Berlinale: 18 Filme wollen „Goldenen Bären“ – bunte Mischung

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Berlinale-Jurys sind unberechenbar. Am Samstag wird der Gewinner des Goldenen Bären der 62. Internationalen Filmfestspiele Berlin bekanntgegeben. Das Festivalpublikum hat eindeutige Favoriten. Doch folgen die Experten der Einschätzung?

Die DDR-Geschichte „Barbara“ des deutschen Regisseurs Christan Petzold und das Sozialdrama „L’Enfant D’En Haut“ (Das Kind von oben) der Schweizerin Ursula Meier haben in der Gunst der Besucher die Nase ganz klar vorn. Doch schon oft fällte die Berlinale-Jury eine Entscheidung gegen den Zuschauergeschmack.
 
Als letzter der 18 Wettbewerbsfilme wurde am Freitag „Rebelle“ des kanadischen Regisseurs Kim Nguyen gezeigt – ein drastischer Film über eine kongolesische Kindersoldatin. Für den Glamourfaktor war Vampir-Darsteller Robert Pattinson zuständig. Seine Fans warteten schon seit dem Morgen am roten Teppich auf ihr Idol, das am Abend außer Konkurrenz die Maupassant-Verfilmung „Bel Ami“ vorstellen wollte.

Für die Jury lautet unterdessen die Frage: Poesie, Privates oder Politik? Zwischen diesen Polen bewegen sich die Filme, unter denen das Gremium unter Vorsitz des britischen Regisseurs Mike Leigh den Sieger küren muss. Der achtköpfigen Jury gehören auch die Schauspieler Barbara Sukowa, Jake Gyllenhaal und Charlotte Gainsbourg sowie der iranische Regisseur und Vorjahres-Bärengewinner Asghar Farhadi („Nader und Simin. Eine Trennung“) an.
 
Jury-Chef Leigh („Lügen und Geheimnisse“, „Vera Drake“) könnten die Favoriten der Zuschauer und Kritiker durchaus gefallen. Es sind Filme, die davon erzählen, wie politische Entscheidungen und soziale Umstände sich auf das ganz private Leben auswirken – so wie es auch Leigh in seinen Filmen zeigt. In „Barbara“ spielt Nina Hoss eine DDR-Ärztin, die im Jahr 1980 nach einem abgelehnten Ausreiseantrag an Republikflucht denkt, von der Stasi permanent überwacht wird und in einem Klinikkollegen unerwartet einen Freund findet.
 
„L’Enfant D’En Haut“ ist ein sehr überzeugend inszeniertes und gespieltes Drama über finanzielle und emotionale Not in der Wohlstandsgesellschaft. Erzählt wird vom zwölfjährigen Simon. Er stiehlt in einem Wintersportort in den Alpen Skier und Ausrüstung, um sie weiterzuverkaufen – so verdient er den Lebensunterhalt für sich und die Frau, bei der er wohnt. Der junge Hauptdarsteller Kacey Mottet Klein gilt als klarer Anwärter für einen Silbernen Bären als bester Schauspieler. Seine französische Filmpartnerin Léa Seydoux, die auch im Berlinale-Eröffnungsfilm „Leb wohl, meine Königin!“ zu sehen war, spielte ebenfalls preiswürdig.
 
Zu den Favoritinnen als beste Schauspielerin gehört aber auf jeden Fall auch Nina Hoss, die ihre „Barbara“ als Frau mit eingefrorenen Gefühlen spielt. Ladya Cheryl könnte ebenfalls Chancen haben – sie verköpert in dem poetischen indonesischen Film „Kebun Binatang“ (Postcards From The Zoo) von Edwin ein Mädchen, das im Zoo aufwächst.
 
Bei den Herren käme neben Kacey Mottet Klein als Preis-Kandidat der deutsche Schauspieler Lars Eidinger in Frage, der in Hans-Christian Schmids Familiendrama „Was bleibt“ einen nach Geborgenheit und Identität suchenden Sohn spielt.
 
Wenn die Jury mehr Wert auf Kunst als auf realistisch erzählte Geschichte und Geschichten legt, dann könnte „Tabu“ des Portugiesen Miguel Gomes Chancen auf den Goldenen Bären als bester Film haben. Er erzählt sehr poetisch vom Leben und Lieben einer Frau vor dem Hintergrund der portugiesischen Kolonialgeschichte in Afrika – in Schwarz-Weiß-Bildern, mit Erzählerstimme aus dem Off und teils recht manierierten Regieeinfällen. Ein Film, der das Publikum spaltete.
 
Jetzt hat die Jury die Qual der Wahl. Der Gewinnerfilm wird am Samstagabend nach der Preisgala den 1600 Gästen im Berlinale-Palast gezeigt – damit sie sich dann noch einmal ihr eigenes Urteil bilden können. [Elke Vogel]

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