Kann sich die Tennis-Legende mithilfe diplomatischer Immunität einem Insolvenzverfahren in London entziehen? Boris Beckers Anwälte meinen es offensichtlich ernst damit.
Der ehemalige Tennisstar Boris Becker (50) beruft sich im Insolvenzverfahren gegen ihn in London auf diplomatische Immunität. Das bestätigte sein Anwalt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.
Becker hatte im April mitgeteilt, dass er von der Zentralafrikanischen Republik zum Sonderattaché für Sport und kulturelle Angelegenheiten in der Europäischen Union ernannt worden sei. Der Posten sei ein Ehrenamt.
Nun haben Beckers Anwälte in London einen Antrag beim High Court in London gestellt, das Insolvenzverfahren gegen ihn wegen der diplomatischen Immunität ihres Mandaten bis auf Weiteres zu stoppen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Londoner Kanzlei Sal & H hervor.
Becker könne ohne die Zustimmung der Zentralafrikanischen Republik keinem rechtlichen Verfahren unterworfen werden, so die Anwälte. Außerdem bedürfe es dafür der Zustimmung des britischen Außenministers Boris Johnson und seines zentralafrikanischen Amtskollegen. Ob die Argumentation der Becker-Anwälte vor dem Gericht in London verfängt, ist unklar.
Das belgische Außenministerium wollte Beckers Status als Sonderattaché am Freitag nicht bestätigen. Man mache grundsätzlich keine Angaben zu Einzelfällen, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Deutsche Presse-Agentur.
In einer Stellungnahme auf Englisch rechtfertigt Becker den Schritt. Er sei Opfer einer „Farce“ geworden, klagt er. Ein „Haufen anonymer und unverantwortlicher Banker und Bürokraten“ habe ihm in ein „vollkommen unnötiges“ Insolvenzverfahren aufgezwungen. Er habe dadurch „eine Menge Schaden“ erlitten, „sowohl finanziell als auch professionell“, schreibt die Tennis-Legende.
Und Becker will auch zum Gegenschlag ausholen: „Ich werde diejenigen verfolgen, die diesen Prozess erzwungen haben und sie öffentlich verantwortlich machen für ihre Taten.“ Auf seine Ernennung zum Sport- und Kulturattaché sei er „immens stolz“, so Becker.
Der Krisenstaat Zentralafrikanische Republik gilt einem umfassenden UN-Index zufolge als das ärmste Land der Welt. In dem Land war 2013 ein Bürgerkrieg ausgebrochen, in dem sich Milizen der christlichen Mehrheit und der muslimischen Minderheit gegenüberstanden.
In Folge einer französischen Militärintervention und später einer UN-Friedensmission stabilisierte sich die Lage etwas. Trotz der Präsenz von mehr als 12 000 Blauhelmsoldaten kommt es jedoch immer wieder zu neuen Kämpfen. Nach UN-Angaben sind rund 1,1 Millionen Menschen auf der Flucht – fast ein Viertel der Bevölkerung. Jeder zweite Zentralafrikaner ist UN-Angaben zufolge auf humanitäre Hilfe angewiesen.
[dpa]
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