Heiner Lauterbach gilt als einer der ganz Großen des deutschen Films. Der mittlerweile 60-jährige Schauspieler machte aber auch Abseits der Kamera von sich reden: Früher als Partylöwe und heute als Familienvater.
Dass er einmal ein solches Leben führen würde, das war für ihn früher undenkbar. Heute bestimmen Sport und gesunde Ernährung sein Leben, er macht das Frühstück für seine Familie, nennt seine Ehefrau Schnuffi – und er ist ihr treu. Heiner Lauterbach hat sein Leben auf den Kopf gestellt. Mit 60 Jahren ist der Schauspieler das, was man wohl einen ganz normalen Familienvater nennen könnte. Das war früher anders. Jahrzehntelang war er das Enfant terrible, der Saulus der deutschen Entertainmentbranche. Sein Leben bestand aus Filmen – natürlich – aber zu einem mindestens genau so großen Teil aus Partys, verlässlich wechselnden Frauengeschichten und Alkohol.
„Mein Leben zwischen Exzessen, Affären und nächtelangen Partys möchte ich um keinen Preis auf der Welt aus meiner Biografie verbannen“, schreibt Lauterbach in seiner neuen Autobiografie „Man lebt nur zweimal“, die kurz vor seinem 60. auf den Markt gekommen ist. Dieses Leben sah aus seiner Sicht so aus: „Filme, Frauen und alle legal und illegal erhältlichen Formen von Rauschmitteln.“ Kurz vor seinem Geburtstag sagte er in einem Interview mit der Zeitschrift „Closer“, er habe früher sogar auf der Theaterbühne Alkohol versteckt, „um dort zumindest einen winzigen Underberg zu verbergen, den ich dann während des Stücks unauffällig zu mir nehmen konnte“.
„Nichts ausgelassen“ heißt folgerichtig auch seine erste Biografie aus dem Jahr 2006, die dieses erste Leben beschreibt – das vor Viktoria, mit der er inzwischen seit fast zwölf Jahren verheiratet ist und zwei gemeinsame Kinder hat. Seinen 60. verbringt er gemeinsam mit der Familie auf Mauritius.
Ohne seine Frau hätte er es nicht geschafft, seinem Leben noch einmal eine Wendung zu geben. „Wichtig ist nicht nur die alltägliche Hilfe von Viktoria, sondern vor allem die Aussicht auf ein gemeinsames Leben“, sagt Lauterbach im Interview der Nachrichtenagentur dpa in München. „Man braucht Ziele vor Augen, wenn man so eine Veränderung herbeiführen will.“ Heute ist Lauterbach, der fünfmal in der Woche joggen geht, neben der neuen Biografie auch mit einer Fitness-DVD auf dem Markt. „Ich bin heute zufriedener, als ich es je war“, sagt er.
Dabei hat der gebürtige Kölner in der Vergangenheit wirklich nichts ausgelassen. Seine Karriere im Filmgeschäft begann ausgerechnet mit Rollen in der berüchtigten Reihe „Schulmädchen-Report“, der Durchbruch kam 1985 als eifersüchtiger Ehemann in Doris Dörries Komödie „Männer“. Es folgten erfolgreiche Rollen in der ZDF-Krimiserie „Faust“, in Dieter Wedels Fünfteiler „Der Schattenmann“ und in Helmut Dietls Persiflage „Rossini oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“.
Dieser Film über die Münchner Schickeria dürfte deutliche Parallelen haben zu dem Leben, das Lauterbach damals lebte und das ihn immer wieder auf Streifzüge durch das Kneipen- und Rotlichtmilieu führte. Seine Frauengeschichten waren legendär. Von 1985 bis 2001 war er mit Schauspielkollegin Katja Flint verheiratet, mit der er den gemeinsamen Sohn Oscar hat. Seine Beziehung zu Jenny Elvers machte vor allem mit einer öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht nach der Trennung Schlagzeilen.
Lauterbach, der in jungen Jahren eine Installateurlehre abgebrochen hat und in Südostasien kurzzeitig im Knast gelandet war, weil er versucht hatte, Haschisch zu schmuggeln, galt als harter Macho – und machte folgerichtig auch schon mal Werbung für Kräuterpillen, die schlaffe Männer munter machen sollen. Heute will er Menschen auf andere Art und Weise helfen. Sein neues Buch soll vor allem ein Ratgeber sein. „Das hört sich ein bisschen Gutmensch-mäßig an, aber wenn sich nur einer nach der Lektüre meines Buches entscheidet, sein Leben umzukrempeln, dann hätte sich die Mühe für mich schon gelohnt.“Archiv
[Britta Schultejans/ps]
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