„Alien“, „Gladiator“ – Regiestar Ridley Scott wird 80

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Ruhig wird es um Ridley Scotts 80. Geburtstag kaum zugehen. Der Regisseur muss nachdrehen, denn Kevin Spacey wird aus seinem neuen Film rausgeschnitten. Der Altmeister macht keine Kompromisse.

Seinen neuesten Spielfilm „Alles Geld der Welt“ hatte Regisseur Ridley Scott schon viele Wochen vor seinem 80. Geburtstag fertig geschnitten. Die Promo-Tour für das Entführungsdrama war geplant, der Starttermin in den US-Kinos auf den 22. Dezember festgelegt.
 
Doch dann wurden Ende Oktober massive Vorwürfe sexueller Belästigung gegen den Schauspieler Kevin Spacey laut – und Scott griff zu radikalen Maßnahmen. Der Regisseur, der an diesem Donnerstag (30. November) seinen runden Geburtstag feiert, schneidet derzeit alle Szenen mit Spacey als Ölmilliardär Jean Paul Getty raus und lässt sie von Christopher Plummer nachdrehen.

„Alles Geld der Welt“ erzählt die Geschichte der spektakulären Entführung des reichen Erben John Paul Getty III., der sich 1973 fünf Monate in der Hand skrupelloser Entführer befand. Sein Großvater hatte sich zunächst geweigert, das Lösegeld zu bezahlen. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, schnitten die Mafia-Kidnapper Getty sogar das rechte Ohr ab. Hauptakteure sind Michelle Williams und Mark Wahlberg, Spacey hatte eine Nebenrolle.
 
An dem geplanten Kinostart im Dezember will Scott festhalten. Das traut sich der Regie-Veteran offenbar zu. Er habe den Film in nur 43 Tagen abgedreht, erzählte Scott im Oktober – bevor der Spacey-Skandal für Wirbel sorgte – dem US-Magazin „Vanity Fair“. „Ich bin super schnell“, setzte der Regisseur noch drauf.
 
Es ist Scott zu wünschen, dass der Film noch vor Ende Dezember in den USA anläuft und es damit noch in den Oscar-Wettbewerb schaffen könnte. Vielleicht springt in der kommenden Trophäen-Saison endlich ein Oscar für den gebürtigen Briten heraus.
 
Drei Mal war Scott in der Sparte Bester Regisseur schon nominiert: 1992 für sein Roadmovie „Thelma und Louise“ über zwei starke Frauen (Susan Sarandon und Geena Davis), die einen Vergewaltiger erschießen und von der Polizei gejagt werden. 2001 für das bildgewaltige Epos „Gladiator“, 2002 für den Kriegsthriller „Black Hawk Down“ über den US-Militäreinsatz in Somalia.
 
Noch hat er keinen goldenen Mann gewonnen, aber er kann sich mit fünf „Gladiator“-Oscars trösten, darunter als bester Film des Jahres und für den Hauptdarsteller Russell Crowe, der zu Scotts bevorzugtem Star avancierte.
 
Mit 80 Jahren denkt Scott noch lange nicht an den Ruhestand. „Ich denke immer darüber nach, was ich als Nächstes mache“, sagte er im Oktober im Interview mit „Vanity Fair“. Zwei Filme stehen schon auf seiner Liste: Das Kriegsdrama „Battle of Britain“ dreht sich um Hitlers Eroberungspläne in England im Sommer 1940, als die Luftwaffe einen massiven Angriff auf London startete. Geplant ist auch eine Fortsetzung zu „Alien: Covenant“, erst im Mai hatte sein jüngstes Science-Fiction-Spektakel und Alien-Gemetzel mit Michael Fassbender an den Kinokassen abgeräumt.
 
Auch bei „Blade Runner 2049“ mischte Scott in diesem Jahr mit, allerdings nur als ausführender Produzent, Regie führte der Kanadier Denis Villeneuve. Der hatte mit Blick auf Scotts ikonischen Klassiker „Blade Runner“ aus dem Jahr 1982 gleich die Erwartungen gedämpft. Sein Film würde immer mit Scotts Meisterwerk verglichen werden, sagte Villeneuve im Juni dem „Hollywood Reporter“.
 
Scott war auf Umwegen zum Kino gekommen. Nach dem Studium, unter anderem am Royal College of Arts in London, arbeitete er als Szenenbildner bei der BBC. Doch Kulissen waren ihm nie genug, er träumte davon, „ganze Welten zu erschaffen“. Man vertraute ihm bald die Regie für Folgen verschiedener Fernsehserien an, bis er sich mit einer eigenen Produktionsfirma als Werbefilmer selbstständig machte.
 
Nach etwa 2000 Werbespots gab er 1977 mit der Verfilmung einer Joseph Conrad-Erzählung („Die Duellisten“) sein Leinwanddebüt – beim Filmfestival in Cannes prompt mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet.
 
Den internationalen Durchbruch schaffte Scott 1979 mit seinem düsteren Sci-Fi-Streifen „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“. Ein opulenter Horror-Schocker mit spektakulären Monstern und einem visuellen Stil, der mit einem Oscar für die besten Spezialeffekte gekrönt wurde.
 
Zu Scotts umfangreichen Werk gehören auch die Polizeifilme „Der Mann im Hintergrund“ und „Black Rain“ sowie der Horror-Thriller „Hannibal“. Sein Roadmovie „Thelma und Louise“ wurde 1991 zu einem Kultfilm des Frauenkampfes gegen Männergewalt. Im vorigen Jahr gewann sein Weltraumepos „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ mit Matt Damon als Titelheld den Golden Globe als beste Filmkomödie.
 
Den zweifach geschiedenen Vater von drei Kindern, der 2003 von der britischen Queen zum „Sir“ geadelt wurde, zieht es aus Hollywood immer wieder in die Heimat zurück. Dort bannte er den wohl bekanntesten englischen Volkshelden auf die Leinwand. Für „Robin Hood“ (2010) blieb er auch seinem Lieblingsstar treu. Es war die fünfte Teamarbeit zwischen Scott und Russell Crowe.
 
Crowe war auch zugegen, als Scott vor zwei Jahren auf Hollywoods „Walk of Fame“ mit einer Sternenplakette verewigt wurde. „Ich widme diesen Stern meinem Bruder Tony Scott“, sagte der Regisseur bei der Feier. Sein jüngerer Bruder, „Top Gun“-Regisseur Tony Scott, hatte sich 2012 im Alter von 68 Jahren das Leben genommen. Der Jüngere wurde von Kritikern als „guter Handwerker“ gelobt, dem Älteren bescheinigen sie stets künstlerisches Genie.

[Barbara Munker]

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11 Kommentare im Forum
  1. ... klar, Kevin Spacey steht in öffentlicher Kritik. Das birgt für Scott natürlich auch finanzielle Risiken. Es wird mit Sicherheit genug Menschen auf der Welt geben, die keine Filme mit Kevin Spacey ansehen wollen. Damit dürfte der Filme ohne Kevin Spacey für mehr Einnahmen an den Kinokassen sorgen als der gleiche Film mit Kevin Spacey ...
  2. Er macht was er will. Hauptsache ein neuer Alienfilm, anstatt Ripleys Geschichte zu Ende zu erzählen.
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