Er arbeitet eifrig an seinem Image als Action-Star, dreht einen Film nach dem anderen. In „96 Hours – Taken 2“ liefern sich Liam Neeson und seine Entführer einen waschechten Showdown über den Dächern Istanbuls, wobei fliegende Fäuste und diverse Schießereien einige inhaltlich flache Stellen kaschieren müssen.
Liam Neeson (60) dreht seit Jahren einen Action- und Abenteuerfilm nach dem anderen. „Ich muss sehen, wie lange meine Knie mitmachen“, meint der 60-jährige Ire grinsend im Interview. „Vielleicht noch ein paar Jahre, wenn mir noch ein paar Drehbücher für Actionfilme angeboten werden. Aber danach wird es etwas albern, denke ich.“ In seinem neuen Actionthriller „96 Hours – Taken 2“ macht Neeson in der Rolle des durchtrainierten Ex-CIA-Agenten Bryan Mills aber noch eine ziemlich gute Figur – und rettet mit seiner unglaublichen Präsenz zumindest stellenweise den simplen Plot.
Alles dreht sich um Rache. Vor vier Jahren kam der erste „96 Hours“-Film in die Kinos, in dem Mills seine Tochter Kim (Maggie Grace) aus den Händen albanischer Mädchenhändler befreite und seine Gegner alle gnadenlos niedermetzelte. In „96 Hours – Taken 2“ schickt nun der Vater eines der damals Getöteten ein Kommando brutaler Typen los, das Mills zusammen mit seiner Frau und Tochter entführen und töten soll. Doch Tochter Kim entkommt und macht sich auf die Suche nach ihren Eltern.
Attraktiver Schauplatz für den Rache-Showdown ist Istanbul. Verfolgungsjagden über die Dächer der Altstadtviertel und die engen, von Händlern gesäumten Gassen liefern grandiose Bilder für spektakuläre Actionszenen. Mit Hilfe von Handgranaten-Explosionen will Kim herausfinden, wo ihr Vater versteckt wird. Bei der Flucht der Gangster hat sich Mills mit Kapuze über dem Kopf an den Geräuschen der Stadt orientiert, um so herauszufinden, wohin er verschleppt wird. Durch die von Kim gezündeten Handgranaten versucht er, abzuschätzen, wie weit seine Tochter von ihm entfernt ist und wo genau sie ihn suchen soll – noch haben die Geiselnehmer das Handy nicht entdeckt, mit dem er Kontakt zu Kim hält.
Während Neeson und Grace als Vater-Tochter-Gespann noch relativ viel Spielraum haben, hat Regisseur Olivier Megaton („Transporter 3“) Schauspielerin Famke Janssen als Mills Frau Lenore völlig in die passive Opferrolle verbannt. Überhaupt ist die Handlung so übersichtlich wie die Gegner zahlreich. Mills wird wieder mit jedem Angriff fertig und schießt und prügelt sich den Weg in die Freiheit und zu Lenore mit größter Brutalität frei.
Wie bereits der erste „96 Hours“-Teil, kennt auch der Action-Nachfolger nur Schwarz oder Weiß, Gut oder Böse. Mills Gegner haben fiese, unrasierte Visagen. Der aufrechte Ex-CIA-Agent blickt mit ehrlichen Augen im sorgenvoll gerunzeltem Gesicht in diese böse Welt. Seine Selbstjustiz wird zum Selbstläufer. Und so ist „96 Hours – Taken 2“ ein blutiger Actionreißer, der inhaltlich blutleer bleibt.Kinokritiken im Überblick
[Elke Vogel/fm]
Bildquelle:
- Inhalte_Kino_Artikelbild: © Romolo Tavani - Fotolia.com