Zwei Entführungen hat Liam Neeson in „96 Hours“ schon erfolgreich gelöst, nun wartet zum Abschluss der Action-Reihe in „Taken 3“ ein anderes Problem auf ihn: Seine Ex-Frau wird ermordet – und er wird selbst zum Gejagten.
Nach Paris und Istanbul nun Los Angeles. Nach Entführung eins und zwei nun ein Mord. Zum Finale der Actionfilmreihe „96 Hours – Taken“ mit Liam Neeson als Ex-CIA-Agent Bryan Mills haben die Macher Kontinent und Plot gewechselt. Und die Hauptfigur hat im dritten Teil neben brutalen Gangster-Gegenspielern noch einen Jäger bekommen: Oscar-Preisträger Forest Whitaker spielt Polizeiinspektor Frank Dotzler, der den Mord an Mills Exfrau aufklären soll.
Schnell stellt der Ermittler fest, dass zwar auf den ersten Blick vieles für Mills als Täter spricht – ein ehemaliger Topagent aber wohl kaum so viele Spuren hinterlassen hätte. Dennoch fahndet die Polizei nach dem mutmaßlichen Verbrecher, der wiederum den wahren Täter finden will. So wird der Verfolger zum Verfolgten.
Bis es aber so weit ist, brauchen die Drehbuchautoren Luc Besson und Robert Mark Kamen gut 20 Minuten für Einblicke ins Familienleben. Mills Exfrau klagt ihm das Leid ihrer neuen Beziehung. Der Partner wiederum bittet Mills beim Kaffee, den Kontakt zur Geschiedenen auf Sparflamme runterzufahren. Und zwischendurch erfährt die Tochter, dass sie schwanger ist – möchte das aber lieber erstmal verschweigen. So ganz passt das nicht zum erklärten Anspruch von Regisseur Olivier Megaton, jede Filmminute mit Kuriosem und Überraschendem zu füllen.
Zwar nimmt die Handlung mit der Bluttat an Mills Ex an Fahrt auf. Tiefgründiger wird es dann, wie auch in den ersten beiden Teilen der Trilogie, aber nicht. Mit seinen alten Kompagnons ertüftelt Mills in einem geheimen Kellerraum auf einem Schrottplatz einen Plan, um den Mörder zu finden. Dabei ist er der Polizei immer mal wieder ein paar Minuten voraus. Zugleich will er seine Tochter beschützen. Als er während der Verfolgung gerade einen Moment Zeit hat, diese auf einer Damentoilette zu treffen, berichtet sie ihm schnell noch vom erwarteten Baby – und behandelt Papas Schock mit Schokolade.
Ähnlich simpel bleiben die Dialoge. Mal stellt der neue Partner von Mills Exfrau fest: „Bryan ist nicht gefährlich, aber die Welt, in der er lebt“. Mal analysiert Polizeiinspektor Dotzler wegweisend: „Dieser Kerl weiß, wie man unsichtbar wird“. Dabei spielt die Neubesetzung Whitaker mit dem hartnäckigen Polizisten noch die facettenreichste Rolle. Zu dessen Spleens zählt, dass er wahlweise mit einem Gummiband an den Fingern zwirbelt oder einen Schach-Spielstein rotieren lässt.
Neben dem 62-jährigen Neeson dürfte Whitaker viele Fans in die Kinos locken. Schon „96 Hours – Taken 2“ hatte 2012 an seinem ersten Wochenende in den USA und Kanada nach Angaben des „Hollywood Reporters“ 50 Millionen Dollar eingespielt (damals 38 Millionen Euro) und damit mehr als das Doppelte des ersten Films von 2009. Der zweite Teil der Serie setzte sich dort auch sofort an die Spitze der Kinocharts, die er in Deutschland allerdings nicht erreichte.
Liebhaber von aufgemotzten Actionszenen kommen auch nun auf ihre Kosten: Sei es eine Verfolgungsfahrt über die Autobahn, bei der in bester „Alarm für Cobra 11“-Manier ein Wagen quer über sämtliche Fahrstreifen auf die Gegenfahrbahn fliegt, sich ein Riesencontainer von einem Lkw löst und mehrere Fahrzeuge zu Schrott zerquetscht. Sei es der Versuch, mit einem Porsche ein startendes Flugzeug zu stoppen.
Mit Blick darauf liegt Megaton aber auch mit seiner Interpretation der Hauptfigur etwas daneben. „Das Publikum identifiziert sich mit Bryan Mills“, sagt der Regisseur, der auch Teil 2 verantwortet hat, im Presseheft. Er beschreibt den Charakter als „Vater von nebenan“. Das mag für Mills‘ Kämpfen um die Familie noch stimmen. Doch Megaton meint auch: „Er führt ein einfaches Leben.“ Das denkt wohl keiner auf seinem Kinositz – nach mehreren Stunts, Toten und Explosionen.Kinokritiken im Überblick
[Marco Krefting/fm]
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