Zwar feiert der US-Regisseur Oliver Stone am heutigen Donnerstag seinen inzwischen 70. Geburtstag, bleibt aber dennoch politisch, kritisch und unbequem. So zielt auch sein neustes Werk „Snowden“ über den NSA-Wistleblower Edward Snowden auf sein Heimatland USA ab.
Mit seinen Filmen hat sich Oliver Stone schon immer viele Feinde gemacht und jetzt legt er sich erneut mit den Mächtigen in seinem Heimatland an. Schon während der Dreharbeiten zu seinem neuen Werk über den Whistleblower Edward Snowden habe es Probleme gegeben, sagte der US-Regisseur jüngst bei einem Filmfestival in Idaho. „Wir sind nach Deutschland gegangen, weil wir uns in den USA nicht mehr entspannt gefühlt haben“, zitiert ihn der „Hollywood Reporter“. „Wir haben uns gefährdet gefühlt. Wir wussten nicht, was der US-Auslandsgeheimdienst NSA vielleicht machen würde. Also sind wir in München gelandet, das war eine schöne Erfahrung.“
„Snowden“ soll in Deutschland am 22. September in die Kinos kommen – eine Woche nach dem 70. Geburtstag des Regisseurs am Donnerstag. Der Film, für den sich Stone mehrfach in Moskau mit dem Whistleblower Snowden traf, ist typisch für den Oscarpreisträger – politisch, kritisch, unbequem und immer mit dem Finger in den Wunden seines amerikanischen Heimatlandes. So prangerte er unter anderem in „Platoon“ (1986) das brutale Vorgehen der GIs im Vietnamkrieg an, in „Natural Born Killers“ (1994) thematisierte er die Haltung seiner Landsleute zur Gewalt und in „Wall Street“ (1987) nahm er die Machenschaften der Finanzwelt aufs Korn.
Geboren wurde Stone 1946 als Sohn eines jüdischen Börsenmaklers in New Yorks besseren Kreisen. Gemeinsam mit dem späteren US-Präsidenten George W. Bush studierte er an der Elite-Universität Yale, die er allerdings schon nach einem Jahr wieder verließ, um an einer Schule in Vietnam Englisch und Geschichte zu unterrichten. Nach einem anschließenden freiwilligen Kriegsdienst lernte Stone zurück in New York das Filmhandwerk bei Star-Regisseur Martin Scorsese und arbeitete nebenbei als Taxifahrer.
Die in Vietnam erlebten Kriegsgräuel brachte der junge Filmemacher in „Platoon“ auf die Leinwand. Später nahm er sich in „JFK – Tatort Dallas“ den Verschwörungstheorien um den Mord am damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy an und porträtierte Richard Nixon und dessen Verwicklung in den Watergate-Skandal in „Nixon“. Mit seinen Filmen fand Stone viele treue Fans, aber traf immer auch auf viel Kritik. 2010 feierte er noch einmal einen Kassenerfolg mit dem Thriller „Wall Street: Geld schläft nicht“.
Stone bleibt politisch und laut wie eh und je. Zuletzt setzte er sich engagiert für den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders ein und sprach sich deutlich gegen Hillary Clinton und Donald Trump aus. „Seit ein paar Monaten bin ich verzweifelt, wenn ich mir unsere politische Landschaft anschaue“, schrieb er in einem Text für die „Huffington Post“. Außerdem wetterte er gegen das Handyspiel „Pokémon Go“ und bezeichnete es als „neues Level der Invasion“ in die Privatsphäre.
Er habe viele erfolgreiche Filme gedreht und Preise gewonnen, aber auch „eine Menge verloren“, sagte Stone einmal rückblickend der Deutschen Presse-Agentur. „Niederlagen sind ebenfalls Gewinne. Man lernt aus den Niederlagen, mehr als aus den Erfolgen.“[Christina Horsten/kw]
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