Sie kann mittlerweile auf eine turbulenten Lebensgeschichte zurückblicken, die sie mit Sicherheit auch noch um einige Geschichten erweitern wird. In dieser Woche feierte Barbara Hershey ihren 65. Geburtstag.
Mit ihrer Schönheit verführte Barbara Hershey vor der Kamera Hollywoods begehrteste Männer, mit ihrem Talent angelte sie sich die besten Regisseure. Zuletzt Darren Aronofsky, der sie in seinem Psychodrama „Black Swan“ (2010) als besessene Mutter einer ehrgeizigen Ballerina (Natalie Portman) auf die Leinwand holte. Die brünette Schauspielerin, die an diesem Dienstag (5. Februar) 65 Jahre alt geworden ist, hat mit mutigen Rollen Kritiker und Fans immer wieder überrascht.
Martin Scorsese holte die Kalifornierin 1972 für seinen ersten abendfüllenden Spielfilm vor die Kamera. In dem Gaunerstreifen „Die Faust der Rebellen“ tobte sich Hollywoods wilde Newcomerin an der Seite von David Carradine aus. Während der Dreharbeiten legte Hershey dem Regisseur ihren Lieblingsroman, „Die letzte Versuchung Christi“ des Griechen Nikos Kazantzakis, ans Herz. Sechzehn Jahre später übertrug ihr Scorsese in seinem umstrittenen Jesus-Film die Rolle der Prostituierten Maria Magdalena.
In den 1980er Jahren drehte sie mit Peter O’Toole „Der Lange Tod des Stuntman Cameron“, mit Robert Redford „Der Unbeugsame“, mit Gene Hackman „Freiwurf“. Regisseur Barry Levinson holte sie mit Danny DeVito für die Komödie „Tin Men“ vor die Kamera, Philip Kaufman castete sie als Astronautengattin in dem Actionstreifen „Der Stoff, aus dem die Helden sind“. Doch ihren größten Erfolg hatte Hershey Woody Allen zu verdanken, der ihr die Rolle der Jüngsten der drei Schwestern in seinem Meisterwerk „Hannah und ihre Schwestern“ (1986) anbot. Neben Mia Farrow und Dianne Wiest glänzte Hershey als die schöne Ex-Alkoholikerin Lee, die von dem flatterhaften Ehemann (Michael Caine) ihrer Schwester Hannah bedrängt wird.
Bei den Filmfestspielen in Cannes stellte Hershey 1987 und im Folgejahr einen Rekord auf: Sie gewann gleich zweimal hintereinander die „Goldene Palme“ als beste Hauptdarstellerin: Für „Shy People“ von Andrej Konchalovski und für den Anti-Apartheid-Film „Zwei Welten“ von Chris Menges. In den 1990er Jahren trat sie vermehrt im Fernsehen auf, konnte sich aber auch auf der Leinwand behaupten. In „Julia und ihre Liebhaber“ nach dem Roman von Mario Vargas Llosa spielte sie die verführerische Tante. Mit Michael Douglas drehte sie den Amoklauf- Thriller „Falling Down“. Jane Campion heuerte sie zusammen mit Nicole Kidman und John Malkovich für die Henry James-Verfilmung „Portrait of a Lady“ an. Die Nebenrolle brachte Hershey eine Oscar-Nominierung ein.
Das Münchner Filmfest verlieh Hershey 2002 für ihre Verdienste um die Filmkunst den CineMerit Award. Ihre Arbeit sei von „extremer Sinnlichkeit und intellektuellem Engagement“ geprägt, hieß es in der Begründung der Jury. Im Kino war sie gleichzeitig in dem deutsch- australischen Thriller „Lantana“ in der Rolle einer vereinsamten Psychologin zu sehen. Hershey drehte auch die deutschen Co-Produktionen „Bis später Max!“ über einen Schürzenjäger im Greisenalter und die Biografie „Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika“, in der sie als Ehefrau des berühmten Mediziners zu sehen ist.
Geboren wurde die Schauspielerin mit russisch-jüdischen und irischen Vorfahren in Hollywood als Barbara Herzstein. Nach ihrer ersten Hauptrolle in dem Teenagerdrama „Last Summer“ (1969) nannte sie sich jahrelang Barbara Seagull (Möwe). Bei den Dreharbeiten war eine Möwe ums Leben gekommen, Hershey wollte den Tod des Tieres sühnen.
Privat ging es so turbulent wie in vielen ihrer Filmrollen zu. Mit David Carradine, ihrem Partner aus „Die Faust der Rebellen“, hatte sie eine stürmische sechsjährige Beziehung. Ihrem 1972 geborenen Sohn gaben sie den Vornamen Free (Frei), tauften ihn später aber auf Tom um. Mit 44 Jahren heiratete Hershey zum ersten Mal, doch die Ehe mit dem Maler Stephen Douglas wurde wenig später geschieden. Mit dem britisch-indischen Schauspieler Naveen Andrews aus der TV-Serie „Lost“ fand sie danach einen mehr als zwanzig Jahre jüngeren Partner. Nach zehn gemeinsamen Jahren ging die Beziehung 2009 auseinander.Archiv
[Barbara Munker/hjv]
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