ ist keine Fortsetzung mit den üblichen (männlichen) Verdächtigen. Der Heist-Krimi setzt ganz auf Hollywoods Frauenpower.
Männer fallen auf, Frauen werden gewöhnlich übersehen, und daher ist ein rein weibliches Team für ihren kriminellen Plan genau das Richtige, erklärt Debbie ihrer alten Komplizin Lou (Cate Blanchett). Zusammen trommeln sie eine bunte Crew zusammen: die gewiefte Hackerin Nine Ball (Sängerin Rihanna), Modeschöpferin Rose (Helena Bonham Carter), eine Juwelierin (Mindy Kaling), eine fingerfertige Taschendiebin (Rapperin Awkwafina) und eine Hehlerin (Sarah Paulson).
Abräumen wollen sie bei der Met-Gala, dem jährlichen Glamour-Event im New Yorker Metropolitan Museum, am Hals von Hollywood-Star Daphne Kluger (Anne Hathaway). Dort hängt eine Diamantenkette im Wert von 150 Millionen Dollar.
Die Spendengala der Superstars ist die perfekte Filmkulisse. Tatsächlich durfte das „Ocean’s 8“-Team vor Ort in dem berühmten Museum drehen. Der Ball wurde mit prominenten Stammgästen nachgestellt, so laufen in Gastrollen Kim Kardashian, Katie Holmes, Serena Williams, Vogue-Chefin Anna Wintour und Heidi Klum über den roten Teppich. Auch Debbies Diebinnen werfen sich in Schale, um hinter den Kulissen mit cleveren Tricks das streng bewachte Collier zu entwenden.
Bullock, die eine deutsche Mutter hat, tarnt sich mit blonder Perücke und perfektem Deutsch als ausländischer Stargast. Das sorgt in der englischen Originalfassung für besonderen Witz, wenn Debbie Heidi Klum auf Deutsch Komplimente macht und sich mit „Finger weg“ und ähnlichen Sprüchen aus brenzligen Situationen rettet. In der synchronisierten deutschen Fassung geht das leider verloren.
Wie es sich für einen typischen Heist-Film gehört, spitzt sich der Plot bis zum packenden Showdown langsam zu. Bei „Ocean’s 8“ unter der Regie von Gary Ross („Die Tribute von Panem – The Hunger Games“) geht es leider weniger prickelnd zu, als bei Steven Soderberghs Vorgängern. Der Plan läuft zu reibungslos ab. Einen echten Bösewicht, der den Frauen gefährlich werden könnte, gibt es nicht. Soderbergh ist zwar als Produzent an Bord, doch es fehlt sein flotter, lässiger Stil, den er Clooney & Co. verpasste.
Bullock bemüht sich unter vielen Schichten Make-up um ein cooles Image, doch wirkt dabei etwas starr. Nur im Doppel mit der tatsächlich lässigen Blanchett gewinnt das Frauenduo an Fahrt. Die große Überraschung ist Hathaway als das Glamour-Starlett Daphne Kluger. Süffisant spielt sie die verwöhnte, eitle Schauspielerin, die immer im Mittelpunkt steht – bis sich das Blatt wendet.
Männer haben in „Ocean’s 8“ nicht viel zu sagen. Neben ihrem Raubzug nimmt Debbie noch an ihrem Ex-Freund (Richard Armitage) Rache, der ihre Haftstrafe verschuldet hatte. Nicht viel besser ergeht es dem britischen Komiker James Corden, der als Versicherungsschnüffler auf der falschen Fährte ist.
Nach vollbrachter Tat gönnt sich Debbie am Grab ihres Bruders Danny einen Martini. Dieser Coup hätte dir gefallen, sagt sie mit souveräner Stimme. Recht hat sie. „Ocean’s 8“ mag einige Regieschwächen haben, doch mit geballter Frauenpower räumen Bullock & Co. unterm Strich unterhaltsam ab.
[Barbara Munker]
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