Vor 38 Jahren nahm die „Star Wars“-Saga ihren Anfang. Ende des Jahres wird sie mit Episode VII „Das Erwachen der Macht“ fortgesetzt und auf die Leinwand zurückkehren. Wer sich nicht bis dahin gedulden kann, kann nun in Köln dem echten, haarigen Chewbacca zum Greifen nahe kommen oder sich die Kostüme von R2-D2 und Darth Vader ansehen.
Am Ende muss eine Entscheidung her: Lässt man sich vom dunklen Imperator verführen? Oder bleibt man der guten Sache treu? Keine leichte Entscheidung, ist man doch gerade erst dem dunklen Vater selbst, Darth Vader also, begegnet. In Köln wird in den nächsten Monaten eine „Star Wars“-Ausstellung gezeigt, die mehr als das sein will – der Besucher soll sich selbst besser kennenlernen.
Eine „interaktive Reise“ zur Identität der Filmcharaktere kündigte Andreas Waschk, Geschäftsführer des Wissenschaftsmuseums Odysseum, am Mittwoch an. Und tatsächlich: Überraschend fundiert und zudem kurzweilig beschäftigt die Ausstellung sich mit dem komplexen Konzept der Identität.
Klar, die wahren Fans kommen in erster Linie für die 200 Original-Requisiten, -Modelle und -Kostüme aus den insgesamt sechs Filmen. Für sie zählt der ausgiebige Blick auf das blecherne Outfit, das Kenny Baker als R2-D2 trug. Oder auf das lebensgroße Modell von Anakins Pod-Renner, dessen blaue Streifen an den Sportwagen des jungen Regisseurs George Lucas erinnern. Oder auf den echten, haarigen Chewbacca, der seinerzeit natürlich nicht am Computer, sondern in langwieriger Handarbeit erstellt wurde. Oder eben auf das respekteinflößende Kostüm Darth Vaders, das ganz am Ende der Schau auf den Besucher wartet. Angemessen präsentiert natürlich, als Solo-Exponat in schummrigem Licht auf einer eigenen kleinen Bühne.
Zu all dem liefert die Schau Hintergrundwissen, das Hardcore-Fans womöglich bekannt, für die meisten aber wohl neu ist. Zum Beispiel, dass Darth Vaders Aussehen auch dem Zufall geschuldet ist: In der ersten Version des Kostüms wurde genommen, was gerade zur Hand war – unter anderem ein deutscher Armeehelm aus dem Zweiten Weltkrieg und eine Gasmaske.
Bei allem Ernst, mit dem die Fans diese Exponate sezieren werden, wird die Schau dennoch nicht zur Nabelschau der „Star Wars“-Welt. In zehn Schritten und in steter Spiegelung der Filmfiguren wird gezeigt, wie der einzelne Mensch zu dem wird, was ihn ausmacht.
Mit einem Armband am Handgelenk sollen die Besucher Entscheidungen treffen: Welcher Charakter aus den verschiedenen Galaxien ist man selbst? Mit welchen Begabungen wurde man geboren? Welche kulturellen Einflüsse haben einen geprägt? Passend dazu werden Filmsequenzen gezeigt, die den Stellenwert dieser Fragen am Leben von Luke und Anakin Skywalker verdeutlichen. En passant lernt man dabei nicht nur, dass Chewbaccas Stimme eine Mischung aus Walross und Schwarzbär ist, sondern auch den Unterschied zwischen responsiver und kontrollierter Erziehung (auf das Kind eingehen oder eher klare Regeln vorgeben). So hat die Ausstellung auch für Besucher einen Mehrwert, die dem „Star Wars“-Virus nicht verfallen sind.
Ob man für diesen Mehrwert allerdings bereit ist, die happigen Eintrittspreise zu zahlen, muss jeder selbst entscheiden. Bei mindestens 21,95 Euro für Erwachsene und 15,95 Euro für Kinder kann der Museumsbesuch für Familien ein teurer Spaß werden.
Die Ausstellung wurde unter anderem vom Montréal Science Centre entwickelt und hatte dort 2012 Premiere. Seitdem gastierte sie in Paris und Lyon, in Köln ist sie mindestens bis zum 20. September zu sehen und geht anschließend wieder ins Ausland. Insgesamt ist sie den Organisatoren zufolge in den letzten drei Jahren schon von über einer Million Menschen besucht worden. [Michel Winde/kw]
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