Ob Hannibal Lecter in der Serie „Hannibal“, Rochefort in „Die drei Musketiere“, Draco in „Kampf der Titanen“, Einauge in „Walhalla Rising“ oder Le Chiffre in „Casino Royale“ – Mads Mikkelsen ist in jeder Rolle eine gestandene Persönlichkeit, die allein durch ihre massive Präsenz beeindruckt.
In seinem neuesten Film „Michael Kohlhaas“ spielt Mads Mikkelsen den Pferdezüchter Kohlhaas, der von einem jungen Grafen um zwei seiner Pferde gebracht wird. Auf der Wegstrecke zum Markt versperrt ein Schlagbaum den Weg und es wird ein Passierschein verlangt. Da Kohlhaas kein solches Dokument besitzt, muss er notgedrungen zwei seiner besten Rappen als Pfand da lassen, die von seinem treuen Knecht César (David Bennent) betreut werden sollen. Als César allerdings die Stallungen erreicht, muss er mit ansehen, wie die zuvor so prachtvollen Reittiere auf dem Acker blutig geschunden werden. Sein Versuch, sie vor dieser Quälerei zu retten und wieder gesund zu pflegen, wird als Diebstahl gewertet und es werden die scharfen Hunde auf ihn losgelassen.
Von diesem Unglück zutiefst getroffen, beginnt für Kohlhaas der lange Weg eines Rachefeldzugs, den er schweigsam und unaufhaltsam durchzieht. Da jede Bemühung, die Sache vor Gericht zu bringen, scheitert, greift er dabei auf das illegale Mittel der Selbstjustiz zurück. Die Verfilmung der berühmten Kleist-Novelle beschönigt hierbei nichts und betrachtet die sehr nüchtern dargestellte Gewalt sehr kritisch. Überhaupt punktet der Film durch seine naturalistische Form sowie mit ehrfurchtgebietenden Landschaftspanoramen, durch die Kohlhaas und seine Truppen zu Pferde reiten.
Wie naturalistisch der Film ist, zeigt z.B. eine Schlüsselszene, in der ein Fohlen zur Welt gebracht wird. Die gezeigte Pferdegeburt ist nämlich vollkommen echt und der Geburtshelfer niemand geringeres als Mads Mikkelsen persönlich. So erklärt Regisseur Arnaud des Pallières: „Die Schauspieler waren per Handy permanent in Alarmbereitschaft und hätten die Geburt auch Tag und Nacht gedreht. Wir haben hierfür mit einem Tierarzt zusammengearbeitet, weil man muss, kurz bevor es soweit ist, ein bisschen nachhelfen, damit es zur Geburt kommt“, so der Regisseur.
Für den Schauspiler totales Neuland: „Mads Mikkelsen hatte natürlich noch niemals bei der Geburt eines Fohlens assistiert. Und Frédéric Sanabra (der Pferdezüchter) hat also versucht, ihm alles zu sagen, was es da zu sagen gibt und ihn auf die Art und Weise vorzubereiten. Und als die Szene dann gedreht wurde, war Sanabra hinter einer Tür, die man nicht sieht und hat ihm immer mal wieder ganz kurze Anweisungen gegeben – hat ihm gesagt ‚Jetzt zieh!‘ oder ‚Jetzt musst du sie an den Läufen festhalten‘, damit Mikkelsen wusste, was er zu tun hat. Aber im Prinzip hat er da wirklich alles allein gemacht. Und das Schwierige für ihn war natürlich, dass es so wirken musste, als sei das ganz alltäglich für ihn“, fuhr Arnaud des Pallières fort.
Dass ihm das beispiellos geglückt ist und man ihm die Rolle des Pferdehalters problemlos abkauft, können Sie ab heute selber im Kino sehen. „Michael Kohlhaas“ ist eine beeindruckende Reise ins Mittelalter, modern erzählt, in beeindruckenden Bildern illustriert und mit einem kernigen Mads Mikkelsen in der Hauptrolle ein echtes Erlebnis.
[ft]
Bildquelle:
- Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com