Auch im zweiten Solo-Abenteuer des Ant-Man kommt es nicht auf die Größe an: Erneut punktet der ungewöhnliche Superheld stattdessen mit seiner Ironie und seinem Humor. Und bewährt sich zudem auch noch als Vater.
Als der Ameisenmann vor drei Jahren erstmals über die Kinoleinwände krabbelte, war das wie eine Erfrischungs-Kur fürs Superhelden-Genre. „Ant-Man“, basierend auf einer, 1962 in einem Heft des amerikanischen Marvel-Verlags aufgetauchten Comicfigur, war lustig und frech, selbstironisch und zudem beseelt von einer fast kindlichen Freude an Größenunterschieden. Gegenstände wurden geschrumpft und vergrößert, mal war der Ameisenmann riesig, mal tatsächlich nicht größer als ein Insekt.
Der Ameisenmann nahm sich weniger ernst als viele der großen Superhelden vom Schlage eines Batman. „Ant-Man“ machte einfach Spaß und war dann mit einem weltweiten Einspiel von 519 Millionen Dollar auch ein großer Erfolg. Jetzt kommt eine Fortsetzung in die Kinos. Erneut inszeniert von Peyton Reed, erneut mit Paul Rudd in der Hauptrolle. Und auch Michael Douglas ist wieder dabei.
Zwei Jahre hat Scott Lang alias Ant-Man aufgebrummt bekommen: zwei Jahre Hausarrest wegen seines Einsatzes in Deutschland an der Seite eines Teils des Superhelden-Teams Avengers (siehe: „The First Avenger: Civil War“). Die häusliche Ruhe aber, die ist schnell perdu als Lang von der Vergangenheit eingeholt wird. Sein Mentor Hank Pym (Douglas) schickt Lang auf eine Mission, bei der es um nicht weniger geht als Pyms große Liebe, seine einst in der sogenannten Quanten-Ebene verschollene Frau Janet.
Unterstützung bekommt Ant-Man dabei von Pyms attraktiver Tochter Hope alias the Wasp. Schon im ersten „Ant-Man“ waren sich die beiden näher gekommen, nun geht die Romanze zwischen dem Ameisenmann und der mit Flügeln ausgestatteten Superheldin (Evangeline Lilly) weiter. Die beiden aber bekommen es zu tun mit einer Terroristin namens Ava – einem geistartigen Wesen, das zu den unheimlichsten Erscheinungen im Superheldenkino der vergangenen Jahre gehört.
Noch immer ist Ant-Man der verspielteste und wohl auch selbstironischste unter den im Kino aktiven Superhelden. Auch in dieser Forterzählung stellt er das ein ums andere Mal unter Beweis. In einer wunderbaren Szenen-Abfolge sehen wir, wie sich der Ameisenmann, als er mal wieder allein zu Haus ist, seine Zeit vertreibt: mit gesundheitswidrigem Essen, schlechten Filmen und, besonders gern: Schlagzeug spielend. Mithin wie ein fünfzehnjähriger Pennäler, der sich freut, dass die Eltern endlich mal weg sind übers Wochenende.
Herrlich auch die vielen Momente, die Paul Rudd mit seiner Filmtochter (wieder verkörpert von Abby Ryder Fortson) zeigen: Beim Versteckspiel, bei den vielen Zaubertricks, die sich der „Ant-Man“ während seines langen Hausarrests hat aneignen können. So sind es diesmal weniger die zwar hübschen und doch vertrauten Spielereien rund um Vergrößerungen und Verkleinerungen, die den Film auszeichnen. Und eher die, mal bewegenden, mal turbulenten Familien-Momente.
Endlich wissen all die Fans des „Ant-Man“, warum dieser beim im April gestarteten „Avengers: Infinity War“ (der doch fast alle bekannten Marvel-Helden auf der Leinwand versammelte) nicht mit dabei sein konnte: Er war wohl immer noch dabei, zu Hause seine Strafe abzusitzen. Querverweise dieser Art, von Film zu Film, machen einen Gutteil der Anziehungskraft der Marvel-Welt aus.
Auch diesmal gibt’s den ein oder anderen (wenn auch hübsch augenzwinkernden) Hinweis darauf, wie es weitergehen könnte im nie enden wollenden Superhelden-Universum. Wem das alles schnuppe ist, wer nicht vertraut ist mit all dem Spezial- und Insiderwissen rund um US-Superhelden, der darf sich gleichwohl freuen: auf ein so flottes wie lustiges Abenteuer. Das zudem mit zwei so betagten wie gleichermaßen eleganten Darsteller-Legenden aufwartet: Michael Douglas und, eine gelungene Überraschung, Michelle Pfeiffer.
[Matthias von Viereck]
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