„Boulevard“: Robin Williams Film-Vermächtnis

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Vor seinem Freitod stand Robin Williams noch ein letztes Mal vor der Kamera. In „Boulevard“ gelingt ihm dabei das faszinierende Portrait eines Jedermann, der sich erst spät zu seiner Homosexualität bekennt.

Die Nachricht vom Tod des US-amerikanischen Schauspielers Robin Williams erschütterte im August 2014 nicht nur die Filmwelt. Der Oscar-Preisträger hatte sich im Alter von 63 Jahren das Leben genommen. Mit „Boulevard“ kommt nun ein letzter Spielfilm mit ihm in die deutschen Kinos und zeigt eindringlich, was für ein sensibler Charakterdarsteller er war.

Robin Williams verkörpert in dem von Dito Montiel feinsinnig inszenierten Drama den Bankangestellten Nolan Mack. Auf den ersten Blick geht es ihm gut. Die Ehe mit Joy (Kathy Baker) läuft in ruhigen Bahnen. Auch beruflich hat der 60-jährige Erfolg. Dann aber lernt er den Stricher Leo (Roberto Aguire) kennen. Und nun muss sich Nolan nicht nur der Frage nach seiner eigenen sexuellen Orientierung stellen. Denn das Kartenhaus seines Lebens bricht zusammen. In einer Schlüsselszene des Films presst Nolan den Satz heraus „Ich fühle mich heute noch als Zwölfjähriger“.
 
In wortlosen Szenen, etwa wenn die Hauptfigur nachts allein mit dem Wagen durch triste Kleinstadtstraßen fährt, offenbart Robin Williams seine Meisterschaft als sensibler Charakterdarsteller. Sein fast durchweg Frohsinn vorgaukelndes Gesicht spiegelt die Abgründe eines Daseins hinter der brüchigen Fassade bürgerlicher Behaglichkeit. Mit fiebrigem Blick und schmalem Lächeln zeigt der Schauspieler eindringlich die innere Not eines Biedermanns, der zu spät die in ihm schlummernden Sehnsüchte auszuleben versucht.

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Regisseur Montiel tat gut daran, ganz dem Charisma und dem Können seines Hauptdarstellers zu vertrauen. Robin Williams, der schon Erfolge feierte mit Dramen wie „Der Club der toten Dichter“ und Komödien wie „Mrs. Doubtfire“, macht den Film zum Ereignis. Einige Rezensionen monieren bei allem Lob für Williams zwar, die in der Gegenwart spielende Geschichte gehöre in die 1950er Jahre. Die Kritiker meinen, heutzutage sei es unwahrscheinlich, dass ein homosexueller Mann erst mit 60 Jahren sein Coming-out habe. Dabei übersehen sie, dass es auch in der westlichen Welt noch immer Intoleranz gegenüber Lebensformen fern des Gängigen gibt. Darauf verweist der Film dezent und erhält dadurch zusätzliches Gewicht.Kinokritiken im Überblick
[Peter Claus/buhl]

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