Kein Oscar für Donnersmarck – „Roma“ vom mexikanischen Regisseur Alfonso Cuarón holte drei. Das US-Rassismusdrama „Green Book“ wird der beste Film. Außerdem erhält „Bohemian Rhapsody“ gleich vier Goldstatuen.
Die 91. Oscar-Gala bot für jeden etwas – aber nicht die große Show. Es gab dem Highlight der diesjährigen Filmpreis-Saison viele strahlende Sieger, aber keinen klaren Gewinner: Das US-Rassismusdrama „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ wurde bester Film. Der Mexikaner Alfonso Cuarón erhielt für die Netflix-Produktion „Roma“ den Regie-Preis. Und der Musikfilm „Bohemian Rhapsody“ belegte mit vier Oscars den Spitzenplatz dieser Gala-Nacht. Die Vertreter der deutschen Filmbranche dagegen verließen mit leeren Händen das Dolby Theatre in Hollywood.
„Green Book“ von Regisseur Peter Farrelly erzählt von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem schwarzen Musiker und seinem weißen Chauffeur in den USA der 60er Jahre. Dafür gab es neben dem Hauptpreis noch Oscars für das Original-Drehbuch und die männliche Nebenrolle – diese Auszeichnung sicherte sich nach 2017 zum zweiten Mal der Afro-Amerikaner Mahershala Ali.
Cuarón stand in der Nacht zu Montag am häufigsten auf der Showbühne: Dort nahm er nicht nur den Regie-Preis, sondern auch den Kamera- und den Auslands-Oscar entgegen. In beiden Kategorien setzte sich sein Schwarz-Weiß-Werk über das Leben einer Familie im Mexiko der 70er Jahre gegen das deutsche Künstlerdrama „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck durch. Bereits 2014 hatte Cuarón zwei Oscars gewonnen: Für die Regie und den Schnitt des Weltraumdramas „Gravity“. Donnersmarck hatte 2007 mit dem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ den Preis für den besten nicht-englischsprachigen Film bekommen.
Auch die anderen beiden deutschen Oscar-Träume zerplatzten: Die deutsche Koproduktion „Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats“ des in Berlin lebenden Syrers Talal Derki war in der Kategorie Dokumentation nominiert gewesen; die Deutsche Pamela Goldammer hatte sich mit dem Fantasyfilm „Border“ Hoffnung auf eine Auszeichnung in der Sparte Make-up gemacht.
Der US-Amerikaner Rami Malek gewann für seine Darstellung des Queen-Sängers Freddie Mercury in „Bohemian Rhapsody“ die Auszeichnung als bester Hauptdarsteller. Der Musikfilm wurde außerdem in den technischen Kategorien Tonschnitt, Tonmischung und Filmschnitt geehrt.
Die Britin Olivia Colman bekam den Hauptrollen-Oscar für ihre Verkörperung der englischen Königin Anne in der Historiengroteske „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“. Sie setzte sich dabei gegen die bereits sieben Mal nominierte und stets sieglose Glenn Glose sowie die Sängerin Lady Gaga durch. Die war als Hauptdarstellerin in dem Musikdrama „A Star Is Born“ nominiert – und gewann schließlich mit dem Titelsong „Shallow“ ihren ersten Oscar.
Als beste Nebendarstellerin wurde die Afro-Amerikanerin Regina King für ihre Rolle einer kämpferischen Mutter in dem Drama „If Beale Street Could Talk“ ausgezeichnet. Die Marvel-Comic-Verfilmung „Black Panther“ erhielt drei Oscars für das Kostüm- und Produktionsdesign sowie die Filmmusik. Regisseur Spike Lee gewann einen Oscar für die Drehbuchadaption zu seiner Politsatire „BlacKkKlansman“ und hielt eine flammende Rede gegen Rassismus und Hass.
Die 91. Oscar-Verleihung hatte diesmal keinen festen Moderator, dadurch fiel die Gala deutlich straffer und geschäftsmäßiger aus als in früheren Jahren. Show-Höhepunkte und ausgefeilte Gags fehlten größtenteils. Lediglich die musikalischen Beiträge sorgten für Stimmung – so startete die Band Queen mit den Hymnen „We will rock you“ und „We are the Champions“ rockig in die Gala, danach legten etwa Bette Midler sowie Lady Gaga und Bradley Cooper nach. Doch für ein Show-Feuerwerk reichte das nicht. [Patrick T. Neumann]
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